Unschärfe auf der Leinwand kommt im Bayreuther Cineplex leider häufig vor.

Was ist im Vorführraum eigentlich los?

Schärfe ziehen ist beim filmemachen nicht nur eine Technik, die man entweder richtig oder falsch machen kann, sondern auch künstlerisches Mittel, das unbewusst die Aufmerksamkeit des Zuschauers lenkt und die Bildkomposition entscheidend prägt.

Viel Mühe geben sich die Filmteams dabei, und in jeder einzelnen Einstellung wird genau überlegt, in welcher Position das Rädchen am Objektiv steht oder sich dreht.

Doch damit ist es nicht getan. Denn es ist Aufgabe des Kinos, auch das abzubilden, was gefilmt wurde. Der Projektor im Vorführraum ist im Grunde eine Kamera, die umgekehrt läuft: statt Bilder aufzunehmen, zeigt er sie. Allzu unterschiedlich sind die beiden Geräte nicht.

Wir sind also im Bayreuther Cineplex und ziehen uns gerade die Vorschau rein – alles ist wunderbar scharf, nicht nur die Damen und Herren in der Eiswerbung.

Doch dann beginnt der Film, und damit gibt es einen Projektorwechsel – verständlich, denn die Werbung bleibt ja im Prinzip immer dieselbe.

Der Hauptfilm beginnt also, und man denkt, dass alles passt – doch die kleinste „falsche“ Schärfe verändert die Bildkomposition, für die Hundertausende oder sogar Millionen von Euro ausgegeben wurden.

Nicht selten sticht es einem aufmerksamen Betrachter nach einigen irritierten Blicken sogar schmerzhaft ins Auge, und manchmal kann man in den ersten Minuten des Films beobachten, wie das Schärferad gemütlich hin- und hergeschoben wird, mal hier und dort verweilt, bis es endlich findet, wonach es so vergeblich gesucht hat.

In der Hoffnung, das nach dem Richtigen gesucht wurde.

Da kommt die moderne Technik ins Spiel, die leider auch manchmal Fluch und nicht nur Segen ist: denn früher war der Vorführer gezwungen, permanent am Projektor zu stehen, da er mehrmals manuell überblenden musste, damit der Film nicht schon am falschen Zeitpunkt zu Ende war.

Heute bedient der Vorführer 10 Säle parallel, und er kann sich zudem während der Vorführung statt mit Film-Schachteln auch intensiv mit Pizzaschachteln beschäftigen, da fast alles automatisch abläuft.

Der Projektor hat jedoch kein Auge (und, am Rande bemerkt: auch keine Ohren!). Im Normalfall verstellt sich sogar der Objektivrevolver bei jeder Umdrehung minimal, was im Laufe der Vorführung schon ausreicht, keine 100%ige Schärfe mehr zu haben.

Im Klartext: bis zur letzte Filmvorführung am späten Abend muss genau und mehrmals justiert werden.

Bei 35mm Filmmaterial, das im Moment noch Standard ist, kann auch noch was anderes fälschlicherweise als Unschärfe wahrgenommen werden: der Verschleiß. Es gibt ein Original des Filmmaterials – die Erste Generation – und die muss kopiert werden. Die Zweite Generation hat eine Verminderte Qualität, die Dritte natürlich unso mehr. Und, und, und … Im Schlechtesten Fall kann es sogar passieren, dass der Film unscharf kopiert ist. Kommt ganz drauf an, welches Material man benutzt und wie viel Mühe man sich beim Kopieren gibt – und wie viel Geld! Filmmaterial ist verdammt teuer.

Doch zumindest diese Probleme werden nicht mehr allzu lange auftreten. Das digitale Kino naht, und da wird nicht nur das Bild detailreicher denn je sein, sondern auch kein Verschleiß mehr möglich sein.

Aber bis es soweit ist, sollten wir nicht vergessen, dass wir uns sozusagen auf dem Höhepunkt des 35mm-Films befinden und man im Laufe des letzten Jahrhunderts genug Zeit hatte, sich damit zu beschäftigen.

2, 3 Minuten „leichte“ Unschärfe kann man als Gast ja akzeptieren, aber dann sollte alles passen, und das Scharfstellen selbst sollte auch möglichst unauffällig über die Bühne gehen (ebenso wie der Ton passen und die Bildqualität gut sein sollte).

Ein Kino dieser Größe dürfte wissenschaftlich Präzise Instrumente zur Fokussierung haben und sich nicht nur aufs Auge verlassen müssen, doch wer weiss: vielleicht sind es nicht genügend Augen, sind sie unpräzise oder haben abends schon einen langen Tag hinter sich.

Wie dem auch sei, eines ist klar: für 8,00€ kann man erwarten, dass ein scharfes Bild auf die Leinwand geworfen wird.