Ich starte hier mit einer “Beichte”: Ich bin ein Pferdemädchen. Und auch wenn ich inzwischen mit Pferden nicht mehr viel zu tun habe, haben sie mich doch irgendwie dahin geführt, wo ich jetzt bin. Denn: Meine Leidenschaft für das Medium Videospiel begann mit Pferdespielen, die ich in meiner Kindheit am Familien-PC gespielt habe. Die Spiele hatten zwar recht simples Gameplay, einfache Stories und ich erinnere mich an zahlreiche Glitches und Bugs. Einige waren außerdem eher darauf bedacht, Spieler*innen auf Hufeisenprüfungen vorzubereiten, als Spaß und Freiheit mit dem virtuellen Vierbeiner zu geben. Aber insgesamt hatte ich viel Freude mit den virtuellen Pferden. Als ich später meinen ersten eigenen Nintendo DS bekam, habe ich auch dort einige Pferdespiele genossen, die leider oft nur abgespeckte Versionen der PC-Spiele waren und zusätzlich das DS-Gimmick schlechthin, den Touchscreen, mal recht, mal schlecht implementierten. Über die Jahre habe ich nicht nur die echten Pferde aus dem Blick verloren, sondern auch die virtuellen und wandte mich auch im Bereich Games immer mehr anderen Genres zu. Und trotzdem habe ich irgendwie doch gelegentlich wieder Lust auf einen virtuellen Ausritt.

Aber: Die PC-Spiele meiner Kindheit kann ich nicht spielen, sie funktionieren nicht auf meinem aktuellen PC. Die Pferdespiele, die ich auf dem DS gespielt habe, sind nicht gut gealtert. Sie beschränken sich auf die Pflege von ein oder zwei Pferden, meistens mittels Touchscreen, simples Umherreiten in abgeschlossenen Arealen ohne wirkliche Aufgaben und, wenn überhaupt, eine seichte Story und Charaktere. All das kann mich heute nicht mehr abholen. Ich hätte gerne etwas, das mir Langzeitmotivation bietet und über tiefer gehende, ineinander verzahnte Mechaniken verfügt. Gerne mit netten NPCs und Quests, die das ganze in eine glaubhafte und interessante Spielwelt einbetten. Und vor allem möchte ich die Freiheit haben, mit meinem tierischen Gefährten diese Welt in meinem Tempo entdecken und erkunden zu können.

Nach kurzer Recherche zu aktuelleren Pferdespielen musste ich frustriert feststellen, dass sie irgendwie alle irgendwo zwischen verbuggtem Low-Budget Cashgrab, Film- oder Spielzeuglizenz und MMO oder Mobile angesiedelt, und damit für mich nicht interessant sind. Bin ich zu wählerisch? Vielleicht. Aber auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen, dass es für ein gut gemachtes Spiel mit Pferden als Fokus kein Publikum gibt. Wo also sind die guten Pferdespiele?

In der Welt der Triple A-Games sieht das Ganze anders aus: In vielen Titeln, insbesondere in Open World Games, sind Pferde zwar nur eine von vielen Mechaniken, aber das investierte Budget ist ein Vielfaches der dezidierten Pferdespiele. Und so starte ich aktuell manchmal The Legend of Zelda Breath of the Wild, wenn es mich nach Pferdespiel juckt. Die Pferde dort fühlen sich einfach gut an, und es macht Spaß, auf ihrem Rücken über die Ebene von Hyrule zu galoppieren und dabei dem ein oder anderen Bokoblin das Fürchten zu lehren. Aber ganz ehrlich, ich hätte mal wieder richtig Lust auf ein richtiges, gutes Single-Player Pferdespiel. Also nur Pferd, keine Bokoblins.

Umso größer war meine Freude, als ich mich auf der Gamescom am Stand von Microids/Astragon vor einer Anspielstation zu dem Spiel Horse Tales: Rettet Emerald Valley! wiederfand. Entwickelt wird das Spiel von dem deutschen Studio Aesir Interactive, welches zuvor schon die gut bewerteten Spiele zu den Ostwind-Filmen gemacht hat, sie sind also keine Newcomer in der Welt der Horse Games. In dem neuen Open-World Abenteuer in schicker Cel-Shading Optik stehen Spieler*innen vor der gewaltigen Aufgabe, das einstmals prachtvolle Gestüt ihrer Tante wieder aufzubauen. Und das ist bitter nötig, denn zu Beginn des Spiels steht man vor den Ruinen des einstigen Hofes. 

Ziel ist es, das Anwesen mit Hilfe von NPCs und gesammelten Ressourcen ganz nach Belieben zu neuem Glanz aufzubauen und dabei das eigene Ansehen bei den anderen Anwohnern und Anwohnerinnen zu erhöhen. Mit dem Wachsen des Hofes steigt auch die Anzahl der Pferde, die gehalten werden können. Pferde kann man, ähnlich wie in Breath of the Wild, in der Wildnis finden und zähmen. Und das ist auch notwendig, denn: Jedes Pferd hat eigene Stärken und Schwächen, die man sich in Wettbewerben und zur Zucht zunutze machen kann. Pferde verfügen außerdem über individuelle Erbanlagen, so kann, angelehnt an reale Pferde-Genetik, das Wunschpferd gezielt gezüchtet werden. Perfekte Langzeitmotivation für Pferdebegeisterte! Leider wird es in dem Spiel kein Fohlenstadium geben, die Zuchtergebnisse erhält man bereits ausgewachsen. 

Auch der eigene Avatar und die Ausrüstung der Pferde können nach Wunsch personalisiert werden. Dabei gibt es sowohl realistische Optionen als auch fantasievolle Stücke, wodurch jeder Geschmack bedient wird. Die Interaktionen mit den Pferden sind liebevoll gestaltet: Sie können gestreichelt und mit Leckereien gefüttert werden, hierbei hat jedes Pferd andere Vorlieben, die es gilt herauszufinden. Die Pferdepflege findet durch Minispiele statt, in denen das Pferd durch Button Combos gestriegelt oder durch das Treffen von Kreisen geduscht wird. In der Demo hatte ich dabei Spaß, allerdings befürchte ich, dass das auch sehr schnell repetitiv werden kann. Aber insgesamt kann ich kaum in Worte fassen, wie begeistert ich davon war, ein modernes Pferdespiel, das weder MMO noch Filmlizenz ist, zu sehen, das so viel Liebe zum Detail zeigt. Insbesondere die Welt ist so schön und abwechslungsreich gestaltet, hier kann man dutzende Stunden nur mit Erkunden verbringen. Durch den Fokus auf die Spielwelt und Aufbau des Hofes könnten hier auch Fans von Farming-Sims neues Spielefutter finden. Aber insbesondere für Pferdefans jeden Alters wartet hier ein echtes Leckerli!

Als besonderes Highlight hatte ich die Gelegenheit Alice Ruppert kennenzulernen, die nicht nur auf ihrem wundervollen Blog The Mane Quest über Pferde in Spielen aller Art schreibt und dort eine große, internationale Community pferdebegeisterter Spieler*innen aufgebaut hat, sondern auch Creative Producerin von Horse Tales: Rette Emerald Valley! ist. Zum einen finde ich es wundervoll zu wissen, dass ich nicht die Einzige bin, die auf der Suche nach einem gut gemachten, erwachsenentauglichen Pferdespiel ist. Zum anderen bin ich begeistert davon, dass jemand, der die Community so gut versteht und selbst mit Leidenschaft dabei ist, Teil des Projekts ist. 

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf den Release von Horse Tales: Rette Emerald Valley! und freue mich schon tierisch darauf, mein Gestüt bald aufbauen zu können! Das Spiel erscheint am 3. November für Playstation 4, Playstation 5, Nintendo Switch und Steam!

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Titelbild ©  privat

Screenshots © Aesir Interactive/Microids