Das Ambiente könnte besser nicht gewählt sein: Das römische Theater in der Eremitage, das als Sommerspielstätte der Studiobühne Bayreuth dient, zeigt dieses Jahr die Komödie „Tumult im Narrenhaus“ aus der Feder von Lope de Vega, einem Schreiberling der Barock-Zeit. Die Inszenierung spielt, mit aufwändig gestalteten Kostümen, ebenfalls in dieser Zeit.
Schon der Weg zum Theater durch die Eremitage stimmt auf das kommende Stück ein; durch die hohe Allee hindurch, vorbei an einem kleinen Schloss und mehreren Pavillons, scheint man sich immer tiefer in eine längst vergangene Zeit zu begeben. Am Eingang des Theaters wirkt deshalb auch die barocke Händler-Dame, die Programmhefte aus ihrem Weidenkorb anbietet, gar nicht verwunderlich. Das Programmheft selbst, in der Optik eines alten Pergamentbogens, fügt sich wundervoll in dieses Bild ein und ist eine willkommene Abwechslung zu den bunten Din A 5-Heftchen, die sonst immer an der Kasse der Studiobühne ausliegen.
Das Bühnenbild in den Arkaden eines alten römischen Gebäudes besteht aus einem Eingangsportal und sechs dahinter befindlichen Türen, die sich zu Beginn in Zweierreihen gegenüber stehen, mit zunehmendem Abstand vom Publikum höher werden und in den Farben Schwarz und Gold wechseln.
Das Stück beginnt dann auch sehr rasant mit einem Fechtkampf vor dem Portal des Narrenhauses zwischen den beiden Freunden Don Floriano (Ben Gageik) und Don Valerio (Michael Pöhlmann), die sich zunächst nicht erkennen. Daraufhin erzählt der gehetzte Don Floriano, dass er auf der Flucht vor den Häschern des Königs sei, die ihn wegen des unbeabsichtigten Mordes am Prinzen Reinero suchen. Das einzige mögliche Versteck für Floriano scheint unter diesen Umständen das Narrenhaus, so lässt er sich von Freund Valerio als den verrückt gewordenen Philosophen Don Beltran in die Anstalt einweisen. Valerio verspricht bald wieder nach ihm zu sehen, hauptsächlich aber, weil er seine heimliche Geliebte Doña Fedra (Ildikó Mod), die Nichte der Hausverwalterin (Anita Hoffman) der Anstalt, öfter sehen möchte.
Kurz darauf trifft vor dem Narrenhaus Doña Erifila (Michaela Bachhuber) ein, die mit ihrem Diener Leonarto (Max Meißner) vor einer geplanten Zwangsvermählung aus ihrem Elternhaus geflohen ist. Der Diener verlässt sie allerdings, als er erkennt, dass ihm falsche Gefühle von Elifira vorgespielt wurden, damit er ihr bei der Flucht helfe. Vorher beraubt er sie allerdings noch ihres Schmucks und ihrer Oberkleider, sodass Elifira wenig später als „Verrückte, die meint ausgeraubt worden zu sein“ ins Narrenhaus eingeliefert wird.
Nun beginnt eine Liebeskomödie, bei der schließlich auch die Nicht-Verrückten ihren Verstand verlieren. Doña Fedra und ihre Magd Laida (Michaela Schoberth) verlieben sich in Valerio, dieser trifft allerdings im Narrenhaus auf Doña Erifila und beide erkennen sich als füreinander bestimmt. Doch auch Florianos Freund Valerio macht Elifira den Hof und so entspinnt sich ein Strudel aus Leidenschaft, Eifersucht und – wie es die Studiobühne bezeichnet – „irrwitziger Vernunft gleichwie vernünftigem Irrwitz“. Die Narren der Anstalt Tomas (Lucas Janson) und Belardo (Hans Striedl), ehemalige Gelehrte, sowie der Pförtner der Narrenhauses (Martin Betz) tragen ebenfalls zur Absurdität des Ganzen bei sowie auch der Arzt (Valentin Pretzer), der schließlich eine Scheinhochzeit mit Floriano als „Heilmittel“ für die eifersüchtige Doña Fedra anordnet.
Auch der klassische Deus ex Machina (Frederick Flegel/Jan Niklas Wilken), der am Ende die Liebenden zueinander führt, darf natürlich nicht fehlen. Seine Identität wird hier allerdings nicht verraten.
So ist denn am Ende alles Friede, Freude, Eierkuchen und alle sind vernarrt und verrückt vor Liebe. Ein bisschen kitschig ist das schon, aber der geneigte Zuschauer sieht darin keine Schwachstelle. Es ist schließlich eine Komödie! Die Spieldauer von gerademal 1 Stunde und 45 Minuten wird großartig ausgenutzt und hält viele Lacher für das Publikum bereit.
Die Schauspieler bringen Schwung und Energie mit auf die Bühne. Michaela Bachhuber als Doña Erifila dürfte bereits aus früheren Komödien der Studiobühne wie „Die Hose“ oder „Biedermann und die Brandstifter“ bekannt sein und schafft es auch wieder hier, fließend zwischen sehr dramatischem und komödiantischem Spiel hin und her zu wechseln. Ihr Spielpartner Ben Gageik als Don Floriano steht ihr darin in nichts nach. Das gesamte Ensemble, welches wohl zu 90 % aus Theater- und Medienstudenten des 2. Semesters besteht, ist sehr zu loben, nicht zuletzt für die vielen sehr akrobatischen Einlagen auf den Türen der Bühne und das souveräne Sprechen, wo doch die Sprache des Stücks (epochenbedingt) manchmal bei allem Witz etwas schwierig anmutete.
Bis zum 21. Juli ist die Komödie noch im römischen Theater zu sehen und sollte bis dahin – sofern das Wetter der Freilichtbühne keinen Strich durch die Rechnung macht – noch einige Zuschauer anziehen. Wer einen lustigen Theaterabend erleben will, ist hier jedenfalls genau richtig!
Eine sehr gut geschriebene Kritik! Sie macht Lust auf das Stück!