Ihr habt vor kurzem ein spannendes Buch gelesen und noch dazu wurde es verfilmt? – Dann tut euch selbst einen Gefallen und schaut es euch lieber nicht an. Ihr fragt euch jetzt ganz empört, wieso? Die Antwort ist simpel: Meistens ist es die pure Enttäuschung. Vor allem dann, wenn man das Buch durchgelesen hat und gespannt auf seine Verfilmung ist. Schließlich möchte man wissen, ob die eigenen Vorstellungen dem Film ähneln. So ging es mir vor einigen Wochen. „Wie ein Licht in der Nacht“ ist eine spannende Geschichte von Nicholas Sparks, die ich gelesen habe. Das Buch handelt von Katie, die eigentlich Erin heißt. Sie flüchtet vor ihrem gewalttätigen Ehemann Kevin und zieht nach Southport, wo man sie niemals finden könnte – das dachte sie zumindest. In Southport lernt Katie den Witwer Alex und seine Kinder kennen und sie kommen sich näher. Nicholas Sparks ist mein persönlicher Favorit, da er so fesselnd schreibt und all seine Bücher von einer Liebesgeschichte handeln, in der Tod und Gewalt eine Rolle spielen. „Liebesgeschichten – bäh“, denken sich wahrscheinlich einige. So schnulzig, wie seine Buchtitel klingen, sind seine Geschichten jedoch gar nicht. Erstaunlicherweise wirkt es teilweise wie ein Krimi oder auch sehr mysteriös. Entweder gibt es eine bedrohliche Person im Leben des Protagonisten, oder der Protagonist selbst gefährdet seine Mitmenschen, weil dieser Geheimnisse hat. Nichtsdestotrotz habe ich mir die Verfilmung davon, Safe Haven, angeschaut. Anfangs war ich noch voller Hoffnung, doch diese wurde im Laufe des Films mehr und mehr zerstört. So habe ich es mir nun wirklich nicht vorgestellt. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, warum, wie so oft, die Verfilmung eines Bestsellers nicht gelingt und man sich als Zuschauer wünscht, beim Buch geblieben zu sein. Da sind mir so einige gute Gründe eingefallen, warum man das Buch super, den Film davon aber ziemlich bescheiden findet. Es geht um meine persönliche kurze Philosophie.
Erst Film schauen, dann Buch lesen – oder?
Vielleicht ist es besser, sich den Film anzuschauen und dann das Buch zu lesen? – Vielleicht spielt es auch gar keine Rolle, was man als erstes tut. Würde man sich den Film erst anschauen, hätte es nur den Vorteil, dass man ihn nicht gleich schlecht findet, sondern erst, nachdem man das Buch gelesen hat – vielleicht. Nun, es geht viel mehr darum, warum man enttäuscht wird. Erstens: Ein Buch hat viel Raum für Hintergrundinformationen und der Autor kann Verhältnisse so detailliert beschreiben, wie er mag. Und da wäre auch schon das Problem. Als Leser erwartet man gleich, dass diese Feinheiten auch im Film behandelt werden. Zum Beispiel wenn ein Charakter so genau beschrieben wird, dass es dem Leser kaum noch an Informationen fehlt, um sich eine klare Vorstellung vom Charakter zu machen. „Wie ein Licht in der Nacht“ kann tatsächlich den gewaltätigen Kevin so darstellen, dass der Leser diese Person unsympathisch, psychopathisch und unheimlich findet. Bilder sagen angeblich mehr als tausend Worte – Stimmt in diesem Fall nicht, finde ich. Worte drücken nun mal viel mehr aus, als Bilder zeigen können.
Falsche Erwartungen?
Kann der Leser falsche Erwartungen haben, wenn es um verfilmte Werke geht? Zunächst einmal darf man nicht vergessen, dass es sich um zwei verschiedene Medien handelt. Film ist Film. Buch ist Buch. Und eigentlich kann man nicht gleich wollen, dass Buch gleich Film wird. Wie bereits erwähnt fehlen oft viele Details, die die Geschichte eigentlich so besonders machen. Und wenn man all diese Details und Besonderheiten und vor allem jeden Schritt in die Szenen einbauen würde, hätte der Film eine enorme Länge. Trotzdem stört es den Leser, dass sie fehlen. Für mich ist es beispielsweise die geplante Flucht von Katie in Safe Haven, die über einen längeren Zeitraum entsteht. Doch in der Verfilmung rennt sie einfach nach einer Auseinandersetzung zu ihrer Nachbarin – enttäuschend, aber so kommt man dem Kern der Geschichte näher. Während ich darüber philosophiere, wieso und warum, realisiere ich, dass wir als Zuschauer lernen sollten, uns vom Buch zu lösen. Regisseure setzen ihre Ziele um, indem sie genau das machen: Sie lösen sich vom Buch. Den Film als Film betrachten – darum geht es letztendlich. Oder?
Nicht alle Verfilmungen sind schlecht!
Natürlich sind nicht alle Verfilmungen misslungen, bei weitem nicht. Es gibt genügend Beispiele dafür. Schaut euch Harry Potter oder Herr der Ringe an, vergesst nicht Game of Thrones! – Und ihr werdet merken: „Im Buch war das doch anders!“, „Da fehlt aber was!“ Und trotzdem sind sie erfolgreich. Da bekommt man Lust auf Film und Buch gleichzeitig – das kennt doch jeder. Da ist man dann so begeistert, dass man sich am liebsten beiden Formen widmen möchte. Wir müssen aufhören, daran zu denken, dass ein Film alle Bedingungen erfüllen muss, sondern wie gut der Film an sich ist, unabhängig von der Literatur. Ich muss zugeben, dass ich auch nach dieser Erkenntnis mehr vom Film Safe Haven erwartet hätte. Vielleicht hängt dies auch vom Genre ab. Liebesgeschichten sind meiner Meinung nach ein sehr gefährliches Pflaster. Sie können sehr kitschig und typisch wirken und was will man hierbei auch groß darstellen? In der Liebe geht es doch immer nur um das Gleiche. Aber versucht, für euch selbst herauszufinden, ob eine Verfilmung gelungen ist und wieso. Vergesst nicht, dass Buch und Film zwei verschiedene Dinge sind und ganz wichtig: Beim Schauen vom Buch lösen 😉
Hey! Schreibe meine Hausarbeit zu dem Thema, könntest du mir vielleicht Tipps geben, woher du die Infos hast? Gibt es dazu Literatur?
Danke danke danke! Meine erste Hausarbeit, haha
Josepha
Buchverfilmungen sind immer so eine Sache. Wie du richtig erkannt hast, sind Filme und Bücher zwei verschiedene Medien mit verschiedenen Zeichensystemen. Adaptieren heißt meiner Meinung nach immer Übersetzen. Eine Übersetzung der Zeichen in ein anderes System. Dass dabei nicht alles so einfach übersetzt werden kann und sich die Drehbuchautoren häufiger dafür entscheidend, komplexere Elemente einfach wegzulassen, ist wohl die verbreitetste Möglichkeit. Ein fataler Fehler der Zuschauer ist dabei, dass zwischen dem Buch und dem Film immer ein Vergleich gemacht wird. Das kann nur schief gehen, denn jemand, der zuerst das Buch gelesen hat, wird wohl das Buch besser finden als den Film (das kann aber verschiedene Gründe haben) und jemand, der lieber Filme sieht als Bücher zu lesen, wird wohl den Film besser mögen (sofern der Film im Rahmen seiner Möglichkeiten alle Kriterien erfüllt um als gut zu gelten). Hierbei werde ich nun ein Zitat von André Bazin anbringen, der seinen Filmkritikern nahe legte, dass schlussendlich immer der Film Gegenstand der Kritik sein muss. Das kann man auch auf die Bücher übertragen. Zu vergleichen und sagen, dass der Film besser sei als das Buch, weil …, führt zu nichts. Man sollte dagegen sagen: Ich denke, der Film hat funktioniert, weil…, oder eben: der Film hat nicht funktioniert, weil… . Ein guter Film muss für sich selbst sprechen können. Dabei ist es egal, ob es sich dabei um eine Adaption, ein Remake, Sequel, Prequel oder sonst was handelt. Zum Schluss noch eine gelungene Adaption: Der Proceß von Franz Kafka gilt als nicht verfilmbar. Dennoch hat der große Orson Welles sich daran versucht. Sein Film ist deutlich anders wie der Roman. Und dennoch: Welles gelang es, die Zeichen des Romans in filmische Zeichen umzuwandeln und hat einen Film vorgelegt, der für sich selbst sprechen kann. Und ich kenne niemanden, die sagen: der Proceß sei eine schlechte Adaption. Buchadaptionen sind in der jetzigen Zeit sehr verkommen. Wenn man von Adaptionen spricht, mein man sehr häufig die Harry Potter Bücher, oder andere bekannte und erfolgreiche Literatur. Das sind Filme, die jeder gesehen hat und Bücher, die fast jeder gelesen hat. Das verleitet einen dazu, zu vergleichen und so entsteht der schlechte Ruf der Adaption. Gut adaptieren ist schwieriger als gut klauen oder gut neu schreiben. Dennoch sei noch mal angemerkt. Der Film muss Gegenstand der Kritik sein und ein guter Film muss für sich alleine sprechen können.
Ich erinnere mich an die Kino-Vorschau von „Save Heaven“. Tatsächlich war es eine dieser Vorschauen, bei denen mir sofort klar war, wie der ganze Film läuft und das weckte nicht wirklich das Interesse in mir. Natürlich kommt man dann auch nicht auf die Idee das Buch zu lesen, was sich nach deiner Schilderung ja wirklich lohnen würde!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Romanverfilmungen besonders dann misslingen, wenn das Buch sehr vom Witz und Sprachstil des Autors lebt – Douglas Adams und sein „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist da ein gutes Beispiel.
„Vom Buch lösen“ ist ein guter Tipp, vielleicht probiere ich das mal, wenn der 2. „Hobbit“-Teil raus kommt 😉