Ein 78-jähriger Arzt, der nach 50 Ehejahren seine Frau erschlägt und danach die Polizei ruft. Ein junger Mann, der eine Bank mit einer Spielzeugpistole ausraubt und auf einer Wiese auf seine Festnahme wartet. Oder drei Kleinkriminelle, die versehentlich einem Yakusi sein Familienerbstück klauen. Diese Geschichten sind so unglaublich, dass sie einfach stimmen müssen!

Ferdinand von Schirach wurde 1964 in München geboren. Er ist der Enkel des NS-Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Mit diesem schwierigen Erbe geboren, muss er sich schon früh mit dem Begriff der Schuld auseinandersetzen setzen. Er glaubt nicht daran, dass man Schuld erben kann, glaubt jedoch, dass seine Familiengeschichte ihm eine besondere Verantwortung zukommen lässt.

Ferdinand beginnt Jura zu studieren, weil ihm, wie er selbst sagt, nichts besseres einfällt. Er wird Strafverteidiger und betreibt seit 1994 eine eigene Kanzlei. Von Schirach hat einen Hang zu schwierigen und scheinbar aussichtslosen Fällen. Zu seinen berühmtesten Mandaten zählen sicherlich der BND-Spion Norbert Juretzko und der ehemalige SED-Spitzenfunktionär Günter Schabowski.

In seinem Erstlingswerk „Verbrechen“ verarbeitet er Erlebnisse aus seiner Tätigkeit als Strafverteidiger zu 14 Kurzgeschichten, die so spannend, rührend, aber auch grausam sind, wie das Leben selbst. Natürlich sind die Erzählungen des Buches verfremdet, damit Von Schirach nicht gegen seine anwaltliche Schweigepflicht verstoßen muss. Dadurch verlieren die Geschichten jedoch keineswegs ihre Authentizität. Das Buch gibt den Verlauf von Strafverfahren wesentlich genauer wieder als CSI und andere Krimiserien. Dabei wird eines deutlich: Der Strafverteidiger ist nicht nur Anwalt, sondern irgendwie auch Sozialarbeiter und Beichtvater.

Wer je ein Interview mit Ferdinand von Schirach gesehen hat, hat sicherlich bemerkt, der Mann ist ein Wortakrobat. Genauso Wortgewand wie er spricht, so schreibt er auch. Hat man sein Buch einmal in die Hand genommen, kann man es nicht mehr weg legen. Und so kann man diesem Buch nur eines zur Last legen:

Es liest sich zu schnell! Aber das Nachfolgewerk „Schuld“ ist nun genau wie Verbrechen im Piperverlag erschienen.