Schauspieler gibt es viele. Wenige davon sind nicht widerlich in einigen Rollen. Einige davon machen einem Spaß zum zusehen. Eine handvoll schafft es, einen Charakter wirklich zu erfassen und sich in ihn zu verwandeln. Aber wie viele waren ihre Rolle, bevor sie überhaupt gecastet wurden? Und wieviel dieser Rollen haben tatsächlich noch gute Autoren hinter sich, um interessant zu werden?
Es geht nicht darum wie Charlie Sheen – fluchüberihnundallseineproduktionen – sein eigenes Leben zur Serie gemacht hat und dabei ein paar Folgen lang Lacher verdient hatte, sondern wie ein grandioser Schauspieler in eine grandiose Rolle gefallen ist und sie gemeinsam eine kleine vertrocknete Walnuss erobert haben, das sich mein Herz nennt. Großartige Charaktere, meisterhaft ausformuliert, davon die elf, die ich am schnellsten gefunden habe.
Zach Braff als John Dorian
Goofy ist das Wort das mir immer einfällt. Ulkig käme dem vielleicht am nächsten. J.D. in Scrubs ist herrlich albern. Ich weiß nicht, ob es sein Gesicht ist, seine Schauspielerei, oder einfach seine angeborene Art. In jedem Fall haben wir hier einen tollen Rollen/Schauspieler-Hybriden, den man würdigen muss.
Edward James Olmos als Commander Bill Adama
Ah, die Stimme, ah das zerfurchte Gesicht, Alter, Weisheit und Energie in den Augen, aber auch die Müdigkeit und alle Lasten der Welt. Es war ein Glücksfall, dass Edward James Olmos die Rolle doch genommen hat. Sicherlich eine der Begebenheiten, die Battlestar Galactica von „noch einer“ Sci-Fi Serie zu etwas wahrlich bemerkenswerten gemacht haben.
David Duchovny als Hank Moody
Das Charlie Sheen-Argument könnte hier wieder ziehen. Aber zwischen two and a half men und Californication gibt es Unterschiede. David Duchovny spielt tatsächlich gut und Californication ist witzig, so bugger off. Man könnte weiter einwenden, dass David Duchovny auch gar nicht mal so gut spielt, aber zwischen dem ganzen Hollywoodgetue um ihn herum kann man ihm, dem Mann, der sich weigert das Spiel zu spielen,
wirklich nicht nachtragen nicht zu spielen.
Dann wiederum könnte man auch sagen, dass er es vielleicht tatsächlich gut macht…
Boromir Sean Bean als Ned Stark
Der Mann ist ja nun wirklich ein Spoiler auf zwei Beinen. Nichtsdestotrotz schafft Sean Bean es, vielleicht durch Erfahrung mit genügend ähnlichen Rollen, mühelos in Game of Thrones‘ Ned Stark zu schlüpfen und den Charakter glaubwürdig und rund auf den Schirm zu bringen und am Ende auch überzeugend tragisch zu sterben, nachdem er alles verrät wofür er stand und einen Krieg losbricht.
Ron Rifkin als Arvin Sloane
Der herrliche Alias-Bösewicht hat Windungen und Tiefe, wie man es sich besser kaum wünschen könnte. Er ist nicht der tragische Schurke, mit dem man am Ende Mitleid hat, er ist nicht der Gute, der vom Bösen verführt wurde, er ist auch nicht nur der Besessene, der er zu sein scheint. Er ist einfach nur Arvin Sloane. Der Typ, den man nicht hassen und nicht lieben kann, sondern beides muss. Applause an Ron Rifkin und das Bad Robot-Team hinter Alias.
Kyle MacLachlan als Special Agent Dale Cooper
Lange bevor Kyle MacLachlan der Captain in how i met your mother war, spielte er Dale Cooper in der noch einfallsreicheren Serie Twin Peaks. Zu Beginn der Neunziger noch jung und damit genau der erste richtige Stilbruch für den FBI-Veteranen. Es sei gesagt, dass niemals das Ende eines Charakters so viel Schauer über die Rücken gejagt hat, wie das von Dale Cooper. Wer da berührt war, liebe Leser, ist kein Mensch.
Avery Brooks als Captain Sisko
Auch wenn traurigerweise niemand mehr Star Trek gesehen hat, und schon gar nicht das ungeliebte Kind, was natürlich in Wirklichkeit die Krönung der Franchise darstellt, Deep Space Nine kennt, muss doch erwähnt werden, dass Captain Benjamin Sisko nicht nur der derbste Captain der Sternenflotte ist, sondern sogar die Performance von Captain Picard, alias Patrick Stewart, der sich ja schon oft als herausragend flexibel bewiesen hat (das ist Avery Brooks auch), in den Schatten stellt. Wer nicht glaubt, dass es wahr ist, darf nie vergessen, dass Sisko zu cool ist, um sich darum zu scheren. He can live with it.
Wer übrigens aufgepasst hat, wird gemerkt haben, dass alle Star Trek-Serien, mit einigen wenigen Fehlgriffen, ein exzellentes Casting haben.
Ian McShane als Al Swearengen
Es ist gar nicht notwendig, zu sagen, wie Al Swearengen immer cooler als Seth Bullock war. Jeder, der Deadwood gesehen hat, weiß das. Das liegt nicht nur daran, dass Seth langweilig und Al eine coole Sau ist, sondern auch, dass Ian McShane – wie sag ich es, dass der neudeutsche Leser es versteht? – einfach rockt. Die Subtilität und Finesse der ganzen Serie ist bei keiner Gestalt so gut aufgehoben wie bei der Schlüsselgestalt des Saloonbesitzers. Und der konnte nicht besser dargestellt sein als von Ian McShane.
Wer übrigens IanMcShane nicht aus Pirates of the Carribean oder Snow White and the Huntsman, sondern aus Sexy Beast kennt, der darf sich im Büro einen total offiziellen Dispositivgeschmackspreis, ausgestellt unter Autorität des Geschmacksimperialisten, abholen. [Den Preis wollt ihr bestimmt nicht, glaubt mir! Anmerkung des Chefredakteurs]
Ray Stevenson als Titus Pullo
Wenn wir schon bei tollen HBO-Portraits sind, eines aus der komödiantischen Ecke. Ray Stevenson ist nicht nur für Sex und generelle asskickery in Rome verantwortlich – wovon die Serie sonst ja auch genug hat -, sondern auch zur allgemeinen Auflockerung der oft sehr ernsten Serie. Nebenher brachte er auch noch die römische Republik zu Fall und schwängerte Cleopatra, aber das könnt ihr auch in den Geschichtsbüchern nachlesen.
Nathan Fillion in jeder Rolle seit Two Guys and a Girl
Man könnte einfach eine Rolle heraussuchen, aber irgendwie sind sie ja alle gleich. Das ändert aber nichts daran, dass er den Job gut macht. Captain Hammer hätte niemand so geben können („the hammer is his penis„), Captain Malcolm Reynolds ist nun wirklich einfach einmalig und ein viel besserer Spacecowboyschmuggler als Han Solo. Richard Castle ist dann nur noch die logische Fortsetzung in einem (halbwegs) realen Setting.
Jon Hamm als Don Draper
Gibt es jemanden, der besser den Womanizer/Geschäftsmann/überforderten Ehemann spielen könnte? Ich glaube nicht. Tatsächlich hat mich Jon Hamm in Mad Men erst auf die Idee dieser Liste gebracht. Damit ist er der beste Abschluss. Was man immer an den anderen aussetzen kann, hier zählt nichts. Faust aufs Auge. Arsch auf Eimer. Jon Hamm ist Don Draper.
So das wars. Ich könnte wohl eine ganze Weile weiter machen. Wie die Filmwelt durch Marlon Brando als Don Corleone verändert wurde, ist Geschichte und würde meine TV-Seriendomäne verlassen und abendfüllende Filme würden ironischerweise den Rahmen der viel längeren Fernsehserien hier sprengen. Die Fortsetzung der Liste findet sich in eurem Kopf. Ich höre aber besser auf, bevor es langweilig wird, oder jemand merkt, dass keine einzige Frau in der Liste steht. (Keine Ahnung warum. Ist einfach so passiert, aber mit albernen Frauenquoten fang ich aber gar nicht erst an.)
So say we all.
Noch keine Kommentare