Kein Spiel ohne Entwickler

Es geht um die Eier! Nein, Ostern ist noch ein Stückchen entfernt. Aber Easter Eggs sind in Videospielen das ganze Jahr über verteilt. Dabei handelt es sich um versteckte Anspielungen, die irgendwo im Spiel untergebracht sind. Diese Anspielungen können einen bestimmten Informationszweck haben; sie können aber auch einfach nur der Unterhaltung dienen. Manche Spiele sind voll mit Easter Eggs. Andere hüten ihr Geheimnis jahrelang wie ihren größten Schatz. Mittlerweile gibt es Easter Eggs wie Sand am Meer. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Trotzdem möchte ich ein paar besondere Easter Eggs hervorheben.

Ohne Henne kein Ei und ohne Entwickler kein Spiel. Was eigentlich jedem klar ist, führt mich zum ersten Easter Egg. Und zwar dem allerersten Easter Egg in der Geschichte der Videospiele. Denn früher war es nicht üblich, die Namen der Entwickler ins Spiel zu übernehmen. Atari hat jedoch mit Adventure 1979 diese Regel gebrochen. Wenn auch nicht ganz freiwillig. Das Spiel ist aus heutigen Maßstäben nichts besonderes, einfaches 2D aus Draufsicht, der Charakter nur ein quadratischer Klotz. Man hat die Aufgabe, einen verzauberten Kelch in einem Labyrinth zu finden. Viel interessanter ist jedoch die Tatsache, dass man in dem Irrgarten einen versteckten Raum entdecken kann, in dem sich besagtes Easter Egg befindet. Dazu muss man einen nahezu unsichtbaren Pixel mit einem weiteren Gegenstand an einer gewissen Stelle platzieren, woraufhin die rechte Wand verschwindet. In dem nun betretbaren Raum findet sich der Schriftzug „Created by Warren Robinett“. Das erste Easter Egg der Videospielgeschichte ist nicht mehr als der Name eines Entwicklers. Und damals doch eine Sensation.

Lange verborgen

Seither sind Abertausende weitere Easter Eggs entstanden. Eines davon sogar nur vier Jahre später. Verborgen blieb es allerdings ein Vielfaches länger. Denn es dauerte ganze 26 Jahre, bis das Geheimnis im Klassiker Donkey Kong gelüftet wurde. Dabei ist das Easter Egg doch so einfach zu finden: Man muss einfach nur einen Highscore von 37 000, 73 000 oder 77 000 Punkten aufstellen. Dann noch alle Leben verlieren, wobei der letzte Tod durch Fallen verursacht sein muss. Jetzt die Spiel-Schwierigkeit auf Stufe vier stellen. Und im Startmenü warten, bis die Spieldemo startet. Wie gesagt: ganz einfach. Und was ist nun die Belohnung für die Abfolge dieses anscheinend willkürlich zusammengewürfelten Wahnsinns? Vielleicht eine neue Spielfigur? Ein neuer Level? Neue Musik? Oder die hochspannenden Initialen des Entwicklers? Ja, es ist Letzteres. Das ganze Easter Egg besteht aus drei Buchstaben, die nun im Startmenü in roter Farbe geschrieben stehen: LMD, für Landon M. Dyer, dem Programmierer des Spiels. Erst durch die Suche im Quellcode des Spiels hat man dieses Easter Egg entdeckt.

Doch auch neuere Spiele beweisen, dass manche Geheimnisse etwas zu gut versteckt sind. So wurde ein Easter Egg nach sieben Jahren der Suche erst in diesem Jahr gefunden. Und dabei handelt es sich beim entsprechenden Spiel nicht einmal um einen Nischentitel. Vielmehr geht es um den dritten Teil von Bungies Kult-Shooter Halo. Halo 3 erschien am 26. September 2007 für Xbox 360. Das Easter Egg ist eine Grußbotschaft eines Bungie-Mitarbeiters an seine Frau. Um die netten Worte lesen zu können, muss man zunächst das Datum der Xbox 360 auf den 25. Dezember stellen (oder aber bis zu besagtem Tag ausharren). Anschließend muss man beide Analogsticks des Controllers nach unten drücken, während man im Ladebildschirm wartet. Hat man alles richtig gemacht, zoomt der Bildschirm raus und man liest die Glückwunschworte „Happy Birthday Lauren!“. Die Jagd nach dem Easter Egg begann, nachdem Entwickler Bungie vor wenigen Monaten auf die unentdeckte Nachricht hingewiesen hatte. Wer weiß, wie lange Lauren sonst noch auf ihren Geburtstagsgruß hätte warten müssen.

Vergessene Codes

 

Zum Glück ist nicht jedes Easter Egg so schwer zu finden. Manchmal reicht es schon, eine bestimmte Tastenkombination einzutippen, damit etwas Besonderes passiert. Die populärste Folge, fast schon ein Easter Egg selbst, ist der Konami Code. „Hoch, hoch, runter, runter, links, rechts, links, rechts, B, A“. Dass dieser Code überhaupt erst bekannt wurde, verdanken wir der Vergesslichkeit von Kazuhisa Hashimoto. Der Entwickler arbeitete 1985 am Side-Scrolling-Shooter Gradius. Da es Hashimoto zu schwer fiel, das Spiel während des Testens durchzuspielen, entwickelte er einen Code, durch den der Spieler ein komplettes Set an Power-Ups erhielt. Doch als das Spiel 1986 auf den Markt kam, war der Code noch immer im Spiel versteckt ─ Hashimoto hatte vergessen, ihn zu entfernen. Mit der Zeit erfreute sich der Konami Code großer Beliebtheit, weswegen er noch heute in diversen Spielen zum Einsatz kommt. Um ein Beispiel zu nennen: In Assassin’s Creed 3 kann man einen Truthahn finden. Durch Eingabe des Konami Codes erhält dieser plötzlich selbst eine Assassinenkapuze.

Ein Ei in die Zukunft

Viele Easter Eggs verweisen auch auf andere Titel. Vor allem innerhalb der Spiele eines Entwicklers finden sich oft Crossover. Wenn beispielsweise in der The Legend of Zelda-Reihe Figuren aus Marios Pilzkönigreich auftauchen, ist das nicht ungewöhnlich. Manche Spiele gehen aber auch einen Schritt weiter ─ Und zwar in die Zukunft. Uncharted 3 ist so ein Spiel. Der Titel wurde von Naughty Dog entwickelt und 2011 veröffentlicht. The Last of Us stammt ebenfalls aus dem Hause Naughty Dog, erschien aber erst 2013. Und trotzdem findet sich in Uncharted 3 ein mehr oder minder geplantes Easter Egg auf den zwei Jahre später erscheinenden Haustitel. Zu Beginn des Spiels kann man in einer Bar den entscheidenden Hinweis auf The Last of Us finden. In einer Zeitung ist nämlich die Rede von einem tödlichen Pilz.

Dieser Pilz ist der Auslöser einer Seuche, von der die Geschichte in The Last of Us handelt. Dass sich dieser Hinweis bereits in Uncharted 3 findet und das Potenzial hat, die Überraschung um die neue Marke zu zerstören, ist erneut der Vergesslichkeit der Entwickler geschuldet. Diese haben nämlich damit gerechnet, dass beim Release von Uncharted 3 auch schon The Last of Us bekannt sein würde. War dann nicht so. Und die Zeitung im Spiel vergessen. Letztendlich hat Entwickler Naughty Dog jedoch Glück gehabt, denn das Easter Egg wurde zu spät entdeckt. Da war The Last of Us schon keine Überraschung mehr.

Vielleicht geht der eine oder andere nach diesem Artikel aufmerksamer durch die pixeligen Welten der Videospiele. Wer weiß ─ möglicherweise schlummert ein weiteres Easter Egg bereits seit Jahrzehnten in einem bekannten Spiel. Oder vielleicht hat gerade euer Lieblingsspiel noch ein Geheimnis preiszugeben.