„Bleiben sie auf ihren Stühlen, sonst kann die Direktion nicht für ihre Sicherheit garantieren“ .Mit diesen Worten beginnt das „La Cage aux folles“. Das Stück hatte am vergangen Sonntag Premiere.
Der Saal ist ausverkauft und die Spannung förmlich zu spüren. Schon die Eröffnungsnummer „At the Gaybar“ verspricht einen rasanten Theaterabend. Die Geschichte ist schnell erzählt. Der Sohn(Peter Hartlapp) eines Travestiepärchens verliebt sich in ein Mädchen (Carmen Kovacs). Er stellt seine Angebetete den Eltern vor. Das Mädchen ist von dem Etablissement, das die Eltern ihres Freundes betreiben etwas befremdet. Als dann auch noch der Vater des Mädchens, niemand geringeres als der russische Diktator Stalin (Sven Hüßner) zu Besuch kommt, ist das Chaos perfekt. Wer jetzt denkt, dieser Plot kann aber historisch nicht korrekt sein, der hat natürlich Recht. Dieses Musical ist weder politisch, noch historisch oder moralisch korrekt. Dafür von Anna Edlin umso witziger inszeniert und choreographiert. Leider sind die gelungen Tanzeinlagen auf dem Bühnenboden für alle Zuschauer jenseits der dritten Reihe nicht mehr zu erkennen. Deshalb mein Tipp: Entweder rechtzeitig kommen und einen guten Platz sichern oder gleich eine Stehplatzkarte kaufen.
Eine andere Besonderheit des von Anna Edlin selbst geschriebenen Stücks: Alle Sprechtexte waren in Reimform verfasst. Das sorgte für einige Lacher, erinnerte aber stellenweise auch freiwillig oder unfreiwillig an die jährliche Fernsehprunksitzung „Mainz bleibt Mainz“
Die simple Story steht im krassen Gegensatz zu den aufwändigen Kostümen. Bei der „Mutter“ war ich mir anfangs wirklich nicht sicher, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt. Aber ein Blick ins Programmheft verrät: Es handelt sich um Magnus Pflüger. Klar, ein richtiges Travestiemusical braucht natürlich einen Mann im Kleid. Richtig grotesk und komisch wird es, als eben jener Herr im Kleid ein sehr eigenwilliges Eminem Cover rappt . Einer der vielen musikalischen Höhepunkte .
Auch was die Bühnenshow angeht wird einiges geboten: Es steht eine komplette Band auf der Bühne. Später am Abend bekommt das Publikum sogar noch ein klassisches Geigensolo zu hören. Leider war der Ton nicht ideal abgemischt: Die Band war über weite Strecken zu laut und der Gesang zu leise. Solche technischen Fehler kann ein Premierenpublikum jedoch verzeihen. Zumal es die gute Leistung der Darsteller nicht schmälert. Stalin zum Beispiel sang trotz ausgefallenem Micro eisern gegen die Band an. Eben knallhart dieser Diktator.
Ein Stück, das bereits mit so vielen Regeln und Tabus gebrochen hat, darf auch das folgende: Einen Neger (Ja, ihr habt richtig gehört) als Nebenfigur einführen und ihn dann nach und nach zur Hauptrolle ausbauen. Mit seiner Leistung – sowohl gesanglich als auch schauspielerisch – war Stefan Gleißner der Star des Abends.
Nur nach Einem dürft ihr mich nicht fragen: Nach der Moral der Geschicht’: Vielleicht lautet sie: „Sei wie du bist“ Vielleicht aber auch: „Stalin war in Wahrheit ein sympathischer Homosexueller, der auf Männer in Leggins stand.“ Aber das führt jetzt zu weit.
Fest steht jedenfalls bei Integrationsbeauftragten, Moralaposteln und Dramaturgen von Staatsopern kann dieses Stück zu bleibenden Schäden führen.
Für alle Anderen ist es leichte Abendunterhaltung mit Lachgarantie.
Weitere Aufführungen: Am 3.7 und 4.7 jeweils 20 Uhr
Kartenvorbestellungen unter: Icaf.kartenreservierung@googlemail.com
Einen sehr großen Teil des Stückes bei diesen Bedingungen auf dem Boden spielen zu lassen, war sicherlich keine gute Entscheidung.
Gibt es im Theaterraum tatsächlich keine aufbaubare Bühne, oder wurde die bewusst weggelassen?
Warum müssen sich Leute in den Kommentaren eigentlich immer so über Schreibfehler aufgeilen? Seid ihr alle wirklich solche Spießer? Es ist ja wirklich nicht so, als ob die 3 oder 4 Tippfehler die Texte unlesbar machen.
Hey, war das mit „Mainz bleibt Mainz“ gut oder schlecht gemeint? Ich mag Karneval! Und Anna kommt aus Köln, die darf das (auch wenn sie den Kölschen Karneval bestimmt verabscheut).
Ansonsten: „Emminem“ heißt eigentlich Eminem. Bis auf klitzekleine Schreibfehler, die ein zusätzliches Korrekturlesen eines Dritten vermieden hätte, war’s eine Rezension, die mir gefallen hat. Beim Nächsten Cabaretabend vielleicht weniger nach der Moral suchen, obwohl die bei La Cage aux Folles ja eigentlich seit „Express Yourself“ klar war.
Mir hat das Stück auch sehr (sehr sehr) gut gefallen.