Vor nicht allzu langer Zeit begab ich mich auf Gönnjamin-Basis in ein neuentdecktes asiatisches Restaurant. Nicht nur Sushi sollte es sein, mich gelüstete es nach langer carnivorer Abstinenz auch nach einem klassischen Chicken mit Reis. Auf der Speisekarte fand ich nicht nur die allzu gut bekannte Teriyaki-Sauce vor, sondern auch mir etwas Fremdes: Tamarinden-Sauce. Experimentierfreudig wie ich bin, habe ich das Ganze ohne zu zögern bestellt und bin überzeugt worden. Nun war mein Interesse geweckt, ich wollte unbedingt wissen, wie Tamarinde unverarbeitet schmeckt und so zog ich weiter in den Asia-Laden meines Vertrauens und erwarb eine ganze 450 Gramm Packung frischer Tamarindenfrüchte.

Abb. 1: Die Frucht der Tamarinde. Von links nach rechts: Ganze Frucht, Pulpa (schlau für Fruchtfleisch, welches die Samen umgibt) ohne Exokarp (Schale) mit den typischen drei zähen Fasern, die (steinharten) Samen.

Die Tamarinde (Tamarindus indica) ist ein Baum und gehört zur Familie der Fabaceae (Hülsenfrüchtler), zu der z.B. auch Bohnen, Erbse und Erdnuss gehören. Ursprünglich kommt sie vermutlich aus Ostafrika, mittlerweile ist sie aber in tropischen und subtropischen Gebieten weit verbreitet, v.a. Indien und Mexiko sind hier zu nennen. Die Frucht der Tamarinde und allen anderen Vertretern der Familie der Fabaceae ist die Hülse und nicht, wie oft fälschlicherweise umgangssprachlich genannt, die Schote. [Wer die strenge botanische Unterscheidung genau wissen möchte (selbst Schuld): Beides sind Öffnungsfrüchte, die Hülse besteht aber aus (meist) einem Fruchtblatt und öffnet sich über die Bauch- und Rückennaht. Die Schote besteht aus zwei Fruchtblättern, welche durch eine falsche Scheidewand voneinander abgegrenzt werden und sich bei Reife von dieser lösen.]

Zuhause angekommen probierte ich gleich eine aus. Die Schale ist ähnlich leicht zu knacken, wie die einer Erdnuss. Dann werden die ungenießbaren Fasern entfernt (siehe Abb. 1) und das Fruchtfleisch wird von den Samen „abgelutscht“, beißen wäre nicht zu empfehlen, da die Samen unglaublich hart sind. Den Geschmack einer puren Tamarindenfrucht kann ich nicht genauer beschreiben als dominant sauer (Richtung Rhabarber) mit einer dezenten Süße (Richtung Karamell). Für mich ein neuer, interessanter Geschmack, jedoch nicht so vom Hocker hauend, dass ich die ganze 450 Gramm Packung verschlingen möchte. Also suchte ich im Internet nach einem simplen Rezept mit Tamarindenfrüchten. Fündig wurde ich bei Isabel eats, einem amerikanisch-mexikanischen Foodblog, von dem ich sogar bereits das ein oder andere Rezept ausprobiert hatte und den ich euch wärmstens empfehlen kann! Ein Agua de Tamarindo sollte es sein. Dieses Getränk gehört zu den Aguas Frescas, alkoholfreie Erfrischungsgetränke aus Mexiko, die z.B. aus Früchten, Blumen oder Getreide bestehen und mit Wasser und Zucker gemischt sind. Ich machte mich also an die Arbeit und folgte step by step dem neu entdeckten Rezept.

Abb. 2: Let it cook! Von oben links nach rechts nach unten: Tamarindenhülsen befreit von Schale und Fasern, Hülsen kurz vorm Kochen, Hülsen nach Kochen und Ruhen.

Zuerst schälte ich alle Tamarindenfrüchte und entfernte die Fasern. Dann wurden diese kurz gekocht und für 3h Stunden ruhen gelassen.

Abb. 3: Blend it up! Von oben links nach rechts nach unten: Samen aus Pulpen herausfummeln und mit dem Kochwasser in Mixer geben, pürieren, filtern.

Nach der Ruhezeit wurde das Kochwasser in einen Mixer gegeben und ich durfte die freudige Arbeit erledigen, alle Samen möglichst fruchtfleischfrei rauszupuhlen. Das Fruchtfleisch wurde dann mit dem Wasser zusammen fein püriert und in ein großes Schraubglas gefiltert. Nun musste nur noch Zucker reingemischt werden und fertig ist das Agua de Tamarindo. Ich habe hierbei nur drei Viertel der Zuckermenge vom Isabel eats Rezept genommen und noch ein wenig Wasser dazugegeben. Ich bin zwar ein richtiges Süßmaul, doch mit den Mexikanern kann ich scheinbar diesbezüglich nicht mithalten. Zum Schluß kam der Spaß noch ein bisschen in den Kühlschrank und wurde dann mit Eiswürfeln serviert, für ein maximal erfrischendes Erlebnis.

Abb. 4: Sheesh! Frag nicht was für Saft. Links: Fertiges Agua de Tamarindo. Rechts: Am besten eiskalt genießen.

Fazit: Agua de Tamarindo schmeckt nach süßem Schwarztee mit einer angenehmen rhabarberlichen Säure (ich feier es hart). An einem schwülheißen Sommertag aber sowas von ein erfrischendes Erlebnis! Für alle, die etwas Zeit und Muse für etwas Neues und authentisch Mexikanisches mitbringen, eine klare Empfehlung meinerseits! Ich werde es bei Gelegenheit auf jeden Fall wiederholen.