Der Nerd, lange Zeit als sozial inkompetentes, Hornbrillen tragendes und sexuell inaktives Wesen angesehen, das hauptsächlich in Kellern zu finden ist, hat sich in den letzten Jahren zum Zentrum der Popkultur entwickelt. Songs über die „Nerdrevolution“ und die Liebe zu alten Spielekonsolen finden immer mehr Liebhaber, Hollywood nimmt ehemalige Kellerkinder und macht sie zu Actionstars, die Hornbrille wird Zeichen einer ganzen Bewegung, und wofür man früher auf dem Schulhof verprügelt wurde, gilt jetzt als coolste Sache der Welt.
Auch in die Serienlandschaft hat der Nerd Einzug gefunden. Während Steve Urkel in Alle unter einem Dach noch eher der für Lacher sorgende Sidekick war, sind heutzutage ganze Serien um die vermeidlichen Sonderlinge gestrickt. Die bekannteste davon ist natürlich The Big Bang Theory. Und obwohl diese Serie durchaus ihre Lacher hat, merkt der Kenner, dass hier keine echten Nerds am Werke sind. Da werden Videospiele falsch betitelt, Filme falsch zitiert und auch der Humor der Sitcom ist eher auf „Schaut Euch diese Idioten an“ ausgelegt. Ganz anders ist das bei Spaced!
Entwickelt wurde die wohl nerdigste Serie aller Zeiten von den beiden Hauptdarstellern Simon Pegg und Jessica Stevenson. Regie führte niemand geringeres als Edgar Wright (Shaun of the Dead, Scott Pilgrim vs. The World) persönlich.
Die Serie dreht sich um den Comiczeichner Tim und um die Autorin Daisy, für die es beide nicht gerade rosig aussieht. Erfolg im Job scheint ein ebenso unerreichbares Ziel wie eine funktionierende Beziehung. Und weil sich aus zwei trostlosen Leben nur etwas Gutes entwickeln kann, beschließen die beiden, zusammenzuziehen. Das einzige Problem: die Besitzerin ihrer Traumwohnung Marsha Klein (Julia Deakin) vermietet nur an Pärchen. Also geben sich Tim und Daisy ohne große Überlegungen als Paar aus. Was, zur großen Überraschung der beiden, der dem Alkohol recht zugeneigten Marsha nicht auffällt. Natürlich gestaltet sich das Zusammenleben alles andere als leicht. Denn nicht nur Tims Unordnung und Daisys Hund Colin kratzen am Haussegen. Auch Tims vom Militär besessener Freund Mike (Nick Frost), Daisys dümmliche Freundin Twist (Katy Carmichael) und Brian (Mark Heap), der Künstler, der unter Tim und Daisy wohnt, tragen nicht gerade zum Frieden in der WG bei.
Obwohl sich die Story nach 08/15 Sitcom Kost anhört, ist die 1999 urausgestrahlte Serie alles andere als das. Denn bereits in der ersten Folge merkt man, dass man es hier mit etwas Großem zu tun hat.

Nicht nur sind durch die damals für Sitcoms ungewöhnliche Aufnahmetechnik (Single Camera) für das Genre ungewöhnlich tolle Bilder und Einstellungen zustande gekommen, auch der jeweilige Episodenaufbau war alles andere als normal. Denn jede Spaced-Folge ist gespickt mit intertextuellen Querverweisen. Nahezu jede Szene erinnert Kenner an ein popkulturelles Werk der 80er und 90er. Ob Terminator-Zitate, Resident Evil-Kameraeinstellungen oder an Comicbüchern angelehnte Charaktere, in Spaced ist eigentlich alles eine Hommage an irgendwas. Auch hier kommt der Serie wieder die Verwendung von nur einer Kamera zugute. Denn bei einer Mulitcam Show wäre das exakte Nachstellen von Filmszenen fast unmöglich.
Und obwohl sich ein Großteil des Humors auch auf dieser Ebene abspielt und Spaced damit zur perfekten Serie für Nerds macht, ist auch der direkte Humor unter den Charakteren nicht zu verachten. Dieser ist zwar sehr britisch, aber dank der überspitzten Nebencharaktere kommen auch Kritiker von Schirm, Charme und Melone auf ihre Kosten.
Doch wie das nun mal so ist,  ist die größte Stärke der Serie gleichzeitig ihre größte Schwäche. Denn um die vielen Anspielungen und Verweise verstehen zu können, ist ein enormes Wissen um die Popkultur, Film- und Videospielgeschichte und sogar Comics der 80er und 90er Jahre von Nöten. Gerade für diejenigen, die zu dieser Zeit noch nicht einmal geboren waren, wird es äußerst schwer werden, zu verstehen, warum diese Sitcom so einzigartig ist.
Leider wurde die Serie bereits nach 2 Staffeln eingestellt und obwohl Fans seit Jahren nach einer Fortsetzung schreien, wird es, nach Aussagen der Macher, wohl nie dazu kommen.