„Und bald ist schon wieder eins vorbei.“ Das ist ein Satz, den man rückblickend in den letzten Tagen öfter mal gehört haben dürfte. Die Unternehmen bereiten ihre Jahresabschlussrechnungen vor, alle Leute liegen noch ganz überfressen von Weihnachten zuhause herum und warten schon auf darauf anzustoßen, wenn es wieder mal im Fernsehen heißt: „The same procedure as last year, Miss Sophie?“ Aber warum sehen wir uns jedes Jahr immer und immer wieder das gleiche an, obwohl man doch mittlerweile schon weiß, wann der bemühte Butler James über den Kopf des Tigers stolpert und wann er ihm geschickt ausweicht? Und warum ist überhaupt dieser Sketch, der den 90. Geburtstag einer Dame darstellt so ein Klassiker zu Silvester?
Dinner for One – Der zeitlose Sketch zu Silvester
Der Sketch des britischen Komikers Freddie Frinton ist schon seit 1972 fester Bestandteil des deutschen Fernsehprogrammes zu Silvester. Was kaum einer weiß: Die englischsprachige Version, die wir uns an Silvester ansehen ist tatsächlich eine Aufzeichnung des deutschen Senders NDR. In England, dem Heimatland des verstorbenen Komikers, ist „Dinner for One“ ein eher unbekanntes Stück.
Als der Sketch 1963 aufgenommen wird, ist er als Programmfüller geplant. Ganze 9 Jahre später findet der damalige Unterhaltungschef des NDR Henri Regnier das Band im Archiv wieder und so beginnt am 31. Dezember 1972 der Lauf des Silvesterklassikers. Doch warum wird das Stück ausgerechnet zu Silvester aufgeführt und nicht beispielsweise an Geburtstagen? Ob es nun an daran liegt, dass Miss Sophie ausgerechnet am 31.12. ihren Geburtstag feiert oder ob es einfach Glück war, dass der NDR vor 44 Jahren an Silvester noch einen Sendeslot frei hatte, der irgendwie gefüllt werden musste und mit „Dinner for One“ einen glücklichen Treffer gelandet hat – eine richtige Antwort wird es darauf wohl leider nicht geben. Aber um es mal anders zu betrachten: Wie wäre ein Silvester ohne „Dinner for One“ oder andere Klassiker? Es wäre einfach nicht das gleiche. Der Sketch hat sich mittlerweile einfach als Kult eingebürgert und stimmt uns als Zuschauer auf einen lustigen Abend mit der Familie oder den Freunden ein. Und gut gelaunt lässt es sich doch am besten ins neue Jahr starten.
Weil viele Leute schon gelangweilt waren von der gleichen Prozedur wie jedes Jahr, entschloss man sich dann auch den Klassiker zu adaptieren. 1968 war eine Farbversion geplant mit den originalen Schauspielern Freddie Frinton (Butler James) und May Warden (Miss Sophie), doch aufgrund des plötzlichen Todes des Protagonisten konnte diese nicht mehr realisiert werden können. Etwa zur Milleniumswende hat man das Stück auch in nachkolorierter Version der Öffentlichkeit präsentiert, war dabei allerdings auf keinen besonders großen Zuspruch getroffen, sodass auch heute noch „Dinner for One“ immer in der originalen schwarz-weiß Form vorgeführt wird. Allerdings kamen mit den Jahren Adaptionen in verschiedenen Dialekten und anderen Formen hinzu, die für etwas Abwechslung sorgen sollten. Zu diesen Adaptionen gehören zum Beispiel „Dinner op Kölsch“, „Dinner for One – up Platt“, „Döner for One“ oder „80 års fødselsdagen“ („Der achzigste Geburtstag“) – wobei letzteres beispielsweise eine dänische Interpretation ist, in der die vier Gäste (Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom) noch leben.
Andere mediale Silvestertraditionen
Neben Dinner for One gibt es natürlich noch andere Klassiker und Traditionen, die genauso wie der Countdown zum neuen Jahr – womöglich noch begleitet von Europe´s „Final Countdown“ – einfach zu Silvester gehören.
Ebenfalls ein fester Teil des Silvesterprogramms ist seit 1973 die Folge „Sylvesterpunsch“ aus der Serie „Ein Herz und eine Seele“. Die Folge ist aber wohl anders als Dinner for One nicht nur wegen dem komödiantischen Aspekt fester Teil des Programms. Denn neben dem thematisiert die Folge auch das Zusammensein der Familie, das Friedenschließen mit unwillkommenen Gästen und bietet einen Einblick in eine Zeit, die viele von uns heute so nicht mehr kennen oder schon wieder vergessen haben.
Aber auch die Neujahrsansprache durch den Bundeskanzler/die Bundeskanzlerin gehört dazu. Schon zu Zeiten des Deutschen Reichs gab es am 31.12. jedes Jahr eine Ansprache vom Staatsoberhaupt bzw. Regierungschefs. Seit 1970 über nimmt die Person, die die Stelle des Bundeskanzlers innehält, diese Traditionsrolle. Es wird dabei kurz noch einmal Revue passiert, damit sich alle zurückerinnern können, was auch von politischer Seite das Jahr über in Deutschland und auf der Welt passiert ist. In vielen anderen Ländern ist die Neujahrsansprache ebenfalls Tradition.
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