Heute vor 10 Jahren, am 6. Mai 2004, wurden Fernsehgeschichte geschrieben. 52 Millionen Zuschauer blickten gebannt auf ihre Flimmerkiste und selbst Konkurrenzsender forderten ihre Zuschauer auf, doch gefälligst auf NBC zu schalten. Denn dort lief eben genau vor 10 Jahren das Finale der Sitcom Friends. In einer Doppelfolge bekamen Chandler und Monica ihre beiden Zwillinge und bereiteten sich auf ihren Umzug in die Vorstadt vor und das ewige hin und her zwischen Ross & Rachel kam endlich zu einem Happy End, das zwar niemanden überrascht hat, aber diese lange Reise doch zu einem würdigen Abschluss brachte. Das alles endete mit einer gefühlsgeladenen Abschlussszene in dem von uns allen geliebten Apartment.
Selbst Justin Bieber konnte sich Friends nicht entziehen. Er benutzte eine Zeit lang den Decknamen „Chandler Bing“ für Hotelreservierungen
Und selbst heute, 10 Jahre nach dem Finale, hat Friends noch einen Einfluss, von dem andere Sitcoms nur träumen können. Egal ob Community oder How I Met Your Mother – alle Sitcoms verneigen sich vor der Geschichte der sechs New Yorker. Die komplette erste Staffel von Episodes ist ein einziger Verweis auf Friends. Und eben genau wegen dieser ungebrochenen Faszination kommen auch immer wieder neue Gerüchte über eine mögliche Reunion oder ein Spin-Off auf. Doch genau das wäre das Schlimmste, was der Serie passieren könnte. Denn wie schon Marta Kauffman, eine der Schöpfer der Serie in einem Interview mit Entertainment Weekly sagte:
let’s be honest, it’s 20 years later. Nobody looks like they did then. And you’re going to spend the whole time going, “Wow, he’s aged. Or she’s…”
Insgesamt verdiente jeder Hauptdarsteller über 80 Millionen US-Dollar. Allein in der letzten Staffel betrug die Gage 1 Million pro Folge zuzüglich Boni. Damit waren sie über Jahre hinweg die bestbezahlten TV-Schauspieler aller Zeiten, bis sie von Charlie Sheen abgelöst wurden
Doch nicht nur die offensichtlichen Gründe sprechen gegen eine Reunion. Denn auch der Humor und Aufbau der Serie wäre nicht mehr zeitgemäß und die Stars haben mitlerweile sowieso besseres zu tun. Jennifer Aniston ist zwar die einzige, deren Filmkarriere wirklich durchgestartet ist, doch auch Mathew Perry kann mit 17 again auf einen durchaus erfolgreichen Film zurück blicken. Sein letztes Projekt Go On wurde allerdings bereits nach einer Staffel abgesetzt. Und auch Matt LeBlanc ist ins Fernsehen zurückgekehrt, nachdem das Friends Spin-Off Joey mit Vollgas gegen die Wand gefahren wurde. Jetzt spielt er sich selbst in der Showtime Comedy Episodes. Cortney Cox hat mit Cougar Town gleich die nächste Topserie gestartet und David Swimmer ist als Regisseur zum Independent Film gegangen. Einzig Lisa Kudrow hält sich eher bedeckt. Sie begnügt sich damit, in ihrer eigenen Webserie zu spielen und gelgentlich einen Gastauftritt im Fernsehen zu haben. Arbeiten müssten sämtliche Hauptdarsteller vermutlich sowieso nicht mehr!
Doch selbst 1 Jahr nach dem Finale wäre ein Film oder eine weitere Staffel schrecklich gewesen. Und fast alle Fans der Serie hätten mit Sicherheit enttäuscht reagiert.
People say they want it, and the more that we say it’s a bad idea, people [disagree]. But I think if we actually gave it to people, there would be such backlash.
David Crane (Co-Schöpfer)
Denn das Finale gibt uns zwar eine Menge Hinweise darauf, wie es mit der Clique weiter geht und in welche ungefähre Richtung ihr Leben laufen wird, doch einen genauen Fahrplan gibt uns das Finale nicht. Und das ist auch gut so! Eine Sitcom handelt nicht von dem kompletten Leben der Hauptfiguren, sondern nur von einem Lebensabschnitt, der aus den verschiedensten Gründen von besonders vielen Konflikten geprägt ist. Alles, was nach diesem Lebensabschnitt passiert, liegt in der Vorstellungskraft des Zuschauers. Zwar kann es funktionieren, einen groben Ausblick in die Zukunft zu geben, aber selbst das hat oft eine sehr starke Zuschauerreaktion zufolge.
Und blicken wir doch einfach einmal auf die Serie, die den Schritt zu einem Kinofilm oder ein Spin-Off gewagt haben. Sex and the City ist hier ein perfektes Beispiel. War es nicht das perfekte Ende, als Big und Carry endlich zusammen gefunden haben? Haben wir uns da nicht alle vorgestellt, dass die beiden nun endlich über ihre Schatten gesprungen und bereit für eine funktionierende Beziehung sind. Doch dann kam der Kinofilm… und wenn wir diesen nicht mit rosa-roten Gucci-Fanbrillen betrachten, so muss jeder zugeben, dass er nicht mehr viel mit der Serie und schon gar nicht mit der Zukunft, die wir uns für Carry und Big gewünscht haben, zu tun hat. Das liegt nicht etwa daran, dass die Schöpfer der Serien vielleicht nicht dieselben Wünsche für die Zukunft ihrer Hauptcharaktere haben, sondern daran, dass sowohl ein Film, als auch eine Serie, von Konflikten lebt. Wie langweilig wäre es gewesen, wenn wir eine perfekte Hochzeit zwischen unseren beiden New Yorker-Betthäschen gesehen hätten? Wie öde wäre es, wenn Ross und Rachel glücklich zusammen sind und Monica und Chandler ihre Familie perfekt managen, während Phoebe und Joey verrückte Sachen im Hintergrund anstellen? Es wäre zwar das, was wir uns für die Zukunft der Hauptcharaktere wünschen würden, nicht aber das, was einen spannenden Film ausmacht. Und eben weil Serien und Filme gewisse Konflike und Archetypen brauchen, muss die Handlung an diese angeglichen werden. Das ist der Grund, warum das Spinoff Joey nicht funktioniert hat, und das ist auch der Grund, warum das How I Met Your Mother Spin-Off nicht funktionieren wird.
Darum lasst mich mit den Worten von Marta Kauffman enden:
This is about finales. It’s final.
Ganz klar: Justin Bieber hat Notting Hill geschaut. Nur waren es da Disney-Figuren als Decknamen.