Selbstverständlich könnte man die Frage nach dem Spiel, welches mir dieses Jahrzehnt unter anderem sehr positiv aufgestoßen ist mit einen der gewaltigen Brocken beantworten, welche den breiten Massen besonders positiv entgegenkamen. Allerdings könnte man genauso gut auch einen Blick auf die weniger bekannten Spiele werfen, jene, welche durch den Release überhypter Konkurrenten oder sonstiger Hindernisse untergingen und in den Sumpf der unbeachteten Games untertauchten.

So zählt auch für mich das Spiel, welches unter dem Namen Kingdoms of Amalur: Reckoning bekannt ist zu den zu Unrecht unbeachteten Werken seiner Zeit.

Tatsächlich erschien das von Electronic Arts gepublishte und von Big Huge Games und dem Rollenspiel-Veteranen Ken Rolston (bekannt für den Klassiker Elder Scrolls Morrowind) entwickelte Spiel im Jahre 2012. Als ein Action-Rollenspiel, in welchem man in typischer Manier der auserwählte Hoffnungsträger die gesamte sterbliche Welt vor der drohenden Vernichtung durch eine alte und unsterbliche Rasse namens “Tuatha Deohn” zu bewahren versucht, bedient sich das Spiel zumindest in Dingen Narration an der altbewährten Formel. Auch wenn man an vielen weiteren Stellen Inspirationen wie im Art Style, der beispielsweise an Fable von Lionheadstudios erinnert erkennen kann, und das Gameplay bzw. das Kampfsystem stark an die God of War Werke oder auch entfernter an den Hardcore Klassiker Dark Souls erinnert, geht das Spiel auch an diesen Punkten seinen eigenen Weg und meistert diesen auch.

So finden hier beispielsweise die nur selten im Europäischen Fantasy auftauchenden Chrakrams, (große meist metallische kreisgebogene Klingen, welche entweder im Nahkampf zum schnellen Geschnetzel oder sogar für den Fernkampf auf nahende Gegner geworfen werden können- und anschließen wieder wie ein Boomerang zurückfliegen) ihr Gehör

Auch greift hierbei ein gängiges Klassensystem für Magier, Krieger und Schurke, in welchem man durch einen Skilltree diverse Auslegungen wie schwergepanzerter Nahkämpfer mit Schild oder doch lieber mit einer zweihändigen Waffe mit mehr Wums entschieden werden kann. Oder doch lieber der Schurke mit Pfeil und Bogen oder doch lieber ganz stealthy mit Dualdolchen und Meuchelmord? So oder so: es wird für jeden Spieler die passende Spielweise geben.

Ein akzeptables Crafting- und Gathering-system für Ausrüstung, Waffen und Gems für Equipmentaufwertungen sowie das recht leicht verständliches Housing um auch mal ein verdientes Päuschen einlegen zu können bringen dabei dem Ganzen noch eine gewisse gelassene Note für die ruhigen Momente, die in Amalur nicht zu kurz kommen sollen. 

Kommt einen doch schon sehr bekannt vor, nicht?

Die Kurzfassung: nicht alles, was es schon mal gab ist gleich schlecht. Gerade wenn man es schafft mehrere positive Eigenschaften anderer Spiele aufzugreifen und diese noch dazu in seinem Kessel zu einem homogenen funktionierenden Spiel zusammenrührt, welches nicht als ein simpler Klon unter neuem Anstrich gilt, verdient etwas Anerkennung.

Und genau das macht Kingdoms of Amalur meiner Meinung nach.

Das Spiel überrascht zwar in seiner Erzählweise nicht sonderlich durch einen noch nie dargewesenen oder herausragenden Plot, bildet allerdings mit seinem eigens kreierten Universum eine interessante und erkundenswerte und lebendige Welt, in die man gerne zahllose Stunden versenken kann. Eine Welt, die sowohl düster wie auch träumerisch und magisch sein kann, zahlreiche Geheimnisse für den Erkunder bereithält und sich als schlüssig erweist.

Selbst der sehr orchestral gehaltene Soundtrack fügt sich passend in die Geschehnisse ein und steuert seinen nicht unbedeutenden Teil zur epochalen Erzählung bei oder zieht den Spieler durch seine mysteriösen Klänge in den Bann. So hauen die Kämpfe umso mehr rein und die Landschaftsszenen lassen bei dem einen oder anderen einen sehnsüchtigen Seufzer entlocken.

Ebenso merkt man dem Spiel Rolstons Teilnahme an, da Dialogsystem und zwischenmenschliche Interaktion stark denen der Elder Scrolls-Reihe nahekommen, was sich auf nach-und-nach erschließende Dialogoptionen auswirkt.

Letztendlich kann ich nur sagen, dass die zahllosen Stunden, welche ich in das Spiel gesteckt habe sich vollkommen gelohnt haben. Wer einen Vorreiter neuer Ideen in Dingen Story und Mechaniken sucht, wird diesen wohl nicht in Kingdoms of Amalur finden, doch genau das möchte das Spiel auch nicht sein. 

Von mir aus kann der zweite Teil nach all den Jahren endlich mal kommen, auf dass die Welt vielleicht diesmal dem Aufruf folgt, das wundersame Amalur zu erkunden.