In Ubisofts neuestem Ableger der legendären Assassin’s Creed-Reihe begeben wir uns diesmal in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nach drei Jahren Entwicklungszeit beginnt der Kampf um die Freiheit erneut und das wohl im wahrsten Sinne des Wortes, denn unser Held stolpert direkt zwischen die Fronten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Grafisch opulent, frisches Setting, abwechslungsreiche Missionen und ein noch tödlicherer Held versprechen ein Abenteuer der Extraklasse. Was drin steckt und warum man sich Assassin’s Creed III auf keinen Fall entgehen lassen sollte, erfahrt ihr hier.
Der Held – Connor Kenway – ist von halb-indianischer Abstammung. Eher unfreiwillig holt ihn sein Schicksal aus seinem Indianerdorf weg, um eine Prophezeiung zu erfüllen. Sich den Männern entgegenzustellen, die seine Heimat und seinen Stamm bedrohen. Er soll sich dazu mit einem Lehrmeister namens Achilles treffen, der ihn in der Kunst des Tötens ausbilden soll. Connor lernt schnell und schon bald ist er bereit, die Rüstung eines Assassinen anzulegen. Mit nur einem Ziel macht er sich auf den Weg, den Anführer der Templer zu eliminieren, seinen Vater. Die Geschichte ist fein ausgearbeitet und durchdacht. Das eigentliche Spiel beginnt erst nach einer Art Prequel, in dem man besagten Vater des Hauptprotagonisten spielt. So ergibt sich sehr früh eine überraschende Wendung in der Geschichte. Eingeflochten ist die Haupthandlung in die Wirren des Unabhängigkeitskrieges von 1775. Auslöser waren die zunehmenden Spannungen zwischen den nordamerikanischen Kolonien und der britischen Kolonialmacht, unter anderem wegen zu hoher Steuern und Handelshemmnissen. Vor allem in Boston kam es immer wieder zu Unruhen. Nach anfänglichen militärischen Rückschlägen gelang es den späteren Vereinigten Staaten, mit französischer Unterstützung, letztendlich 1781 die britische Armee zu besiegen und ihr Land endgültig zu befreien.
Natürlich läuft parallel dazu wieder eine Storyline in der Gegenwart ab, in der unser alter Bekannter Desmond Miles auf der Suche nach der Technologie der Vorväter ist – wie schon im Vorgänger – und sich mit Hilfe des Animus in vergangene Zeiten zurückversetzen lässt. Unterstützt von seinem Vater, mit dem es allerlei Konfliktpotenzial gibt. Diesmal ist aber nicht nur der Kampf gegen die Templer vorrangig, sondern eine noch größere Bedrohung steht bevor: gewaltige Sonneneruptionen drohen, die Welt zu vernichten. Mit noch ungeahnten Ausmaßen. Wie kann Desmond die Zerstörung der Welt verhindern? Welche Rolle spielen die Vorväter?
Im Kampf bedient sich Connor einer Vielzahl unterschiedlicher Waffen. Neben Pfeil und Bogen kann er auch die traditionelle Waffe der Indianer, den Tomahawk, gegen seine Feinde einsetzen. Im späteren Verlauf erlernt er zusätzlich den Umgang mit Pistolen und Musketen, aber auch Bomben und die obligatorische Sprungklinge am Handgelenk fehlen nicht. Dass Assassinen wahre Kletterkünstler sind, wussten wir ja schon aus den Vorgängerteilen. Im dritten Teil wird diese Möglichkeit der Fortbewegung allerdings noch weiter perfektioniert. Im weitläufigen Land gibt es nämlich von einer Sache wirklich mehr als genug – Bäume. Naheliegend ist da natürlich, das als Assassine zum eigenen Vorteil zu nutzen und flink von Ast zu Ast zu springen. Die Steuerung klappt wunderbar und die Bewegungen sehen zudem mehr als gut aus.
Die Optik gefällt sofort. Neben einer enormen Weitsicht besticht vor allem der hohe Detailgrad. Für die grafische Entwicklung zeigt sich Ubisofts AnvilNext-Engine verantwortlich, der die Umwelt sehr realitisch wirken lässt. Zahlreiche Tiere tummeln sich in diesem virtuellen Paradies und stellen gewollt einen Teil der Nahrungskette dar. Zahlreiche Interaktionsmöglichkeiten wie Jagen, Fährtenlesen und Fallenstellen etc. bieten hier auch die nötige Abwechslung und unterstreichen die Lebensart der Indianer. Besonders hervorzuheben ist, dass es einen Jahreszeitenwechsel gibt. Im Spiel vergehen einige Monate, die bespielsweise die gesamte Winterpracht der Ostküste mit sich bringen. So findet sich neben Boston auch die Metropole New York im Spiel wieder, welche authentisch nachgebildet wurde. Diese Authentizität spiegelt sich ebenfalls im Verhalten der Siedler wieder. Die Erregungen über die schlechte Behandlung durch die englischen Kolonialherren wird immer größer, die Wut fast greifbar, bis sie sich letztendlich in einem Aufstand entlädt.
Daneben gibt es die obligatorischen Nebenmissionen, wie zum Beispiel die Möglichkeit, eine eigene Siedlung zu bewirtschaften. Hierfür benötigt man zuerst neue Siedler, welche man in weiteren Nebenmissionen „rekrutieren“ kann. Diese lassen sich dann rund um die Siedlung nieder und stellen Rohstoffe zur Verfügung. So entsteht mit der Zeit ein eigener Wirtschaftskreislauf, in dem man Waren kaufen und verkaufen kann, Handelsrouten zu Land und zu Wasser erschließt und genügend Geld verdient, um Verbesserungen an seinem Besitz anbringen zu können. Erweitert wurde der wirtschaftiche Aspekt des Spiels durch eine maritime Komponente. So erhält man einen zunächst noch klapprigen Kahn, welchen man zu einem stolzen Segelschiff umbauen lassen kann.
Mit angeheuerter Besatzung und vollgepackt mit Kanonen gilt es dann, packende Seegefechte in diesen maritimen Nebenmissionen zu überstehen. Denn es bleibt leider nicht aus, dass sich englische Kanonenboote, Fregatten oder auch ganze Küstenforts auf einen einschießen wollen. Die „Aquila“ , wie unser stolzes Schiff heißt, erweist sich als robustes und wendiges Schiff, welches auch bei Manövern im Mi
nenfeld oder bei der Versenkung kleinerer Konvois immer eine gute Figur macht. Aufgefallen ist sofort das realistische Fahrverhalten, welches träge reagiert, aber wunderbar funktioniert und Raum für Korrekturen lässt. Beim Setzen der Segel muss man plötzlich auftretende Winde berücksichtigen, welche das Schiff leicht auf eine Sandbank oder Riff auflaufen lassen können. Vom Steuerrad aus lässt sich das ganze Boot optimal überblicken und zeigt ein reges Treiben der Matrosen an Deck, die dabei das ein oder andere Liedchen singen. Besonders spaßig sind aber die Gefechtssituationen, bei denen man ganze Breitseiten auf den Gegner abfeuern kann. Insgesamt ist diese Art von Missionen toll gelungen und macht viel Spaß. Eine gelungene Abwechslung von der Hauptstory.
Die üblichen Suchmissionen fanden ebenfalls den Weg in das Spiel. So muss man wieder Ausschau nach allerlei Schätzen halten, aber auch fliegende Almanachseiten müssen aufgesammelt werden. Auch die Adlerhorst-Aussichtspunkte sind wieder mit dabei.
Assassin’s Creed III ist ein Meisterwerk in allen Bereichen. Nicht umsonst waren in der dreijährigen Entwicklungszeit fünf verschiedene Entwicklerstudios aus allen Glaubenskreisen beteiligt. Diesen enormen Aufwand merkt man dem Titel aber auf jeden Fall an, nicht nur durch seinen enormen Umfang, sondern auch durch die Liebe zum Detail. Ein paar Punkte gibt’s aber trotzdem zu bemängeln. Zwar sind die Kämpfe anspruchsvoller als noch in den Vorgängern, das Bewegungssystem noch ausgereifter, jedoch wirken die Menüs überladen und auch die Karte erscheint unübersichtlich. Dazu ähneln sich die Städte Boston und New York sehr stark, was bedauernswert ist. Die Grafik hat sich definitiv weiterenwickelt, allerdings schlich sich der ein oder andere Bug ein. So schafft es Ubisoft einen weiteren Teil der Assassinen-Saga „zu schreiben“, wenn auch nicht ganz fehlerfrei, dabei aber kein bisschen angestaubt zu wirken. Ein echter Pflichtkauf für jeden Gamer. Neben der Xbox und PS3 erscheint der Titel in abgeänderter Form auch für die PS Vita, sowie die Wii U.
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