Zwei der beliebtesten, schönsten und nettesten Redakteure des Dis+Positiv haben sich gestern Jan Böhmermanns neue Show bei ZDF Neo, das Neo Magazin, angeschaut. Hier sind ihre Meinungen und Gedanken zur Premieren-Sendung.
Lukas
Nachdem ich gerade Jan Böhmermanns neue Sendung gesehen habe, geht mir unter anderem Folgendes durch den Kopf: sie ist viel zu kurz. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich die erste Folge von Neo Magazin gut finde. Als ich Jan und Charlotte Roche zu Beginn der Show in der Limousine sitzen sah, wurde mir wieder bewusst, wie geil das Format von Roche und Böhmermann eigentlich war und wie sehr ich es vermisse. Jetzt also das Neo Magazin, moderiert von Böhmermann und Böhmermann allein, aber viel mehr Platz als für einen hat das winzige Studio ja auch nicht. Klein aber fein, dachte man sich wohl, also wurde Selbiges erst einmal vollgestopft mit einem Feuwerwerk von Triceratop-Polygon-Retro-Tapeten-Action. Hatte das Studio von Roche und Böhmermann schon einen seltsamen Charme von 70er-Jahre Talkshow und einem Dr. Strangeloveschem Pentagon War Room, ist Jans neue Werkstatt so perfekt durchgestyled wie seine Frisur. So perfekt, dass man den Gedanken nicht los werden will, dass die Verantwortlichen sich bei der Erstausstrahlung schon mal ordentlich einen darauf abgewichst haben. Der Gedanke kam mir aber auch erst nachdem Böhmi seinem Tisch einen Cumshot im Namen von Boris Becker verpasst hat.
Ich hab noch nicht so ganz verstanden, was die Sendung sein will. Ist sie wirklich als simple Late Night Show konzipiert? Oder ist sie viel mehr eine überdrehte Karikatur von dem, was man als Late Night versteht? Wenn Böhmermann mit Ginalisa auf zwei Pappkartonponys ins Regenbogenwunderland der schlechten Pornodialoge reitet, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Gut finde ich, dass Böhmi ihr es ermöglicht hat, sich in einem ausnahmsweise mal halbwegs anständigen Fummel, ganz ohne Titten raus und Beine breit, lächerlich zu machen. Hätte die olle Plastiktüte Lohfink dabei auch einen verständlichen Satz rausgebracht, wäre das vielleicht unter Umständen sogar sympathisch rüber gekommen. Irgendwie traurig. Als Jürgen Domian ihn am Anfang der Sendung fragt, ob er reden wolle, antwortet Jan: „Nein! Ich möchte singen!“ Was er dann auch, von den dreißig Minuten Sendezeit, gefühlte fünfundzwanzig gemacht hat. Und sich unverhofft oft in totally crazy and funny awesome Kostüme #selbstironie gezwängt. Ich mag Jan Böhmermann. Ich mag Sanft und Sorgfältig (Radioeins, jeden Sonntag Nachmittag) mit Jan und Olli sogar sehr. Was die erste Sendung von Neo Magazin betrifft, paraphrasiere ich mal William Cohn zum Schluss der Sendung: „Was für eine Scheiße!“ Ja, stimmt.
Nils
Ein wenig enttäuscht bin ich schon. Vielleicht braucht die Sendung einfach noch etwas Zeit. Der Trailer zur Sendung ließ mich händereibend vor dem PC warten. Frisches, innovatives Fernsehen bei ZDF Neo, das hatte ich mir erhofft. Was soll ich sagen: Jan ist ein großartiger Entertainer und schafft es charmant wie kein zweiter sein Publikum, Show-Gäste sowie seinen eigenen Sender („Wir sind die 0,7 %“) auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Gepaart mit einem böhmerischen Intellekt, hat man als Zuschauer wenigstens ansatzweise das Gefühl, dass das, was Jan macht, oft Konsens hat und irgendwo im ganzen bunten Dinosaurier-Karneval eine Wahrheit versteckt liegt. Ob dem immer so ist, sei einmal dahin gestellt. Das Neo Magazin wirkt dahingestellt. Das Konzept erschließt sich mir nicht. Was will die Sendung eigentlich? „Prism is a Dancer“ enttarnte die offen gelegten Informationen zufälliger Studio-Besucher im Internet und Jan fragte diese dann zu ihren peinlichen Profil-Angaben auf „Game.FM“ oder zu dem Verkauf ihres hässlichen Bleiglas-Bildes bei „kalaydo“ aus. Hätte mein Opa Internet, würde er mir auf genau dieselbe pseudo-pädagogisch Art erklären wollen, wie jeder im Internet meine Daten einsehen kann. Das könnt ihr doch besser! Also liebe Neo Magazin-Redaktion, wenn ihr schon dazu aufruft, über die Sendung nur mit dem #knuddelbaer zu twittern, dann greift doch interaktiv drauf zurück. Retweetet, macht Bilder oder zeigt Tweets. Irgendwas. Es wirkt so als hätte ein gelangweilter Redakteur die Aufgabe bekommen irgendwas mit „Social Media“ einzubauen und ist auf die tolle Idee gekommen, einfach mal einen ganz anderen, total verückten Hash-Tag für die Sendung zu verwenden. Toll.
Es sind die kleinen Momente der Sendung, die mich auf die nächste Folge hoffen lassen. Wenn Jan nach einem Gag auf das laute Seufzen eines Zuschauers mit „Ach komm jetzt, so schlecht war der auch nicht, ist die 1. Sendung“ reagiert, finde ich das witzig, weil er sich dabei selbst nicht ernst nimmt. Wirklich interessiert hätte mich, was Gina Lisa im Moment eigentlich macht. So arbeitsmäßig. Warum hat Janni sie nicht mal gefragt, was mit ihrem Porno passiert ist, der schon vor Jahren im Netz aufgetaucht ist? Wenn das Neo Magazin schon einen auf Daten-Polizei macht, dann doch bitte konsequent! Stattdessen reiten sie zusammen auf Plastik-Pferden vor einem Greenscreen umher und sind witzig. Wirklich gelungen fand ich dagegen die Darstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Es gibt im deutschen Fernsehen im Moment einfach kaum jemanden, der sich so gekonnt über seinen eigenen Arbeitgeber lustig macht wie Jan Böhmermann. Was kann ich noch sagen? Ersteinmal abwarten und Wendler-Parfüm kaufen. So ganz habe ich die Sendung nicht verstanden. Es gab einige sehr helle Momente, aber ich muss leider sagen, dass die Show seit dem Intro stetig an Qualität abgenommen hat. Aber vielleicht wird’s ja noch etwas. Ich für meinen Teil schau das nächste mal wieder rein und gebe dem Ganzen noch eine Chance. Ich zahl ja immerhin GEZ!
Ganz so „scheiße“ wie die beiden Autoren fand ich Böhmermanns neue Sendung nicht.
Klar, die Gäste kamen deutlich zu kurz und trugen nicht wirklich zur Sendung bei und auch die Stand-Up-Gags à la Stefan Raab zu Beginn waren eher öde. Aber das Format hatte durchaus seine Höhepunkte. Das Intro mit bekannten Mediengesichtern, wie Jürgen Domian, Charlotte Roche und Markus Lanz warf einen selbstironischen und witzigen Blick auf die jüngste Vergangenheit des Digitalspartensenders. Auch „Prism is a Dancer“ war eine neue und abgefahrene Idee im Öffentlich-Rechtlichen.
Ich hoffe die BTF streicht die langweiligen Parts und serviert uns in Zukunft mehr von Jans bissigem Humor.
Freunde, hakke Partys, Karneval, Süßigkeiten, Möpse uuuuuund lecker viel Essen
Ich bin bisher geteilter Meinung. Zu kurz ist es auf jeden Fall, erst recht für zwei Gäste. Ich hätte statt Gina Lisa gerne mehr spontanen Talk mit Olli Welke gesehen. Auf den Stand-Up-Einstieg hätte ich auch verzichten können, da mein Bedarf an gespielten Gags schon mit den ersten fünf Minuten von Circus Halligalli am Montag gedeckt wird. Ich muss aber zugeben, dass mir das Wendler-Segment trotzdem gut gefallen hat. „Prism is a dancer“ fand ich gar nicht SO pseudo-pädagogisch und durch die unangenehme Situation am Schluss sogar richtig interessant.
Ich wünschte, es würde in Zukunft wie bei der Lateline etwas ungezwungener zugehen und mehr auf die Zuschauer, egal ob vor Ort oder im Internet, eingegangen werden. Aber welche Sendung ist schon in der ersten Folge perfekt? Ich bin zuversichtlich. Das Intro war jedenfalls gigantisch.