Bunte Figuren springen, watscheln, tänzeln, stampfen und schleichen über die Bühne des Römischen Theaters in der Eremitage. Carlo Goldonis „Der Diener Zweier Herren“ feierte am 04.06. unter der Regie von Dominik Kern Premiere und beschert einen temporeichen und unterhaltsamen Abend.
Irgendwie ist man enttäuscht, wenn man endlich am Römischen Theater angekommen ist. Zwanzig Minuten vor Beginn der Premiere sind kaum Zuschauer da. Ein Zeltpavillon mit einem Biertisch ist die Kasse, dahinter eine Holzbude und Langnese-Stehtische. Es gibt ein bisschen was zu trinken und in der Pause Bratwürste. Irgendwann ertönt ein Gong, der Einlass beginnt, der Zuschauerraum füllt sich dann doch beinahe ganz. Die Produktion der Studiobühne kann losgehen.
Die Handlung ist eine einfache (aber dadurch nicht weniger amüsante) Verwechslungsgeschichte. Der Diener Truffaldino dient auf einmal zwei Herren, einer davon ist allerdings eine Frau in Männerkleidern. Die beiden aber wiederum sind ehemalige Geliebte und auf der Suche nacheinander. Missverständnisse, Duelle, sich verzehrende Liebende – Goldonis Stück steht ganz in der Tradition der Commedia dell’Arte.
Die Figuren entstammen einer festgelegten Typenpalette und sind in Kerns Inszenierung dementsprechend einseitig angelegt. Wieso auch psychologische Motivation, tiefgründige Gedankengänge oder grundlegende Figurenentwicklungen suchen, wo keine sind. Bei Kern funktioniert alles über Körperkomik und geniales Timing. Das Bewegungsrepertoire ist festgelegt und dadurch witzig: Der dicke Koch stampft so gewichtig, dass es dröhnt (begleitet von Ronald Kropf, der für Geräusche und Musik zuständig ist), dem klapprigen Pantalone mit seiner Gehhilfe knarzen die Gelenke ganz fürchterlich, wenn er den Kopf dreht, und schon fast tänzelnd springt Truffaldino durch das Stück.
Genauso bunt und flächig sind Maske, Kostüme und Bühnenbild. Da sind falsche Nasen, eine blaue Glatze, angeklebte Schnurrbärte, dicke Bäuche und strohblonde Perücken. Die Fassaden dreier Häuser sind auf Wände gemalt (dabei sehr einfallsreich: die Form der Türen entspricht dem jeweiligen Hausbesitzer). Die Tochter trägt rosa und ihr Geliebter gelb, der andere junge Mann hellblau und seine Auserwählte violett. Alles ist viel, aber in sich stimmig.
Frech, quirlig und voller Ideen – ein temporeicher Abend mit einem spielfreudigen Ensemble und wenigen Längen. Perfekt für einen schönen Sommerabend.
Termine und Karten gibt’s unter
http://www.theaterkasse-bayreuth.de/veranstaltungen_tickets/828_1_der_diener_zweier_herren/tickets.html
Ich war da. In der ersten Hälfte. Diese war so gruselig dass wir beschlossen haben zu gehen. Ich kenne das Stück und war zutiefst enttäuscht. Wildes Herumgehüpfe, unmögliche Maskeraden, Gags die ich in einem billigen Film erwarte, aber nicht im Theater. Dies nur um einige Punkte zu nennen.
Wann gibt es endlich wieder klassisches Theater?!
Goldoni hat einige wunderschöne Stücke geschrieben – das was ich gesehen habe grenzt für mich an Verhöhnung!
Die Geschichte erinnert an Figaros Hochzeit von Beaumarchais. Sicherlich geeignet für einen leichten Sommerabend 🙂