Das sägende Geräusch von Rotorenblättern dröhnt immer lauter in meinen Ohren. Wagners Walkürenritt verzieht sich dröhnend in seiner Tonhöhe, als der schwerbewaffnete Helikopter an meinem Sniperspot im dichten Dschungel vorbeifliegt. Mit dem Fernglas sehe ich, wie die Bordmaschinengewehre ratternd ein Gemetzel in meinem Heimatdorf anrichten – kurz darauf hagelt loderndes Napalm aus der Luft und am Dorfplatz erlischt jegliches Leben.

dispositiv bld

Nein, ich bin kein unbedeutender Statist in Apocalypse Now. Ich spiele Battlefield Vietnam. Das Spiel, das seinen 10. Geburtstag feiert. Um euch das zigste Review zu ersparen, folgt nun ein ganz persönlicher Rückblick auf das Spiel, mit dem ich wohl, was Games angeht, die meiste Zeit verbracht habe.

Gar stiefmütterlich wird das Spiel bis heute von der Battlefield-Gemeinde behandelt. „BF1942 Klon mit aufgemotzter Grafik und Palmen“ heißt es. Für mich als Musikliebhaber stellt den größten Unterschied zum Vorgänger aber vor allem der perfekt gewählte Soundtrack dar, unter anderem mit Songs von Jefferson Airplane, CCR oder eben Richard Wagner. Die Lieder, abgespielt in den Vehikeln wie Jeep oder Helikopter, sind für alle Mitspieler auf der Map hörbar und führen in den richtigen Situationen zu einer unheimlich dichten Spielatmosphäre.

napalm

Ein weiterer Unterschied ist die Ungleichheit zwischen den gegnerischen Teams. So heißt es bewaffnetes Patrouillenboot, Transporthubschrauber und Skyraider mit Napalmbomben auf der einen Seite gegen unbewaffnetes Bambusfloß, Bambusfallen und Flugabwehrrakten auf der anderen. Sicher nichts für Spieler, die nur einer möglichst guten Kill/Death – Ratio hinterherrennen, wenn das Teamplay auf beiden Seiten funktioniert aber hochgradig spaßig.

2005 kam mit BF2 bereits der Nachfolger auf den Markt, was schnell zu einer eingefleischten BF Vietnam Stammspielerschaft führte, die im Laufe der Jahre immer kleiner, aber auch familiärer wurde. Nirgends in einem Onlineshooter hab ich einen ähnlich aktiven Spielechat gesehen, und innerhalb kürzester Zeit konnte ich alle gängigen Schimpfwörter auf Holländisch, Polnisch oder Spanisch. Zwar nahm die Serveranzahl mit fortwährender Zeit ab, auf den verbleibenden wurde dafür auf gemoddeten Maps gespielt, welche die Spielbalance immer mehr verfeinerten.

Klar kann man es geschmacklos finden, daran Spaß zu finden CCR auf einem Roller zu hören, während man wild um sich ballert. Auf einer Karte, die auf einer realen Schlacht basiert. Und klar hat ein Spiel aus der Franchise des damals größten Spielepublishers vor allem wirtschaftlichen Gewinn vor Augen und weniger Sozialkritik, wie dies z.B. bei Shellshock: Nam ’67 versucht wurde. Mich jedoch hat der Spaß am Spiel dazu bewogen, mich reflektierter über die Thematik zu informieren. Und trotzdem macht das (leider auf zwei aktive Server geschrumpfte) Spiel auch im Jahre 2014 noch Spaß: Alles Gute

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