Am 09.09.10 ist Kinostart für Anand Tuckers „Verlobung auf Umwegen“ (Originaltitel: Leap Year) mit Amy Adams und Matthew Goode in den Hauptrollen und wieder werden mit der x-ten Liebeskomödie im Jahr 2010 wieder alle Klischees bedient.

Gängigen Theorien zu Folge muss man den Inhalt eines Films in einem Satz zusammenfassen können, andernfalls ist der zu kompliziert und wird beim Publikum mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ankommen. Nun, im Fall von „Verlobung auf Umwegen“ könnte ich das in drei Worten schaffen und das ohne dabei ein Verb zu benutzen.

An dieser Stelle juckt es mich wirklich in den Fingern lieber über die Unfähigkeit der Leute zu schreiben, die die Filmtitel ins Deutsche übersetzen, anstatt über den Film selbst. „Leap Year“ heißt wörtlich übersetzt nicht mehr und nicht weniger als „Schaltjahr“. Das ist zwar jetzt an sich auch kein Titel, der einen nur des Titels wegen sechs Euro für die Karte ausgeben lässt, aber immerhin wäre hier nicht der Name gleich der Inhaltsangabe. Der Inhalt des Films ist nämlich – und jetzt haltet euch bitte fest, eine komplizierte Verlobung. Jetzt war eines der drei Worte auch noch ein Artikel. Phänomenal.

Aber ernsthaft jetzt, inhaltlich gibt der Film tatsächlich wenig bis gar nichts her. Die junge Wohnungsarchitektin Anna (Adams) fliegt aus Boston nach Irland, um ihrem Mann Jeremy (Adam Scott) nach einer dort üblichen Tradition einen Heiratsantrag zu machen. Durch viele unglückliche und unglaublich zufällige Zufälle lernt sie auf der Insel einen charismatischen jungen Mann (Goode) kennen, der sie zu ihrem Auserwählten nach Dublin bringen soll. Declan – so heißt der Ire – gibt sich anfangs schroff und verschlossen, aber im Laufe der an Ereignisreichtum ziemlich armen Reise… und so weiter den Rest kann sich jeder denken. Oder ich habe hier jetzt eine extreme Neugierde und Spannung erzeugt und ihr stürmt die Kinos.

Okay, man kann sagen, dass sich Liebeskomödien auch nicht unbedingt durch inhaltliche Raffinesse auszeichnen müssen, sondern eher durch eine Art charmanter Gemütlichkeit, die es dem Zuschauer gut gehen lässt und ihm ein Lächeln aufs Gesicht zeichnet. Nur um sich zumindest ein bisschen abzuheben vom Rest, bräuchte es so etwas wie einen guten Aufhänger, etwas, das einen hingucken lässt. Das gibt es aber leider nicht. Adams (Junebug, Glaubensfrage)und Goode (Watchmen) spielen ihre Rollen ansprechend, gut und sympathisch, harmonieren auch nicht nur optisch hervorragend auf der Leinwand, nur gehen sie leider mit der gesamten Geschichte in der Langeweile, die mit zunehmender Spieldauer zwangsläufig entsteht, wenn nichts passiert, unter.

Für die, die den Trailer gesehen haben, kommt es – leider mal wieder, aber auch den Exkurs über schlechte Trailer spare ich mit an dieser Stelle – noch schlimmer. Die letzte dort gezeigte Einstellung, aus der man einen Handlungsverlauf – eigentlich müsste dieses Wort hier in Anführungszeichen stehen – ableiten kann, kommt im Film nach sage und schreibe 70 Minuten! Man wartet also über eine Stunde, dass etwas passiert, was man nicht schon aus 120 Sekunden Trailer weiß. Man kann aber auch sagen, dass es nach diesen 70 Minuten dann noch einmal einen Aufschwung gibt, der sich allerdings dann auch wieder in die Länge zieht und in absoluter Klischeehaftigkeit endet. (Was ja wie gesagt bei einer Liebeskomödie nicht als Minuspunkt angesehen werden muss.)

Nun aber – frei nach dem Motto: das Beste kommt zum Schluss – zum Positiven, aus irgendeinem Grund habe ich den Film ja schließlich 95 Minuten lang angesehen. Die Landschaftsaufnahmen in Irland fallen zweifellos in die Schublade der Superlative, sind ästhetisch umwerfend und wiegen ein ganzes Stück schlechte Story wieder auf. Allerdings wäre Tucker mit einem Dokumentar- oder Landschaftsfilm über Irland deutlich besser beraten gewesen, denn solche Aufnahmen hätten einen würdigeren Rahmen verdient gehabt.

Letztendlich kann man sagen, das Problem des Filmes ist das Drehbuch, das jegliche Innovation vermissen lässt. Somit wird „Verlobung auf Umwegen“ höchstens frisch verliebte Pärchen und Irland-Liebhaber in die Kinos locken, allen anderen empfehle ich den Trailer anzuschauen und sich dazu ein möglichst klischeehaftes Ende auszudenken. Dann spart ihr euch nämlich das Geld für den Eintritt. Von kino.to rate ich ebenfalls ab, da ihr mit dem Trailer nämlich auch Zeit spart. Und die ist ja bekanntlich auch Geld.