Als „Theater und Medien“-Student der Uni Bayreuth wird man im Laufe des Studiums immer wieder unweigerlich mit der Frage konfrontiert: Theater und Medien – Wie passt das eigentlich zusammen? Wo gibt es die Schnittmengen in Lehre, Forschung und Praxis? Eine Antwort zu finden ist nicht so leicht. Ganz im Gegenteil.

Trotz des vielversprechenden Titels „Theater und Medien“ bleibt bei mir die Frage nach dem UND bestehen. Wo genau findet denn dieser Austausch statt? Was verspricht sich der Studiengang „Theater und Medien“ von sich? Möchte man Theater und Medien überhaupt verbinden? Oder gönnen wir uns noch mal drei Jahre intensiver Suche nach den eigenen Stärken, um herauszufinden, ob wir nun mehr Theater oder mehr Medien sind? Denn nur die wenigsten wagen sich an eine Verbindung beider Elemente …

Doch woran liegt diese Unsicherheit unserem eigenen Studium gegenüber? An den Studieninhalten, den vermeintlichen Brücken, den Studenten, den mageren außeruniversitären Angeboten?

Ein Erklärungsversuch:

Studieninhalte

In der Medienwissenschaft werden sowohl praktische als auch theoretische Inputs geliefert, die man durch Zusatzangebote wie „Campus TV“, „Das Dispositiv“ oder auch „Schalltwerk“ intensivieren kann. Die Theaterwissenschaft beschränkt sich auf theoretische Kurse, wobei jedoch Theaterprojekte beratend unterstützt werden. Das „und“ wurde bislang durch die Juniorprofessur gewährleistet, wobei hier auch schon der Knackpunkt liegt. Es ist bei genauerer Betrachtung festzustellen, dass es nicht an Auswahlmöglichkeiten fehlt, sondern an Interessenten. Denn sowohl die Theaterwissenschaftsvorlesungen (z.B. Inszenierungsanalyse) als auch Medienwissenschaftsvorlesungen (z.B. Audiovisuelle Medien) wurden wahlweise von der Juniorprofessur gedoppelt. Doch dieses letzte bisschen „und“ räumt gerade das Büro leer.

Verknüpfungen

Ein erst kürzlich vorgenommener Fusionsversuch offenbarte ein nicht vorhandenes Interesse an Theater UND Medien. Der Kongress „Creative Coding“ wäre eine Chance gewesen in einer relativ lockeren Umgebung mit Menschen wie Jeremy Bernstein, Medienkünstler und Entwickler von Max/MSP/Jitter zu reden oder aber auch mit Wolfgang Hagen, Programmleiter Radio Bremen Vier, Leiter des RB-Online-Kanals, Medienhistoriker und –theoretiker. Doch weit und breit kaum ein Student in Sicht. Die Korefähen bleiben unter sich. Die Wissenschaft bleibt unter sich.

Wollen wir das?

Oder war „Creative Coding“ einfach nicht das richtige Thema, nicht das, was die Studierenden des Studienganges „Theater und Medien“ interessiert? Zu speziell – lautet die allgemeine Kritik von jenen, die NICHT da waren und leider auch die Vielfalt der Vorträge und Vortragenden nicht genießen konnten.

Sind „Theater und Medien“-Studenten also keine Nachwuchswissenschafter sondern Praktiker? Dem Desinteresse an den Dokumentarfilmern nach zu urteilen eher nicht. Immerhin wurde fleißig nebenher für die anstehenden Klausuren gelernt …

Und hier liegt ein weiterer kritischer Punkt: Anforderungen. Ich fühle mich, als hätte ich mit dem Beginn meines Studium einen unendlich lang andauernden Marathon angetreten, dessen Hürden an Hausarbeiten nie zu überwinden scheinen. Kaum ist die eine abgearbeitet, warten auch schon die nächsten fünf auf mich. Neidisch schiele ich auf die Informatik – Nebenfächler. Germanistik im Nebenfach. Ist das mit diesem Pensum machbar? Denn mit den Hausarbeiten allein ist es noch lange nicht getan. Praktika sowie Theater- und Filmprojekte gehören ebenso zum studentischen Alltag. Immerhin wollen wir nach dem Studium auch ein gewisses Portfolio vorweisen können.

Doch an einer Universität stehen Kurzfilme und Theaterproduktionen eher im Hintergrund. Wir sind weder an einer Filmhochschule, noch studieren wir angewandte Theaterwissenschaften, meint der Lehrkörper. Und doch drängt sich in uns Studenten das Bedürfnis auf etwas schaffen zu wollen. Und tatsächlich ist die Mediennacht der Medienwissenschaft ein Zeugnis dessen, was Studenten des Studienganges „Theater und Medien“ leisten können. Eine Plattform für die Filme und Kurzfilme ist also schon mal geschaffen. Doch leider steht diese gerade auf wackligen Beinen. Wollen wir die Mediennacht nicht mehr?

Und wie lassen sich nun theoretische Anforderungen mit studentischen Sehnsüchten nach praktischer Arbeit verbinden – ohne, dass man zwei Semester länger studieren muss, um das Pensum zu schaffen?

Schlussfolgern würde ich: Künstler aus der Praxis einladen, um mit diesen zusammen zu arbeiten. Dies geschah bereits in der Vergangenheit auf dem anscheinend speziellen Gebiet der Medienkunst. Doch das Interesse war begrenzt.

Bayreuth und Umgebung

Der Auftakt der Bayreuther Festspiele belebt die Stadt und erinnert uns daran, dass wir in einer Festspielstadt leben. Ein kurzfristiges, leider exklusives und somit uns zum Teil unzugängliches Theaterfestival täuscht nicht über das Nichtvorhandensein einer Theaterszene hinweg. Ich möchte an dieser Stelle die Studiobühne nicht unterschlagen. Was ich meine, ist vielmehr ein experimentierfreudiges Theater, das es sich leisten kann, innovative und anregende Stücke auf die Bühne zu bringen. Wer möchte, kann sich natürlich in den Zug setzen und nach Nürnberg oder Hof ins Theater fahren. Doch, wer möchte das?

Ebenso unspektakulär ist das Kinoangebot, das sich nicht über den Mainstream hinwegbewegt. Na ja, einige andere Filmangebote gab es schon noch, wurden allerdings vorerst aus dem Programm genommen.

Was braucht es also, damit „Theater und Medien“ eine Erfolggeschichte wird und nicht bloß ein netter Versuch bleibt?

Was brauchen wir?