Ich habe gestern tatsächlich Wetten, dass..? gesehen. Nicht komplett versteht sich. Aber ich war schon ein wenig gespannt, wie Markus Lanz sich nach zuletzt vernichtenden Kritiken so schlägt:

Au-Weia.

Als Markus Lanz um 20:15 das Studio in Bremen betrat und darüber philosophierte, dass die Beziehung zwischen Zuschauer und Wetten, dass..? jetzt schon wie eine 30-jährige Ehe sei, und dass es im Vorfeld viel Kritik über die Sendung gegeben habe, eben wie bei einer Ehe (?!). Aber: das ZDF wolle jetzt alles wieder besser machen! Deswegen ab nun ein neues Format: Nämlich das Alte. Was für ein souveräner Einstieg vor einem Millionenpublikum. Die Menschen im Studio klatschten leise, ich lachte laut vor dem Fernseher.

Dann ging es auch schon los. Elton, Ex-Raab-Praktikant und mittlerweile Kindersendungs-Moderator, präsentierte mit erkälteter Stimme die Stadt-Wette:100 Beamte sollten im Indiana Jones-Outfit vor irgendeinem Gebäude in Bremen erscheinen. Bis Sendeschluss waren es 33.

Als nächstes betrat Harrison Ford die Show-Bühne. Ein wenig ergraut und gelangweilt wirkend, machte er tapfer jeden Quatsch mit und durfte sich zunächst von Markus Lanz anhören, dass sein Sohn ein riesiger Indiana Jones-Fan sei: „Vor allem vom letzten Teil!“ Wie bitte? Von diesem Kristalljägerblödsinn? Kommen da nicht Aliens vor? Vielleicht hat Lanz‘ Sohn auch keinen einzigen Indiana Jones-Film gesehen und Lanz hat nur nach einem galanten Mittel gesucht, herauszubekommen, ob es noch einen weiteren Film der Reihe geben wird. Spitzfindige journalistische Fragen sind ja schön und gut, aber dann doch bitte nicht so billig formuliert. Das ist mit ein Problem der Sendung, die Glaubwürdigkeit: Als Fernsehzuschauer kauft man Lanz sein Interesse an prominenten Gästen einfach nicht ab. Wenn Markus Lanz zu Harrison Ford sagt: „Sie sind einer, von dem ich weiß, dass er selber Pilot ist.“, dann klingt das genauso ehrlich wie ein Doping-Geständnis von Lance Armstrong bei Oprah Winfrey.

Was für ein riesiger Indiana Jones-Fan er sei, erzählte anschließend auch der erste Wettkandidat sowie eine junge Frau aus dem Publikum, deren Mailbox Harrison Ford nach verlorener Wette besprechen musste.„Ein spektakulärer Wetteinsatz“ kommentiert Lanz das Besprechen der Mailbox. Armer Harrison „Indiana Jones“ Ford.

Beide ersten Wetten wurden übrigens verloren. Zuerst warf ein junger Mann Eier über eine zuvor aufgestellte Oktoberfest-Hütte und versuchte diese auf der anderen Seite mit einer Pfanne zu fangen. Es blieb bei 2 von 5 erfolgreichen Versuchen. Bei der Kinderwette scheiterte ein kleines Mädchen daran, über senkrecht aufgestellte Lippenstifte zu balancieren. Harrison Ford und Cher, die kurz zuvor „live!“(so Markus Lanz) gesungen hatte, zogen davon und Sylvester Stallone betrat die Bühne, ebenfalls stark ergraut und alt.

Darin liegt das Problem an Fernseh-Sendungen wie Wetten, dass..?. Das Format – ob nun in traditioneller oder modernisierter Version – ist und bleibt alt. Punkt.

Noch älter sind die Prominenten. Und am ältesten sind wahrscheinlich die Zuschauer, die Wetten, dass..? regelmäßig schauen. In diesem Stuhlkreis der Alterseminenz wirbelt Markus Lanz als umsichtiger Altenpfleger nun umher und versucht jedem einzelnem Bewohner des Hauses gleichviel medialen Unterhaltungs-Haferbrei in den Mund zu schieben. Das ganze Prozedere wäre nicht halb so schlimm, wenn man Lanz nicht ansehen würde, dass er in der Sendung ständig um sein Überleben kämpft.

Vorbei mit Gottschalk’scher Gemütlichkeit – da hilft auch die Rückkehr zum alten Format nichts mehr. Alles ist „sensationell und großartig“ und wenn ein vorbereiteter Gag von Lanz gerade mal nicht passt, dann haut er ihn trotzdem raus. Nur damit er diese lästige Pflicht lustig und spontan zu sein in seiner geistigen To-Do-Liste abhaken und im Programm weitermachen kann.

Manch ein Prominenter fühlt sich da wohl zu recht unwohl. Wenn Markus Lanz Cher ernsthaft fragt, ob sie etwas mit Jimi Hendrix hatte und diese ihn nur verwirrt anschaut, ehe sie „Ehm, no!“ sagt, kann man sich als Fernsehzuschauer nur die Fernbedienung an den Kopf hauen und sich mal wieder für unseren öffentlichen Rundfunk schämen.

Irgendwann hab ich dann auch ausgeschaltet. Es war einfach sehr schwer, mitansehen zu müssen, wie Markus Lanz vor allem sich selbst unterhält und einige alte Greise im Studio lächelnd im Takt zu Helene Fischer klatschen. Tolle Unterhaltung. Daneben stehen verwirrt die letzten Hollywood-Prominenten, die nicht von Tom Hanks gewarnt worden sind und nicht wissen, was sie dort machen sollen, während Markus Lanz ihnen Schirme in die Hand drückt, um sie vor fliegenden Eiern zu schützen.

Immerhin gab es ein wenig Promotion für Harrison Fords neuen Film: Es geht darin um Aliens… Genau wie im letzen Indiana Jones-Film.