Vom 23. bis zum 29. Januar fanden die 22. Bamberger Kurzfilmtage statt. Die sieben Preise gingen am Ende an sechs Filme.
Was in Bayreuth ungewöhnlich erscheinen mag, ist in Bamberg selbstverständlich: Das Kurzfilmfestival kann in richtigen Kinos stattfinden! Die beiden Programmkinos Lichtspiel und Odeon, von denen ersteres letztes Jahr den Titel des „Kinos des Jahres“ gewonnen hatte, rollten die roten Teppiche aus und luden zum Wettbewerb von über 100 Kurzfilmen. Das Publikum war breit gefächert und bestand sowohl aus überzeugten Festivalgänger*innen, als auch aus Menschen, die scheinbar nur mal reinschauen wollten. Die einzelnen Filmblöcke waren gut besucht und teilweise auch ausverkauft. Und das nicht ohne Grund, denn die Bamberger Kurzfilmtage verstehen sich als Publikumsfestival. Für die Filme bedeutet das, dass sie durchgängig professionell produziert sind und obwohl sie große Unterschiede aufweisen, ein gewisses Filmhochschulschema sie dann doch einander ähnlich werden lässt. Die Erwartungen der Zuschauer*innen dürften damit größtenteils erfüllt worden sein.
Außerhalb des normalen Wettbewerbsbetriebs gab es noch einige Spezialblöcke. So wurde das ehemalige UFA-Kino, in dem sich heute ein Geschäft für Perserteppiche befindet, passend zum Thema mit Filmen zum Orient wiederbelebt. Die Offene Behindertenarbeit Bamberg präsentierte unter der Überschrift „Aus anderer Sicht“ eine internationale Auswahl zum Thema Behinderung und auch ihren eigenen Kurzfilm „Kamdugäßar„. Dilettantischen Charme, wenn auch mit viel lokalpatriotischem Kitsch versetzt, versprach der Regionalfilmwettbewerb, bei dem Laien aufgerufen waren Filme zu produzieren, die sich inhaltlich auf Oberfranken bezogen.
Den Hauptpreis, der auf den Bamberger Kurzfilmtagen der Publikumspreis ist, wie auch den Jurypreis für den besten Kurzspielfilm gewann Petra Lüschows Film „Der kleine Nazi„. Der Film dreht sich um eine typisch deutsche Familie, die sich in Bezug auf ihre Nazivergangenheit für aufgeklärt und unverkrampft hält. Probleme gibt es als die schon etwas verwirrte Oma den Christbaum mit Kugeln aus ihrer Kindheit, auf denen das Hakenkreuz prangt, verziert und einen Engel, der den Arm zum Hitlergruß gehoben hat, auf die Spitze setzt. Denn die Tochter, die angekündigt hat einen israelischen Freund mitzubringen steht schon vor der Tür. Und überhaupt, wie sollen sie ihrem Sohn in der Kürze der Zeit erklären, dass der „Verein“ des Uropas – die NSDAP – nicht hauptsächlich Sport gemacht hat? Ob sich Jury und Publikum in ihrer eigenen verkrampften Unverkrampftheit im Film wiedererkennen konnten? Ein Kurzfilm kann eben auch 14 Minuten Katharsis sein. Wie dem auch sein – er kam auf jeden Fall bei vielen gut an und sorgte bei jeder Aufführung für großes Gelächter. Und am liebsten lachen wir ja über uns selbst, wenn wir dabei vordergründig über andere lachen können.
Der Dokumentarfilmpreis ging an „Kursdorf“ von Michael Schwarz, der vom Kuriosum des gleichnamigen Dorfs handelt, welches vom Flughafen Halle-Leipzig fast vollständig umschlossen ist und verständlicherweise mit enormen Bevölkerungsschwund zu kämpfen hat. Als bester Animations- oder Experimentalfilm machte Monika Tenhündfelds schwarzhumoriger Film „Ich brauch mehr Rot!“ das Rennen, in dem ein Künstler aus dem Off ein Model in verschiedene Posen dirigiert bis ein fataler Unfall ihn zwingt zur roten Farbe zu greifen. Die Jugendjury wählte „Nun sehen Sie Folgendes“ von Benjamin Gutsche, der den Film selbst aus der Perspektive eines Beobachters kommentiert, zu ihrem Favoriten. Von einem Kinderpublikum wurde Daniel Achts „Edeltraud und Theodor„, in dem ein vom Räuber entführtes Schaf die Geschichte erzählt, zum besten Kinderfilm gewählt. Über den Regionalfilmpreis durfte sich Gary Tietje mit „Date me“ freuen, einem Date-Movie vor Bamberger Kulisse.
Nachdem auf der Preisverleihung schließlich alle Lobreden gehalten waren und den Preisträger*innen die mit Goldstaub verzierten Schoko-Skulpturen des Bamberger Reiters übergeben wurden, fanden sich noch viele lobende Worte für die den Bamberger Kurzfilmtage e.V. und die darin engagierten Menschen. Auch darüber, dass die Kurzfilmtage nächstes Jahr ein dreiundzwanzigstes Mal stattfinden sollen, war man sich einig.
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