Auch in diesem Semester kommen wieder zahleiche spannende Filme ins Kino oder warten bereits darauf, von euch geschaut zu werden. Jannik und sein Team aus Filmfreunden – Marc, Anna-Lena, Diana Maria und Ildikó – haben einen Blick auf neun von ihnen geworfen und auch auf einen düsteren Blockbuster, der bald darauf in den Semesterferien erscheinen wird.

Under the Skin

 

Diana Maria Nachdem gerade in den letzten Jahren das Science Fiction-Genre zeitweise an Tiefgang und Atmosphäre verloren zu haben schien, glimmt nun ein kleiner Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels. Under the Skin erzählt die Geschichte eines Aliens, das in menschlicher Gestalt (Scarlett Johansson) durch Schottland reist, um sich an Menschenfleisch zu laben. Und obwohl die Handlung zuerst einmal gewissen Standards entspricht, offenbart der Trailer, dass der Film weniger den Anspruch haben möchte, zum Action geladenen Blockbuster zu werden, wie man es gerade in den letzten Jahren von Filmen wie Elysium oder auch Ridley Scotts Prometheus gewohnt ist. Vielmehr keimt die Hoffnung, hier (endlich mal wieder) atmosphärisch geladene Science Fiction geboten zu bekommen, die mit ästhetisiert verstörenden Bildern, auffallendem Sounddesign und herausragenden Darstellern das dem Genre so angehörigen philosophisches Potential ausschöpft. Durch eine versuchte auswärtige Sicht auf die Menschheit und die Gesellschaft durch die Augen eines Aliens, ist durchaus zu vermuten, dass der Kinobesucher sich nach dem Film nicht nur unterhalten fühlt, sondern mit einem leicht faden, verstörten Eindruck das Kino verlässt. Vergleiche des Regisseurs Jonathan Glazer (Sexy Beast, Birth) mit Kubrick, dessen 2001: A Space Odyssey Ende der 1960er Jahre dem Science Fiction-Genre den Schritt vom B-Movie in die Welt der Blockbuster ermöglichte, ohne dabei an Tiefgang zu verlieren, liegen da natürlich nicht fern. Fans des Genres können sich also hoffentlich auf einen gelungenen Science Fiction-Film freuen, der durch düstere Atmosphäre und einen ausgearbeiteten Hauptcharakter überzeugt.

Kreuzweg

Anna-Lena Mit seinem dritten Film hat sich Dietrich Brüggeman auf neues Terrain begeben. Im Gegensatz zu seinen ersten beiden Filmen (Renn, wenn du kannst und Drei Zimmer, Küche Bad), die sich zwar auch mit tragischen Schicksalen und Beziehungen beschäftigen, diese aber heiter, leicht und turbulent erzählen, lässt Kreuzweg nur Erschütterung und Fassungslosigkeit zurück. Das Lachen, das sich in den ersten Minuten seinen Weg bahnen will bleibt einem ziemlich schnell im Hals stecken. Maria (Lea van Acken) wächst streng katholisch auf. Ihre Familie gehört der Priesterbruderschaft an, die extrem konservativ ist und jegliches Moderne ablehnt. Maria steht kurz vor ihrer Firmung und ihr Glaube bildet einen starken Kontrast zu ihrem Schulalltag. Dort ist sie der absolute Außenseiter, denn ihr Ziel ist es  sich vollkommen in den Dienst Gottes zu stellen.

Der Film berührt, schockt und greift den Zuschauer vor allem durch seine endlos scheinenden Einstellungen an. Durch seine Plansequenzen, die den christlichen Kreuzweg bzw. Marias Leidensweg darstellen sollen, strahlt der Film eine Ruhe aus, erdrückt den Zuschauer jedoch fast mit seiner Grausamkeit. Ein Film, an dem sich sicherlich die Meinungen scheiden, der provoziert, der vielen religiösen Menschen vielleicht so gar nicht passt, aber der dennoch wichtige Fragen stellt und zum Nachdenken anregt, welche Zwänge Gemeinden ausüben können und ob eine solche Lebenshaltung wirklich der Sinn vom Glaube und Religiosität sein soll. Harter Stoff, aber der Film lohnt sich und man wird sich an ihn erinnern. Läuft schon, also schnell rein ins Kino. Nicht umsonst haben die Brüggemann-Geschwister dafür den silbernen Bären für das Beste Drehbuch der diesjährigen Berlinale bekommen.

Banklady

Ildikó Hier wird die Geschichte von Deutschlands nettester Bankräuberin erzählt. Wer braucht schon Bonnie und Clyde? Hier kommen Gisela und Bernd! Regisseur Christian Alvart hat erkannt, dass die wahre Geschichte von Deutschlands erster Bankräuberin zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist und erzählt eine klassische Gangster-Lovestory, angesiedelt in den 60er-Jahren.

Noah

Marc Bibelstunde mal anders. Darren Aronofsky, der vielseits gefeierte Regisseur, der uns Arthouse-Perlen wie Pi oder The Wrestler schenkte, daneben auch die bekannteren Filme wie Requiem for a Dream und Black Swan, wagt sich an eine Big Budget Produktion. Noah heißt der Film und zeigt Aronofskys Interpretation der biblischen Geschichte rund um den Hobby-Kapitän und Tierpfleger Noah. Galt schon sein Film The Fountain als CGI Explosion (doch immerhin mit Inhalt), lässt der Trailer von Noah Zweifel aufkommen, ob Aronofsky hier einen guten Film gemacht hat. Auch wenn ich die frühen Filme von Aronofsky sehr mag, bin ich mir bei Noah unsicher, ob der Gang zum Kino notwendig ist. Doch für alle, die großes Effekt-Kino lieben, ist Noah eine gute Adresse.

Nymphomaniac: Volume II

Marc Wer sich nicht traut, in der Öffentlichkeit zuzugeben, auch mal einen Porno zu schauen, hat bei Lars von Triers Nymphomaniac gute Karten. Hier kann man zumindest immer noch behaupten, man sehe sich die Filme wegen ihres künstlerischen Wertes an. Von Trier lässt Nymphomaniac als Zweiteiler erscheinen und schon bald kommt der zweite Teil in Deutschland in die Kinos, der uns die noch fehlenden drei Episoden nachliefert. War doch der erste Film mehr eine ewiglange Rückblende, können wir uns jetzt darauf freuen, Charlotte Gainsbourg in Aktion zu sehen. Nymphomaniac wird sicher der polarisierenste Film des Jahres werden, aber vielleicht auch einer der besten.

A Long Way Down

Ildikó Nach High Fidelity und About a Boy kommt nun die dritte Hornby-Verfilmung in die deutschen Kinos. Wer den Roman kennt, der erwartet von A Long Way Down viel schwarzen, trockenen Humor und eine grosse Portion Ironie. Regisseur Pascal Chaumeil wagt sich mit grosser Starbesetzung an die Verfilmung. Doch auch ein Aaron Paul (Jesse Pinkman), eine Toni Colette (Little Miss Sunshine) oder ein Pierce Brosnan (James Bond) können nicht wirklich das retten, was dabei herausgekommen ist. Die Charaktere sind genauso flach wie ihre Witze. Vom schwarzen Humor ist nicht mehr viel zu sehen – stattdessen plätschert der Film vor sich hin und wird zum Spass für die ganze Familie. „Is‘ ja witzig, die wollen sich alle umbringen!“ müssen sich die Filmemacher gedacht haben und schufen aus der wundervollen Romanvorlage, die mit britischem Humor, aber auch mit Ernst an das Thema ging, einen massentauglichen, faden Einheitsbrei.

Die Schadenfreundinnen

 

Jannik Eine locker-leichte Slapstick-Komödie um drei Frauen, die sich gegen den Mann verbünden, der sie alle hinters Licht geführt und betrogen hat. Aus den ehemaligen Rivalinnen werden somit beste Freundinnen und Verbündete im Kampf gegen ihren gemeinsamen Nemesis Mark. Viel mehr gibt es über die Handlung des Films nicht zu sagen – sehenswert dürfte er daher vor allem wegen seiner Darsteller Cameron Diaz als einer der Racheengel und Nickolaj Coster Waldau als berüchtigter Herzensbrecher Mark werden. Kate Upton und Nicki Minaj sind ebenfalls mit von der Partie. Prognose: Vorhersehbarer Kinospass, an dem man durchaus seine Freude haben kann.

Stereo

Anna-Lena Ein Film den die Welt unbedingt braucht! Deutsches Genre-Kino verkümmert geradezu neben den Einheitsbrei-Filmen der Marke Schweiger und Schweighöfer. Deutsches Kino kann durchaus gut sein, geradezu toll. Hier ist der Beweis. Jungregisseur Maximilian Erlenwein hat für mich mit seinem Film Stereo einen der besten deutschen Produktionen gemacht, die ich auf der Berlinale sehen konnte und ich schaue sehr gerne und viele deutsche Filme! Ich hoffe die Namen Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu ziehen ganz viele Menschen ins Kino. Endlich wagt ein deutscher Regisseur sich mal wieder an einen Mystery-Thriller. Scheint es ja sonst nichts zu geben im deutschen Film.

Der Film beginnt mit einer Heilen-Welt-Geschichte. Erik beginnt einen Neuanfang auf dem Land mit seiner neuen Freundin und deren Tochter. Er eröffnet eine Motorradwerkstatt und alles scheint perfekt. Bis Henry in sein Leben tritt und einfach nicht mehr verschwindet. Leider kann nur Erik Henry sehen – er existiert nur in seiner Vorstellung. Zudem tauchen seltsame Typen in Eriks Motorradwerkstatt auf, die ihn an längst Vergangenes aus seinem alten Leben in Berlin erinnern. Der Psychoterror beginnt.

Stereo ist unberechenbar, der Zuschauer wird mit ständigen Wendungen des Films konfrontiert, was für 90-minütige Spannung sorgt. Selbst Kinogänger wie ich, die um Psycho-Filmen in erster Linie einen Bogen machen, werden in den Bann gezogen und am Ende lieben sie diesen Film. Weil er neben seiner Brutalität so erfrischend neu und anders ist. Highlight: der Soundtrack. Selten einen Film gesehen, zu dem der Soundtrack so genial dazu passt wie hier. Für mich: ein ganz besonders wertvoller Film in diesem Jahr!

Die geliebten Schwestern

Anna-Lena Der neue Dominik Graf-Film ist da. Nach langer Zeit widmet sich Graf wieder dem Kino und hat sich in seinem neuesten Film mit Schiller und seinen Frauen auseinandergesetzt. Die Schwestern Caroline von Beulwitz und Charlotte Lengefeld verlieben sich beide in Friedrich Schiller und eine leidenschaftliche Menage à trois entwickelt sich, die nicht ohne Folgen bleibt. Die Geliebten Schwestern ist ein dreistündige Reise zurück ins 18. Jahrhundert. Eine tragische Liebesgeschichte mit Leidenschaft und Hingabe und einer schier atemraubenden Intensität. Wenn der Abspann läuft dauert es eine Weile wieder im Hier und Jetzt anzukommen. Das liegt vor allem an der Schauspielkunst der zwei weiblichen Hauptdarstellerinnen. Hannah Herzsprung und Henriette Confurius spielen ganz stark in diesem Film. Sie sind maßlos, zart, verletzt, verzweifelt und lieben grenzenlos. Die Geliebten Schwestern wird in keiner Minute langweilig und zieht den Zuschauer sofort in seinen Bann – sofern er ein Interesse für historische Stoffe und insbesondere tragische Liebesgeschichten hat. Absolut empfehlenswert.

Sin City: A Dame To Kill For

Jannik Basin City. Was für ein gottverlassener Ort. Gegen das, was hier Nacht für Nacht passiert, war das Gemetzel in 300 ein Kaffeekränzchen. Ich werfe meinen Zigarettenstummel in den tiefen Morast und verfluche Frank Miller. Seinen Kumpel und Co-Regisseur Robert Rodriguez gleich mit. Die Verfilmung von Millers Graphic-Novel A Dame to Kill For wird die Stadt nach neun Jahren des Verfalls erneut mit Leichen pflastern, mich unzählige Monologe im Stile des Film Noirs halten lassen und Millionen Zuschauer in die Kinos treiben. Und was veranstalten sie jetzt mit mir, Dwight, einem der wenigen Rechtschaffenen an diesem Ort? Habe ich denn nicht schon genug mitgemacht? Nein, jetzt wurde für den zweiten Teil auch noch mein Gesicht umoperiert – ich sehe nicht mehr aus wie Clive Owen, sondern nur noch wie Josh Brolin. Wundert euch nicht, ihr verdammten Filmproduzenten, wenn mir Bruce Willis, Jessica Alba und Mickey Rourke die Show stehlen! Oder Eva Green, die jetzt die titelgebende Hauptrolle spielt und der alle zu Füßen liegen. Lasst euch übrigens nicht verwirren – in Basin treten Leute in der Fortsetzung auf, die im ersten Film bereits durchlöchert wurden, da das hier mit der Chronologie nicht ganz so eng gesehen wird. Ein Hauch Pulp Fiction also. Kultverdächtig? Ein kurzer Blick auf den Trailer lässt mich frösteln – wird A Dame to Kill For etwa nur ein lauer Aufguss eines guten Vorgängers, so wie schon vor ein paar Monaten 300: Rise of an Empire? Ein weiterer großartiger Graphic Novel von Frank Miller, der in diesem Jahr filmisch verkorkst wird? Ich verberge meine Hände in den Manteltaschen und mache mich auf den Heimweg – bis September ist es noch eine Ewigkeit. Ich muss bis dahin Kette rauchen und Whisky trinken, um in den Monologen noch rauer zu klingen. Und um zu verdrängen, dass mein neues Gesicht das einzig Innovative an diesem Film sein könnte. Die heutige Zeit scheint auf Typen wie mich verzichten zu können.