HARDCORE ZEN – Punkrock, Monsterfilme und die Wahrheit über Alles
Da ich mich selbst zu den Bildschirmsüchtigen zähle, kommt es nicht so oft vor, dass ich mal ein altmodisches Buch in die Hand nehme. Wenn doch, dann muss mich das Buch schon vorher überzeugt haben, aus Empfehlungen oder glaubhaften Kritiken. An Büchern wie Lord of the Rings, Harry Potter und Game of Thrones kam aus diesem Grund selbst ich nicht vorbei. Mein Lieblingsbuch ist aber ein ganz anderes. Wie ihr wahrscheinlich schon in der Überschrift oder im Slider gelesen habt, ist dies, das euch bestimmt noch unbekannte Hardcore Zen von Brad Warner. Ich habe Lust auf das Buch bekommen, als ich beim Arzt saß und eine der sonst so langweiligen Zeitungen durchblätterte. In einem Artikel wurde Brad Warner vorgestellt:
Brad war Hardcore- und Punkrock-Bassist wie auch Comic- und Japano-Freak, als er auf der Kent State Universität aus Neugierde einen Buddhistischen Zen-Kurs besuchte. Er war fasziniert von der Buddhistischen Lehre, brach im Rahmen seines Studiums nach Japan auf und nahm an Zen-Sitzungen teil. Um Geld zu verdienen, arbeitete er an Low-Budget Monsterfilmen wie Godzilla und der TV-Serie Ultraman mit.
Brad ist also nicht der typische Zen-(Karate-)Meister mit Glatze und orangen Gewand, wie er in Filmen gerne dargestellt wird. Trotzdem ist er offiziell Zen-Meister und Linienhalter von Nishijima Roshi (Brads Lehrer unter dem er ordinierte, also von dem er die Dharma Übertragung erhalten hatte), über Generationen hinweg also direkt mit Gautama Buddha verbunden. Anders wie andere Zen-Meister wirft er aber in seinem Buch nicht mit tiefsinnigen Zitaten um sich und stellt Rätsel, bei denen dir die Lust vergeht. In Hardcore Zen schreibt Brad völlig unverblümt auf, worum es im Buddhismus geht.
Zum Beispiel klärt er im Kapitel „kein Sex mit Melonen“ die Entstehung der Gebote. Es gab keine heilige Eingebung oder eine Erleuchtung. Der Geschichte nach wurde Gautama Buddha von seinen Anhängern ausgefragt, was sie zu tun hätten und was verboten sei. So kam eines Tages jemand auf ihn zu und fragte, ob es erlaubt sei Sex mit Melonen haben zu dürfen. Die Antwort war: „Kein Sex mit Melonen“ und somit gab es ein neues Gebot auf der Liste. Auf seinem Sterbebett erzählte Gautama schließlich, dass es viele Regeln gibt, es aber nur auf ein paar wenige ankommt. Welche das sind hat er aber leider vergessen zu erwähnen und somit haben sich die Nachfolger auf die wichtigsten geeinigt wie z.B. nicht zu töten.
Das Buch soll deswegen erreichen, dass man solche Sachen wie Erleuchtung, Autoritäten und heilige Gebote und Lehren hinterfragt. Man soll aber den ganzen Weg gehen und auch seine Schlussfolgerungen hinterfragen, Glauben ist nach Zen-Lehre nämlich ein dynamischer Prozess der sich verändern muss, jeden Tag. Also das komplette Gegenteil einer absoluten Erleuchtung. Was zählt ist in der Gegenwart zu leben und sich darüber bewusst zu sein.
(„Meister, gibt es ein Leben nach dem Tod?“ – „Keine Ahnung!“ – „Du musst es wissen, du bist ein Meister!“ – „Ja, aber kein toter…“)
Was sich oft nach den Jedis aus Star Wars anhört, hat mich fasziniert. Wahrscheinlich auch weil die moderne Physik konform geht mit den Ideen des Zen. Aber auch weil ich den Religionen bis jetzt nie viel abgewinnen konnte, Zen-Buddhismus mir aber logisch und glaubwürdig erscheint.
Hardcore Zen ist somit ein Buch für alle Zen-Interessierten, aber auch für die Leute die eine interessante Lebensgeschichte hören und dabei Denkanstöße für den Alltag bekommen wollen. Aber ich warne euch sicherheitshalber schon einmal vor der direkten und mit Ausdrücken gespickten Sprache. Wer mehr über Brad Warner erfahren will, sollte einfach mal seinen Blog besuchen. Dort erklärt er unter anderem wieso es besser ist, erst einmal das dreckige Geschirr abzuspülen bevor man Wale retten will.
Noch keine Kommentare