Ende Juni feierte Rising Star Games mit dem Erscheinen von Harvest Moon: Light of Hope das 20-jährige Bestehen der Reihe. Doch auch dieser Teil dürfte an einigen Spielern vorbeigehen, die mittlerweile vom größten Konkurrenten abgeworben wurden: Stardew Valley. Doch was ist das Geheimnis dieses Indie-Titels?

Stardew Valley hat seinen Anfang 2016 auf dem PC genommen und eroberte von dort viele Spielerherzen. Entwickelt von ConcernedApe, alias Eric Barone, hat es schließlich 2017 seinen Weg auf die Switch gefunden und auch hier seinen Erfolg fortgesetzt. Anfang 2018 wurde das Spiel bereits über 3,5 Millionen Mal verkauft und seit seinem Erscheinen auf der Switch letzten Oktober hält es sich konstant in den Charts des Nintendo eShops. Und das nicht ohne Grund.

Das Spielgefühl

Zum einen wäre da der exzellente Spielfluss, der natürlich auf einem idyllischen Farmleben aufbaut: Unkraut jäten, Obst und Gemüse pflanzen, Tiere züchten und den Hof ausbauen. Also alles was man für eine gute Landwirtschaftssimulation braucht. Stardew Valley ist aber mehr als das: Beispielsweise gibt es ein großes Crafting-System, das nach und nach im Spielverlauf freigeschalten wird und Baupläne für immer neue Utensilien bereitstellt. Die Möglichkeit, sich benötigte Gegenstände, wie zum Beispiel einen Wassersprinkler, selbst zu bauen, motiviert dazu all die verschiedenen Ressourcen, die es im Spiel gibt, zu entdecken. Man kann nicht einfach fröhlich drauf los basteln, stattdessen sollte man sich stellenweise wirklich gut überlegen, wofür man seine Baumaterialien einsetzt, schließlich muss man für ein spezielles Erz dann auch mal 60 Level tief in die Mine vordringen.

Denn ja, eine Mine gibt es auch und zwar mit vielen, vielen Ebenen und vielen, vielen Monstern. Hier nimmt das Spiel stellenweise sogar richtige Action-RPG-Züge an, da man seinen Charakter mit Waffen, Accessoires und spezieller Kleidung ausrüsten kann und auch sollte, um Herausforderungen wie zahlreiche, gleichzeitig angreifende Monster zu meistern.

Ein weiterer wichtiger Punkt für den Spielfluss ist die Freiheit die das Spiel bei der Gestaltung des eigenen Hofes lässt, denn dadurch entsteht das Gefühl, dass es sich wirklich um die eigene Farm handelt. Nicht nur der Bau verschiedener Gebäude ist möglich, sondern auch das Einrichten des Farmhauses nach Herzenslust. Durch das bereits erwähnte Crafting-System hat man die Möglichkeit Dinge wie Weinfässer, Bienenhäuser oder Blumenkübel zu bauen, womit man seine Farmtätigkeiten in eine ganz eigene Richtung lenken kann: Man kann zum Beispiel Molkereiprodukte und Stoffe herstellen, man kann sich aber auch auf das Produzieren von Wein, Marmelade oder etwa Batterien konzentrieren.

Die Details

Das Gefühl, dass es sich beim Spielen von Stardew Valley auch wirklich um die eigene Farm handelt, wird auch durch die außergewöhnliche Detailverliebtheit verstärkt: So kann man gleichgeschlechtliche Beziehungen eingehen und sogar heiraten. Wenn man dann erst einmal verheiratet ist, überrascht der Partner in regelmäßigen Abständen beispielsweise mit selbst gekochtem Kaffee oder der Mithilfe auf dem Hof. Außerdem kann man sich im ortsansässigen Saloon an einem Arcade-Automaten die Zeit vertreiben und in kleinen Videosequenzen entscheiden, wie der eigene Charakter auf andere Dorfbewohner reagieren soll.

Bei Stardew Valley handelt es sich also nicht nur um einen Landwirtschaftssimulator, sondern vielmehr um eine Erfahrung, die Farming, Crafting, Action und Dating in sich vereint.

Ein-Mann-Team

So vielseitig wie das Spiel ist auch sein einziger Entwickler: Musik, Story, Dialoge, Design – einfach alles stammt aus der Feder von Eric Barone. Nach eigenen Angaben begann Barone 2011 mit der Entwicklung von Stardew Valley um seine Aussichten auf einen Platz in der Spielindustrie zu verbessern. Er selbst war während seiner Jugend ein großer Harvest Moon-Fan, hatte aber das Gefühl, dass die Reihe mit der Zeit eher schlechter als besser wurde. Deswegen beschloss er, selbstständig etwas Ähnliches zu schaffen, und die Schwachpunkte seines Vorbildes auszumerzen. Ist das Spiel deswegen so gelungen? Vielleicht. Durch sein Ein-Mann-Team konnte Barone mindestens ungestört seine Ideen verwirklichen, und bezog lediglich das Feedback der Twitter und Reddit Communities ein.

Und es ist noch nicht vorbei: ConcernedApe hat mit dem Multiplayer-Update Anfang August erneut unter Beweis gestellt, dass er konstant mit der Weiterentwicklung von Stardew Valley beschäftigt ist, was auf noch so manche Erweiterungen hoffen lässt. Das motiviert die Community natürlich, am Ball zu bleiben, und holt sicherlich auch zukünftig neue Spieler ins Boot. Die Hürde, dem Indie-Hit eine Chance zu geben, ist mit 15€ außerdem recht niedrig angesetzt. 

Der Schlüssel zum Erfolg von Stardew Valley liegt also zwischen Innovation, Detailverliebtheit, Leidenschaft des Entwicklers und vor allem der Kohärenz, die entsteht, wenn sich jemand mit einer starken Vision alleine um alle Bereiche des Spiels kümmert. Probiert es aus!

Autorin: Teresa Winter