Wer sich jetzt fragt: Was? Extrablatt? Von wem?? Der darf beruhigt sein, denn auf diesen Wissensstand treffe ich häufiger und möchte nun einmal mehr meine Liebe zur der wunderbaren Band Coppelius bekunden und sie euch vorstellen.
Es gibt natürlich einen ganz konkreten Anlass dafür, nämlich das neue – genauer gesagt das 5. Studioalbum der Band – welches den Titel „Extrablatt“ trägt und seit dem 15. Februar erhältlich ist.
Uuund ein weiterer Anlass ist, dass ich nun zum 2. Mal auf einem Coppelius-Konzert war und dort nicht nur das neue Album live hören durfte, sondern auch danach ein kleines Interview mit Comte Caspar führen durfte. Das werdet ihr hier ebenfalls zu hören bekommen! Denn ich habe hier vor, einen etwas „interaktiven“ Artikel zu schreiben, in den ich Audiospuren des Interviews einbetten werde. (Bitte lasst euch nicht von den Hintergrundgeräuschen irritieren; wie gesagt es wurde kurz nach einem Konzert aufgenommen…)
Zu Anfang darf sich der Interviewte aber gleich selbst vorstellen:
So siehts aus! Le Comte Caspar – laut der Bestätigungs Email, die ich auf meine Interview-Anfrage bekommen habe, der „Klarinettist mit Bart“ hat mir einiges über die Band und das neue Album erzählt.
Zunächst einmal jedoch ein paar Fakten zur Band, bzw. Musikkappelle wie sie es wohl nennen würden, denn wir ihr am Bild des Comte seht, gibt es da ein bisschen Erklärungsbedarf.
Die Gruppe besteht aus 6 Mitgliedern: Den beiden Klarinettisten/Sängern Max Coppella und Le Comte Caspar, Cellist/Sänger Graf Lindorf, Contrabassist Sissy Voss, Schlagzeuger Nobusama und Butler Bastille. Ja, Butler, denn wie gleich erzählt werden wird, darf in der Philosophie der Band ein ein Butler auf keinen Fall fehlen. Nebenbei singt Bastille auch, führt während Konzerten von Lied zu Lied – und hat manchmal die ehrenvolle Aufgabe, die Tri-Angel zu spielen.
Wer sich nun fragt ob das alles dann nach Streichquartett klingt, möge sich hier vom Gegenteil überzeugen.
Jetzt zum Bandmythos (wobei es natürlich eigentlich die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist, ach das ist alles ein bisschen kompliziert..): Die Band Coppelius existiert seit 1803 und erklärt ihr langes Bestehen mit alchimistischen Experimenten, die sie letztendlich bis in unsere Zeit weiterleben und nicht altern ließen. Das muss man als Fan akzeptieren, oder man wird wahnsinnig, denn andere Infos bekommt man nicht! Aber so lässt sich immerhin die Kleidung und die Ausdrucksweise der Herren rechtfertigen. Auf Facebook ist es unter Fans zum Beispiel üblich die Band im pluralis majestatis als mit „die Herren“ anzusprechen weil man selbst auch immer mit „wertes Auditorium“ betitelt wird. Wer dann noch nicht überzeugt ist, dass die Vita der Herren der Wahrheit entspricht, findet auf ihrer Internetseite eine komplette Konzertologie von 1803 – 1954!
Coppelius treten mit großzügigem Makeup, in langen Gehröcken und mit Zylindern auf (zumindest alle bis auf Nobusama (trägt einen Kimono) und Bastille (im Vrack, versteht sich ja von selbst!) ) und dann machen sie … nun die Musik, die sie eben machen. Weil ich an diesem Punkt meiner Erzählung – also immer wenn es um den Stil von Coppelius geht – ins Stocken komme habe ich mal den Comte gefragt wie ich das in Zukunft formulieren soll:
In der Tat wird einem die Besonderheit von Coppelius so richtig erst bei ihren Live-Auftritten bewusst. Dass eine Rockband live besser klingt als auf eine CD ist zwar nichts Neues, aber gerade die unübliche Instrumentwahl der Herren (ich entschuldige mich nochmal für die diskrimierten E-Gitarren-Spieler… ihr wisst es halt nicht besser!) macht sie live besonders sehenswert.
Die literarisch Interessierten unter euch hatten vielleicht bei dem Namen Coppelius sofort eine andere Assoziation – oder wenigstens später bei dem Video „schöne Augen“. Nein? Ja? Natürlich gibt es in E.T.A. Hoffmanns Roman „Der Sandmann“ die Figur Coppelius, einen Advokaten mit erschreckendem Aussehen, der im Buch den Protagonisten Nathanael in den Wahnsinn treibt. Ein wirklich guter, sehr furchteinflößender Bösewicht muss ich sagen, und die Band Coppelius kann sich dieser Assoziation natürlich nicht entziehen. Ihre Mitglieder behaupten aber (natürlich), Hoffmann habe die Inspiration für seine Romanfigur von ihnen. Verweise auf den literarischen Coppelius finden sich nicht nur im Lied „schöne Augen“ sondern auch in der „Der Advokad“. Natürlich gibt es in ihrem Repretoir der Band aber auch Hoffmann-unabhängige Themen wie „unerfüllte Liebe“, „Rivalität“ oder „Absith“. Die Titel der beiden letzten Alben wahren „Tumult“ und „Zinnober“. Mit dem nun folgenden „Extrablatt“ wird meiner Meinung nach eine neue Richtung eingeschlagen. Ich habe den Comte gefrag wie es zu dem Titel kam:
Diesen Moment haben die Herren auch videografisch festgehalten (zusammen mit einem kleinen Überblick über das neue Album):
Coppelius Hilft! Ein wichitger Satz, der an keinem Ende einer coppelianischen Video-Ankündigung oder eines Konzerts fehlen darf und dem im Vorgänger-Album ein eigener Song gewidmet wurde! Also unbedingt merken!
Neben den Werken des neuen Albums wird in diesem Video aber auch das neue „Reisegefährt“ der Herren von Coppelius vorgestellt: Die Litfasssäule. Ja, Reisegefährt! Für die Skeptiker hat Schlagzeuger Nobusama auf Facebook sogar einige technische Detailles preisgegeben:
Höhe: ca. 2 m
Durchmesser: 1,03 m
Gewicht: dank souveräner Leichtbauweise nur 45,8 kg
Material: Holz in Monocoque-Bauweise
max. Drehmoment: 3900 Nm bei 56000/min
0-100 km/h: 0,02 sek
Innengeruch: Erdbeer/Schweißsocke
Innenauskleidung: Samt in Bordeaux mit Beleuchtung (1 klassische, formschöne Glühbirne)
Ich war immernoch skeptisch und habe Comte Caspar gefragt, wie man sich das Reisen mit diesem seltsamen Gefährt vorstellen muss:
Das glaubte ich dann auch tatsächlich. Man könnte fast neidisch werden bei so einem komfortablen Reisegefährt! Da können nichtmal die roten Schuhe von Dorothy aus „Der Zauberer von OZ“ mithalten…
Nun aber wieder zu den Themen des Albums: Mit der „neuen“ Richtung, von der ich zuvor gesprochen habe, meine ich die Hinwendung der Band zu modernen Themen wie der Smartphone-Sucht und der Übertragung in ihre Sprache. Natürlich kommen sie in unserer modernen Welt nicht an dieser Entwicklung vorbei, nennen die Smartphones allerdings „Spieldosen“ und haben eine klare Meinung zu ihnen:
Das musikalische Ergebnis kann sich sehen lassen. Coppelius drehten für „Spieldose“ als erste deutsche Band einen Videoclip komplett in 3D. Ich bin sehr gespannt darauf wie der aussehen wird, denn leider ist er noch nicht veröffnetlicht. (Das Album ist ja erst seit 2 Wochen draußen und die Herren befinden sich zur Zeit auf Konzertreise). Als ich den Comte fragte, ob Coppelius jetzt allgemein modernere Themen ansteuere, sagte er:
Gerade zum Thema „Liebeskummer“ bzw. „Liebe“ findet sich auf dem neuen Album ein Cover des Songs „Maria“ der Mittelalter-Rockband „Subway to Sally“. (Die kennt ihr jetzt aber! Nein? Schämt euch!) und auch ein eigenes Lied mit dem Titel „Butterblume“ kann diesem Themengebiet zugeordnet werden. Ich wollte nun wissen, welche Stücke darauf dem Comte selbst am meisten gefallen und musste feststellen, dass wir da genau der gleichen Meinung sind:
Das ist doch bei den Rivalitäten, die in der Band herrschen, fast schon eine Huldigung an die Arbeit der Kollegen. „Reichtum“ ist auch mein neuer Liebling, vor allem weil Comte Caspar dabei erstmals zeigt, wie tief er wirklich singen kann. Das Stück war wie schon gesagt Gegenstand eines Videowettbewerbs (der leider genau in der Klausurzeit stattfand…) und klingt so:
Insgesamt 14 neue Stücke gibt es, hier könnt ihr euch die meisten davon anhören. Ein paar der neuen Titel sind auch für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber der Großteil gefällt mir sehr gut.
Ich finde immer wieder neue Gründe, diese Band zu mögen. Ein Grund ist zum Beispiel Butler Bastille (hey ich bin auch nur eine Frau…) und dann natürlich noch die Virtuosität der Musiker. Als Anfänger-Saxophonistin kann ich über die Künste der beiden Klarinettisten nur vor Neid erblassen! Und zum Schluss wäre da noch die Liebe zum Absinth, die wir teilen…
Coppelius sind eine sehr publikumsnahe Band, die auf Facebook sehr viel Fan-Arbeit betreibt und nicht müde wird, ihre 200 Jahre lange Band-Geschichte immer wieder unter Beweis zu stellen.
Ich bedanke mich sehr bei Comte Caspar für das angenehme Interview und hoffe ihr hattet Spaß beim klicken. Vielleicht hat euch dieser Artikel ja Lust auf mehr gemacht; dann findet ihr hier den coppeliansichen Youtube-Kanal.
Ansonsten Danke fürs Lesen und nicht vergessen: COPPELIUS HILFT!
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