Musik und Kino. Das sind zwei wunderbare Sachen, die leider nur zu selten gut kombiniert werden. Eine Liste von wirklich guten Musikfilmen mit einer mitreißenden Geschichte würde wahrscheinlich auf ein Blatt passen. Die Leidenschaft des irischen Regisseurs John Carney liegt aber glücklicherweise genau an diesen beiden Punkten. So startete in den deutschen Kinos am 26. Mai mit Sing Street der dritte Musikfilm des Iren und reiht sich nach Once und Can a Song Safe Your Life? mit in sein Lebenswerk ein.

Musik aus Liebe

„Boy meets girl. Girl unimpressed. Boy starts band.“ So beschreibt sich der Film in sehr kurzen Worten auf dem Poster. Um es etwas ausführlicher zu machen: Der Film ist ein autobiografisch inspiriertes Drama über den jungen Conor. Der Junge wächst in den 1980er-Jahren bei seiner Familie in Dublin auf, allerdings ist sein Leben gerade im Umschwung: Seine Eltern stehen kurz vor der Trennung; zudem geht ihnen das Geld aus, wodurch Conor gezwungen ist, von der Privatschule auf die katholische Synge Street School zu wechseln, an der ein etwas strengerer Ton herrscht. Natürlich rutscht er als Neuling in die Rolle des Außenseiters und findet kaum Anschluss. Aber eines Tages sieht er auf der gegenüberliegenden Straßenseite der neuen Schule die schöne Raphina, die als Model arbeitet. Um sie zu beeindrucken, lügt er, dass er in einer Band spielen würde und fragt, ob sie in dem Musikvideo der Band auftreten wolle.

Überraschenderweise sagt Raphina zu und Conor gründet spontan mit den anderen Außenseitern eine Band, obwohl er selbst überhaupt kein Instrument spielen kann. Durch seinen großen Bruder Brendan bekommt Cosmo (so wird Conor im späteren Verlauf des Films genannt) die nötigen Lektionen an der Gitarre, zu Rock’n’Roll und dem Erwachsenwerden. Also beginnt Cosmo unter Anleitung seines Bruders und in Zusammenarbeit mit seinem Freund Eamon, der ebenfalls ein Teil der Band ist, seine Lieder selbst zu schreiben. Anders als Brendan, der seine Musikkarriere bereits abgeschrieben hat, blüht das Jungtalent durch seinen Erfolg erst richtig auf.

Nostalgischer Soundtrack

Die Musik ist aufgrund der Zeit, in der Sing Street spielt, auch an die 1980er angepasst. Conors Bruder und musikalischer Mentor Brendan führt ihn in die Welt des Rock’n’Roll und Synthesizer-Pops ein, sodass die Soundtracks, die der Junge schreibt, auch in diese Richtung gehen. Die Einflüsse von Bands wie The Cure, The Clash, A-Ha, Depeche Mode oder auch Duran Duran sind eindeutig herauszuhören und rufen beim Zuschauer direkt Nostalgie hervor. Auf der Facebook-Seite des Films wirbt man sogar für die neue Tour von Duran Duran, welche dem Post zufolge auch jene Legenden sind, die Sing Street inspiriert haben.

Fazit

Neben dem Game Of Thrones-Star Aiden Gillen kommt der Film hauptsächlich mit Jungschauspielern aus, von denen einige – darunter auch der Hauptdarsteller Ferdie Walsh-Peelo – ihr Debüt in der Filmbranche feierten. Umso beeindruckender ist, dass es dem Film gelingt, in seinen knapp 100 Minuten Laufzeit den Zuschauer auf eine Gefühlsreise von Trauer, Freude, Begeisterung, Kummer und Liebe mitzunehmen. Begleitet wird dies von Musik, die die Herzen von Kindern der 80er-Jahre bzw. Fans dieser Zeit höherschlagen lässt. Hört man hinterher noch mal den Soundtrack, wird man an viele gute Szenen erinnert, zumal die Texte sich inhaltlich mit der Geschichte auseinandersetzen. Mich persönlich hätte die Musik auch überzeugt, wenn sie einfach als Soloalbum ohne Film erschienen wäre.

In Zeiten, in denen Filme zugekleistert sind mit unnötigen Überspitzungen und Special Effects, schafft es Sing Street mit seinen einfachen Bildern und einer ausgeklügelten Geschichte auf voller Linie zu überzeugen.