Videospiele sind ein vergleichsweise junges Medium und müssen sich oft den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mit Kunst wenig am Hut hätten und eher industriell denn künstlerisch angehaucht wären.

Der Journalist Duncan Harris hat es sich auf der Seite www.deadendthrills.com zur Aufgabe gemacht, dem entgegenzuwirken und mit Hilfe von hochaufgelösten Screenshots künstlerische Elemente in Spielen zu zeigen.

Natürlich gibt es wie beim Film und anderen Medien auch Produktionen, die weniger den künstlerischen und mehr den profitablen Anspruch haben wie zum Beispiel die Call of Duty-Serie und Konsorten, die das Äquivalent zum Popcorn-Kino á la Transformers darstellen.
Eben ein Rezept, dass für einen bestimmten Zeitraum immer wieder funktioniert und so oft angewandt wird, bis wirklich niemand mehr Lust darauf hat. Und natürlich genießen diese durch eine perfekt geölte PR-Maschinerie auch die mediale Aufmerksamkeit, so dass in der Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild von Videospielen vorherrscht.

So seien Spiele reines Entertainment, nur etwas für Jugendliche und Nerds und haben höchstens einen negativen kulturellen Einfluss (die müßige Killerspieldiskussion sei hier kurz erwähnt)

Spiele können aber auch so viel mehr sein. Spiele wie “ Shadow of the Colossus “ oder „Limbo“ (Klick, um auf die aktuelle „Do-it-Indie“-Folge zu kommen) zeigen, dass auch Spiele ein hohes künstlerisches Potenzial besitzen.

Es sind diese Spiele, die uns mit besonderen Momenten und Situationen konfrontieren

In Erstgenanntem verschlägt es den Protagonisten in eine leere und offene Welt, allein mit seinem Pferd und seiner toten Geliebten, die er versucht mit Hilfe eines dunklen Gottes wiederzubeleben. Dazu muss er 16 Kolosse töten, einzigartige und friedfertige Geschöpfe und das einzige Lebende in dem scheinbar verdammten Land. Wenn man durch die leeren Steppen reitet wird man nur von einem Gefühl der Einsamkeit begleitet, nach jedem Kampf fühlt man sich nicht als Sieger sondern als Mörder, so als hätte man gerade etwas wunderbares zerstört. Und stets fragt man sich, ob das Leben der Geliebten den Mord an diesen Geschöpfen rechtfertigt, und ob es am Ende nicht vielleicht doch ein nicht zu gewinnender Kampf ist.

Kunst ist, wenn uns etwas zum Nachdenken anregt, unsere Betrachtungsweise verändert oder erweitert und unser Innerstes bewegt. Das können gute Videospiele auch.

Shadow of the Colossus ist der Name, der am häufigsten fällt, wenn es um Spiele und Kunst geht. Hier liegt die Kunst in der genialen Komposition der Elemente Grafik, Gameplay und Musik.

Duncan Harris konzentriert seine Suche nach Kunst in Videospielen aber vor allem auf die grafischen Elementen.

So kam ihm die Idee, das Prinzip von echter Fotographie auf Spiele anzuwenden, wodurch er sich quasi weniger als Spieler sondern vielmehr als Fotograph in die virtuelle Welt begibt, immer auf der Suche nach interessanten und eindrucksvollen Motiven. Auf seiner Seite hat er inzwischen ein großes Repertoire an Fotos aus verschiedensten Spielen angesammelt, da er nach eigener Aussage in jedem Spiel ganz unabgängig von der sonstigen Qualität nach Kunst sucht, auch wenn sie in einigen Spielen schwerer zu finden ist als in anderen.

Eine Bezeichnung für seine Arbeit fällt ihm schwer, er nennt seine Arbeit “videogame tourism”. Am ehesten vergleicht sich Harris mit einem Filmfotographen, der eher eine Szene festhält als diese zu kreieren. Seiner Auffassung nach gibt es viele Spiele, die mit dem Besten mithalten können, was der Rest der Unterhaltungsindustrie zu bieten hat und er möchte zeigen, dass auch hinter Spieleproduktionen kreative Menschen mit Ideen und Leidenschaft stehen.

Eine wunderschönes Projekt, dass die Kunst in Spielen dokumentiert und auch für Leute, die sich bisher nicht dafür begeistern konnten, sichtbar macht.

Klickt doch mal rein:

www.deadendthrills.com