Dinge selbst in die Hand nehmen. Das ist gefragt, wenn es um die Bayreuther Musikszene geht. Und die Dinge – oder besser gesagt die Instrumente – wurden selbst in die Hand genommen. Dabei entstanden rockige Sounds, die zum Tanzen animieren und Spaß machen.
Ganz so düster mit der Musikszene in Bayreuth, die über „Wagmania“ herausragt, sieht es dann doch nicht aus. Schließlich gibt es noch genug Feuer in den Händen derer, die in Bayreuth musizieren. Was es allerdings heißt, die „Grenzen der Popkulturwüste Bayreuth“ zu erweitern, mussten die Mitglieder der Rock-Pop-Band Waste (http://www.waste-rock.de/) laut ihrer Facebookseite erst lernen und weil Steffen (Vocals/Keys), Horny (Guitar), Landi (Bass) und Benni (Drums) nie auslernen, gibt es immer wieder Auftritte der Band und Veranstaltungsreihen, die sie selbst organisieren. Eigenständig Veranstaltungen auf die Beine stellen – Das ist den Jungs wichtig, denn die Kulturpolitik Bayreuth sehen sie kritisch: „Uns ärgert es eigentlich nur, wenn Wagner, Liszt und Jean Paul gerade von der Politik mit der gesamten Kultur gleichgesetzt wird, die diese Stadt zu bieten hat. Das ist nämlich einfach nicht wahr. Es gäbe so andere Projekte hier, die auch Förderung von der Stadt verdient hätten – da wird eben nur nicht die hiesige Wirtschaft von profitieren. Kultur ist für mich eine Sache, die sich eine Stadt leisten möchte, ohne dabei das Prestige im Auge zu haben und als Nichtnutznießer sind wir ja fast gezwungen, uns über so eine Unverhältnismäßigkeit ein bisschen zu echauffieren.“ Und weil durch reines Kritisieren es schwer ist die Bayreuther Musikszene wieder zu entflammen, geben die Jungs reichlich Zündholz dazu. In Eigenregie organisierten sie das keepin‘ it aLIVE-Festival, das im März zum wiederholten Mal stattfand und die Bayreuther Musikszene mit Klangvielfalt am Leben erhalten soll. Die Band äußerte sich zum Grundgedanken des Festivals: „Der Grund, warum die Idee vom „Keepin‘ it aLIVE“ überhaupt aufgekommen ist, war zum einen der Mangel an guten Live-Veranstaltungen hier, zum anderen, dass die Leute eher zu DJs rennen, als zu Bands, die eher regional unterwegs sind und noch nicht den medialen Superheldenstatus erreicht haben. Wir wollten also damit versuchen, eine Mischung aus regionalen Bands und guten, eher unbekannten überregionalen Acts zu bieten, um den Leuten die Livemusik wieder ein bisschen näher zu bringen.“
Also tief durchatmen, Bayreuth! Die Rettung für eure Musikszene ist unterwegs. Wir sind auf weitere Vorhaben der Band gespannt.
Aber nicht nur Waste hat sich dem Rettungstrupp angeschlossen. Auch die „Floynk“-Band Badaboom (http://www.facebook.com/Badaboom.music) ist zur Stelle. Halsschmerzen, Muskelkater und Tinnitus. Das sind die Folgen des ersten Konzerts der Band, das letzten Mai im Glashaus statt fand. Als Vorband von Dæfa (http://www.facebook.com/daefa?fref=ts) konnte sich Badaboom hören lassen. Wer sich in Bayreuth jetzt noch musikalisch langweilt, ist selbst schuld. Mit ihrem Sound sorgten sie für eine schwitzende Menschenmenge im gemütlich engem Glashaus. Geradezu metaphorisch eröffneten sie die Nacht und kündigten sich selbstbewusst mit „Also sprach Zarathustra“ an. War das der Urknall der Bayreuther Musikszene? Vielleicht. Die sinfonische Dichtung von Strauss wurde jedoch durch „Badabumzitate“ aus dem Film „The Fifth Element“ unterbrochen. Passend dazu betrat der Sänger die Bühne. Es ging los. Eine Tanzexplosion wurde versprochen und die gab es auch – nicht nur von Seiten der Zuschauer. Der Bassist verrenkte sich um den Sänger, der wiederum nach einem Tanz auf der Theke sich dem Gitarristen beugte, der wiederum den Drummer anmachte und der wiederum den Keyboarder mit den grünen Haaren anspielte. So schloss sich der Kreis und mit ihm die Zuschauer, die im Takt ihre Körper bewegten. Tanzt meine kleinen Püppchen. Tanzt! So wie es sich bei einem ordentlichen Konzert gehört, wurden BHs über die Bühne geworfen und ein Bandmitglied legte einen Stagedive hin.
Die frisch gebackene Band, die sich im letzten Winter in Bayreuth gründete und sich aus den verschiedensten Menschentypen und Musikgeschmäckern zusammensetzt, kann sich hören lassen. Hoffen wir, dass Martin (Vocals/ Guitar), Paul (Guitar), Henrik (Keys), Oskar (Bass) und Michael (Drums) uns weiter musikalisch unterhalten.
Denn davon lebt die Bayreuther Musikszene. Von Musikern, die die Dinge selbst in die Hand nehmen. Wir sehen uns hoffentlich auf dem nächsten „hergestellt in Bayreuth“-Konzert!
[…] “Halsschmerzen, Muskelkater und Tinnitus. Das sind die Folgen des ersten Konzerts der Band, das letzten Mai im Glashaus statt fand.” Dis+positiv […]