Subkulturen definieren sich immer auch ein Stück weit über ihre Konsumgewohnheiten. Und so gehört auch zur Hackerkultur ein besonderes Getränk: „Club Mate“ hält wach, wenn noch bis früh in den Morgen Code geschrieben wird. Kathrin Ganz, Jens Ohlig und Sebastian Vollnhals haben jetzt ein Buch über den gelblichen Stoff aus dem mittelfränkischen Münchsteinach und andere Hackerbrausen geschrieben.
Viel interessantes Wissen und auch einige kurriose Anekdoten haben die drei dafür gesammelt. Wie die Brause von der kleinen Brauerei Loscher beinahe gegen deren Widerstand, denn der Besitzer hätte – typisch Franke – den InteressentInnen lieber sein Bier verkauft, dennoch nach Hamburg und Berlin kam, um dort den heutigen Kult zu starten, erzählt ein Interview mit dem damaligen „Importeur“ Freke Over, der das Getränk mit dem linken Getränkehandel KGB (Kohlen, Gips, Bier) erst dem Publikum der Berliner Hausbesetzerkneipen und später der restlichen Stadt und dem Umland schmackhaft gemacht hatte. Auch amerikanische Hacker kamen im Rahmen der Aktion Hackers on a Plane mit Club Mate in Kontakt und nahmen sie gleich mit über den großen Teich. Doch selbst das war erst der Anfang. Denn auch wenn Loscher’s Zaubertrank für sich beanspruchen kann, das Original zu sein und eine ganz neue Getränkeklasse geschaffen zu haben, gibt es heute eine regelrechte Brausengründungsszene, die eigene Maten oder auch ganz neue Kreationen produziert. Manche geben sich authentischere, der Hackerszene mehr als Loscher nahestehende Alternativen, andere versuchen sich an der Kopie für den Massenmarkt. Wie auch immer der Background der Brausen sein mag, die AutoreInnen haben sie alle probiert und rezensiert. Einige Besonderheiten finden sich mit Empfehlungen im Buch. Wer davon nicht genug bekommen kann, findet weitere Besprechungen der Brausen im eigenen Hackerbrause-Blog.
Das Buch berichtet aber nicht nur ausführlich über Mategetränke, auch zu den beiden anderen Klassen der trinkbaren Koffeinquellen, Cola und Energydrink, werden umfangreiche Hintergrundinfos zu Inhalt und Geschichte geliefert. Auch der Wirkstoff Koffein und seinen Verwandten haben ein Kapitel. Abgerundet wird das Buch mit Rezepten zur weiteren Verabreitung der Brausen in Cocktails oder Gebäck und – ganz dem Do-it-yourself-Gedanken der Hackerkultur verplichtet – finden sich auch Anleitungen, wie die Lieblingsgetränke von allen selbst gebraut werden können.
Wer schon immer wissen wollte, was er oder sie da überhaupt trinkt, wird an „Hackerbrause“ kaum vorbei kommen. Ansonsten ist es nicht nur jetzt zur Weihnachtszeit ein schönes Mitbringsel für befreundete Hacker, Nerds und alle anderen LiebhaberInnen von koffeinhaltigen Flüssigkeiten.
„Hackerbrause – kurz & geek“ ist 144 Seiten dünn und für 9,90 bei O’Reilly erhältlich.
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