Das internationale Finale von League of Legends, wohl eines der beliebtesten Multiplayerspiele aller Zeiten, ging Mitte September in die dritte Runde. Bei den World Finals wird festgestellt, welches Team die besten Strategien aus dem Ärmel ziehen kann. Die Anspannung ist groß: Nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den Spielern selbst, die dem enormen Druck standhalten müssen. Ich werde mir das Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen. Falls ihr also noch gar keinen Plan habt, worum es im E-Sport überhaupt geht, dann solltet ihr eure neugierigen Nasen nicht davon abhalten mal reinzuschnuppern. Doch was ist E-Sport denn jetzt überhaupt?

Fußball, Basketball, Baseball. Viele Ballsportarten sind Teil unserer Kultur und leisten einen großen Beitrag zur Wirtschaft. Bereits im antiken Griechenland wurden sportliche Wettbewerbe ausgetragen: Der Ursprung der Olympischen Spiele. Sportliche Wettbewerbe gewannen in den letzten Jahrhunderten immer mehr an Bedeutung, besonders politisch und kulturell. Mit der Erfindung des Heimcomputers und des Internets finden im heutigen Informationszeitalter auch digitale Wettbewerbe statt. Der E-Sport (elektronischer Sport) war geboren. Die Diskussion, ob „elektronischer Sport“ ein wirklicher Sport ist, steht international in der Debatte. Während dieser haben sich zwei Kontroverse gebildet. Die eine ist die subjektive. Also das Gefühl, das man als Gamer hat, wenn man sich selbst die Finger blutig spielt und dafür keine Anerkennung erhält. Die andere ist die objektive Betrachtung von Außenstehenden und die finanzielle Unterstützung von Sponsoren. Rein rechtlich gesehen ist E-Sport in Deutschland nicht als Sport anerkannt. Laut Definition bedeutet der Begriff Sport nach dem DOSB (Deutscher olympischer Sportbund):

„Die Ausübung der Sportart muss eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität eines jeden zum Ziel haben, der sie betreibt. Diese eigen motorische Aktivität liegt insbesondere nicht vor bei Denkspielen, Bastel- und Modellbautätigkeit, Zucht von Tieren, Dressur von Tieren ohne Einbeziehung der Bewegung des Menschen und Bewältigung technischen Gerätes ohne Einbeziehung der Bewegung des Menschen.”

Nach dieser Definition ist jedoch Schach auch ein Sport. Wie kann Schach also in Deutschland eine anerkannte Sportart sein, E-Sport aber nicht? Das wirkt auf mich sehr widersprüchig.

Einfach ein Gegenargument aufzuzeigen ist jedoch selbst eine der schlechtesten Argumentationsformen. Vielleicht sollten wir dann einfach mit dem Finger auf Andere zeigen und behaupten: „In Südkorea ist das sogar Nationalsport!“ Eine endlose Diskussion, die mit großer Wahrscheinlichkeit bis ins Jahre 2025 andauern wird. Anstatt dieses sinnlose Treiben weiterzuführen, sollte man sich doch eher Gedanken machen, was alle Sportarten kulturell verbindet. Ist dafür körperliche Anstrengung noch bedeutend? Tatsache ist, dass Sport verbindet – und das international. Und auch E-Sport tut das.

Man trifft sich in einer Online-Lobby und egal ob schwarz oder weiß, Christ oder Muslim, man wünscht seinen Spielkameraden „GL&HF“: Übersetzt „Viel Glück und hab Spaß!“. Im E-Sport zählt genau wie im Fußball auch die Leistung und nicht die Hautfarbe oder Religion. Ist es nicht das, was Sport ausmacht? Der ehrliche Wettstreit unter Freunden? Für Außenstehende hört sich das meistens ziemlich verrückt an, wenn ich sage, ich muss zum Training, um mich dann anschließend an den Computer zu setzen. Für den durchschnittlichen „Gamer“ ist es nur ein Hobby, für den „E-Sportler“ ist es allerdings ein hochanspruchsvoller Vollzeitjob. Für die Vereine (auch Clans genannt) hat es noch viel mehr Bedeutung. Für diese bleibt nur der Weg über Sponsoren, also Unternehmen, welche den E-Sport zum Großteil als Mittel zum Zweck sehen: Um den wirtschaftlichen Umsatz zu steigern. Wie im Fußball lebt dieser Sport hauptsächlich von Werbung, nur anstatt Sportkleidung zu vermarkten, werden eben Prozessoren, Grafikkarten und Monitore an den Mann gebracht.

E-Sport ist Leidenschaft. Die gleiche Euphorie, die ein Fußballfan erlebt, wenn er auf dem Rasen steht oder seiner Lieblingsmannschaft zusieht. Bewegung ist kein Indikator für einen Sport, sondern seine Emotionen, die er hervorruft. Es stellt sich also die Frage, ob der heutige Begriff des Sports überhaupt zeitgemäß ist. Meiner Ansicht nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis der DOSB den E-Sport als Sport anerkennt. Sogar noch heute wird man ausgelacht, wenn man sich als Schachspieler selbst als Sportler bezeichnet. Ob ein Sport auch gesellschaftlich anerkannt wird, ist allerdings fraglich. Leistung zu messen ist bei körperbetonten Sportarten weitaus einfacher zu bewerkstelligen, als bei „Denksportarten“. Die Anzahl der Tore, die schnellste Zeit bei einem Autorennen oder die Anzahl der Züge. Eine allgemeine physikalische Einheit für Leistung gibt es im Sport nicht. Was ein Mensch geleistet hat wird immer subjektiv sein und kann nicht immer gemessen werden. Vielleicht sollte es mir als E-Sportler egal sein, was andere Leute von mir denken. Meiner Ansicht nach sollte sich nicht der E-Sport zum Sport, sondern der Sport zum E-Sport weiterentwickeln. Zumindest auf sozialer Ebene. Tatsache ist: Sport verbindet Menschen! Egal ob mit oder ohne Schweißverlust…