Scott Pilgrim (Michael Cera), Bassist der Rock-Gruppe Sex-Bob-Omb, weiss nicht so recht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Auch seine Freundinnen wechseln laufend. Das alles hat jedoch ein Ende, als er sich unsterblich in die mysteriöse Ramona Flowers (Mary Elizabeth Winstead) verliebt, deren Haare ständig in anderen trashigen Farben leuchten. Doch um ihr Herz zu gewinnen muss er sich erst ihren 7 teuflischen Ex-Lovern stellen.

Regisseur Edgar Wright, den mancher von Shaun of the dead und Hot Fuzz kennen wird, liefert mit Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt einen rasanten Streifen, der vor Innovation und Ideenreichtum geradezu sprüht. Nie wurde Pop- und Nerdkultur im Kino so gefeiert! Der Film schafft es bewegtes, lebendiges Comic zu sein, Abenteuer, Spass und Videospiel zugleich. Die große Rolle, die die Live-Musik spielt, darf man auch nicht vergessen. Und trotzdem ist er hinter all dem eindeutig ein einfacher, bezaubernder Liebesfilm. Ein verpöhntes Genremix, das jedoch bestens funktioniert.

Schon vor Filmbeginn bekommt man einen Eindruck vom besonderen Stil, als Logo und Melodie des Universal-Studios in 8-Bit-Grafik und -Sound im Stile von Computerspielen aus den 80ern die moderne Leinwand füllen. Auch im Laufe des Films sind Textgraphiken und Comicsound-Schriftzüge geschickt ins Bild eingewoben, die jedoch in die künstliche, verspielte Bildwelt bestens hineinpassen. Doch das ist bei weitem nicht alles Ungewöhnliche. Unter Ramona Flowers Skateboard schmilzt der Schnee am Bürgersteig, bei Küssen steigen kitschig Herzen wie Wasserblasen an die Decke. Und als Scott peinlich berührt mit der Schülerin Knives (Ellen Wong) Schluss macht, stehen die beiden von einem auf den anderen Moment plötzlich im völlig schwarzen Raum. Aber was solls: mit einem kleinen Schritt zur Seite steht er plötzlich in der nächsten Szene – und alles ist wieder bunt.

Es ist eine irre Welt, die ihre wahre Faszination jedoch erst durch Babyface Scott und seinen schwulen Freund Wallace (Kieran Culkin) bekommt, die durch ihre Harmlosigkeit auf dem ersten Blick gar nicht recht in diese Welt zu passen scheinen. Scott ist unscheinbar und scheint ganz normal, Wallace ist der trockenste Mensch der Welt. Und auch Scotts Band ist eher Durchschnitt und steht wie die absolut unerfahrene Teenager-Band auf der Bühne. Bis zu dem Moment vielleicht, an dem Guitar-Hero zur Wirklichkeit wird.

Ramona Flowers dagegen scheint von Anfang an mit ihrem erfrischenden Wesen und den bunten Haaren diese andere Welt zu verkörpern und bezaubert Charactere im Film und Zuschauer auf ihren Sitzen gleichermaßen mit ihrer Unergründlichkeit. Und dafür muss sie nicht mal allzu viel tun. Weniger ist manchmal eben mehr. Es reicht, wenn sie die Bühne betritt und mit ein paar intellienten Sätzen Verwirrung stiftet.

Doch natürlich hat auch sie ihr Show-Down. Bei 7 Kämpfen gegen teuflische Exlover kann ja die Frau nicht immer nur daneben stehen. Wäre ja zu schade. Schließlich kann Scott nicht immer auf die gleiche Taktik setzen, sondern muss sich für jeden Gegner etwas anderes ausdenken. Die Action kommt da nicht zu kurz, atemberaubende Choreographien auch nicht und Spaß steht sowieso an oberster Stelle.

Doch wenn man den Film mögen will, muss man sich nicht nur auf einen zweistündigen Hurrican auf die Sinne einlassen, sondern auch auf einen ganz besonderen, skurrilen Stil. Und wird in diesem Fall sicher seine Freude daran haben. Wenn man allerdings mit Videospielen, Indie-Rock, japanischen Mangas, Comics und moderner Popkino-Kultur absolut nichts am Hut hat, dann wird es wahrscheinlich zu viel auf einmal sein, das man plötzlich akzeptieren muss.

Fazit: potentieller Kultfilm

Facts auf imdb: http://www.imdb.de/title/tt0446029/

Vorlage: Gleichnamige Comicserie von Bryan Lee O´Malley