In Nintendos Megahit Animal Crossing: New Horizons gibt es hunderte, wenn nicht sogar tausende verschiedene Möbel, Kleidungsstücke, Materialien, Bastelanleitungen, Accessoires, Tapeten, Teppiche, Bodenbeläge und so weiter zu sammeln. Manche davon sind selten, schwer zu finden und einige Farbvarianten von Möbeln können im eigenen Spielstand schlicht nicht erhältlich sein. Was macht man nun, wenn man den Schrank in genau der einen Farbe braucht? Die eine Bastelanleitung einfach nicht finden kann? Oder der gewünschte Inselbewohner einfach nicht auftauchen will? Im ersten Schritt kann man sich natürlich an Freunde wenden und hoffen, dass sie das Objekt der Begierde besitzen und bereit sind, sich davon zu trennen. Wenn das auch nicht der Fall ist? Dann wendet man sich am besten an die gigantische Online Community des Spiels, denn irgendjemand hat das Gesuchte sicherlich gerade übrig.
In früheren Teilen der Reihe waren sowohl das online spielen an sich als auch der Online Tausch von Items eher kompliziert. Im 2013 erschienen Vorgänger für den 3DS, Animal Crossing: New Leaf, organisierte sich die Community in erster Linie über Foren und das Tauschen mit Fremden dauerte recht lange. Jede*r Tauschpartner*in musste vorher in der Freundesliste des 3DS Systems über 12-stellige Freundescodes von beiden Tauschparteien registriert werden, um einen gegenseitigen Besuch zu ermöglichen.
In New Horizons ist vieles leichter: Fremde können bequem über die sogenannten Dodo-Codes eingeladen werden, kurze, 5-stellige Codes, die einfach am ingame Flughafen den Besuch fremder Inseln ermöglichen. Auch die Plattformen auf denen gehandelt wird, haben sich sehr verändert: weg von Foren, hin zu Social Media Plattformen wie Twitter, Instagram und Discord. Außerdem gibt es das Angebot, Items und alle erdenklichen ingame Gegenstände auch für echtes Geld auf ebay zu kaufen. Der Handel mit Echtgeld ist aber eine Verletzung von Nintendos Nutzerbedingungen, bei dem sich die Firma das Recht vorbehält, dagegen entsprechend vorzugehen.
Wer sich nun nicht durch Social Media wühlen oder den Handel mit echter Währung unterstützen möchte, um ein fehlendes Shirt in New Horizons zu finden, für den gibt es zahlreiche Fanprojekte wie die Website Nookazon.
Die Website, deren Namen eine Mischung aus Tom Nook, dem kapitalistischen Tanuki im Hawaiihemd, und dem Onlinehandelsgiganten Amazon ist, bietet einen eingängigen Marktplatz für alles Animal Crossing: New Horizons, egal ob Item, Bastelanleitung oder tierischer Mitbewohner. Aufgebaut ist die Seite eher wie Ebay als Amazon, Verkäufer*innen können ihre übrigen Items für einen Festpreis aus Sternis, Meilentickets oder zum Tausch gegen andere Items anbieten, sie höchstbietend versteigern oder nach Angeboten von Kaufinteressierten fragen. Außerdem können “Dienstleistungen” wie das Gießen von Blumen, Unkraut jäten oder Inseltouren gegen Bezahlung angeboten werden.
Nookazon ist ein reines Fanprojekt, ging Anfang April online, hat sich seitdem stetig verbessert und bietet einen gigantischen Marktplatz: der dazugehörige Discord-Server verzeichnet über eine halbe Millionen Nutzer (Stand November 2020). Auch wenn die Website inzwischen in diverse Sprachen übersetzt wurde, empfiehlt sich Englisch zur Kommunikation mit anderen Usern.
Hier stehen die Chancen gut, jedes gesuchte Item, jede Bastelanleitung, jeden Einwohner in Windeseile zu finden.
Bevor die Suche beginnt, ist es ratsam ein paar Sternis, die offizielle Währung des Spiels, zur Seite zu legen, denn Items online von anderen Spieler*innen zu kaufen ist oft erheblich teurer als in der regulären Ökonomie des Spiels. Im normalen Spielverlauf sind Sternis aber sehr leicht zu verdienen und ab einem gewissen Punkt in der Regel im Überfluss vorhanden. Neben Sternis hat sich mit New Horizons im Onlinehandel noch eine zweite, inoffizielle Währung etabliert: Meilentickets.
Die begehrten Tickets erlauben den Besuch von kleinen, unbewohnten Inseln, auf denen mehr Materialien oder sogar neue tierische Bewohner gefunden werden können. Im Spiel sind sie Tausch gegen 2000 Nook-Meilen erhältlich, die im Spiel durch das Erfüllen kleiner Quests gewonnen werden können. Jede dieser Quests bringt, je nach Schwierigkeitsstufe, zwischen 100 und 300 Nook-Meilen, so kann ein Ticket in circa 10-20 Minuten verdient werden. Der zeitliche Aufwand und die Möglichkeit beliebte tierische Einwohner zu finden, macht die Meilentickets wertvoller als die einfach zu verdienenden Sternis und damit zu einer attraktiven, zweiten Währung.
Wenn man nun einige Sternis auf der Bank und Meilentickets im Lager hat, kann die Suche beginnen.
Sucht man bei Nookazon nach etwas, kann in der Regel aus vielen Angeboten von verschiedenen Usern ausgewählt werden. Hat man ein passendes Angebot gefunden, schickt man dem Verkaufenden eine Kaufanfrage, dieser kann dann entweder ablehnen oder annehmen. Bei einer Annahme wird meistens auch gleich ein Dodo-Code geschickt, dank dem der Kauf auf der Insel des Verkaufenden abgeholt werden kann. Dann gilt: schnell das Tauschitem, Sternis oder Meilentickets einpacken, und ab zum Flughafen! Verkäufer*innen warten meistens gleich am Flughafen auf ihre Kundschaft, um eine schnelle Übergabe zu ermöglichen. Es wird sich zunächst mit einem Winken begrüßt, dann legen beide Tauschparteien zunächst ihren Teil des Deals ab und heben dann den Teil des anderen auf. Ist die Übergabe abgeschlossen, wird sich kurz bedankt, mit einem Winken verabschiedet und das nächste Flugzeug auf die heimische Insel genommen.
Nach der Transaktion können sich beide Parteien, ganz wie auf eBay, mit Sternpunkten gegenseitig bewerten, um so die eigene Erfahrung mit einem User mit anderen Nutzern und Nutzerinnen zu teilen.
Generell reagieren Verkäufer*innen auf Nookazon meistens blitzschnell auf Anfragen und Käufe sind Windeseile abgewickelt.
Neben den Items sind auch die tierischen Bewohner eine beliebte Handelsware. Fanlieblinge, wie der neue Katzenbewohner Gunnar, sind in Online Tauschbörsen sehr beliebt, umkämpft und vor allem eines: teuer. Gunnar wurde kurz nach Release des Spiels durchgehend für über 1.000 Meilentickets gehandelt, auch jetzt noch kann er hunderte der Tickets und einige Millionen Sternis einbringen.
Der Handel mit den Bewohnern ist komplizierter und deutlich zeitaufwendiger als der mit Gegenständen: Die Tierchen müssen zunächst, in der Regel mit Hilfe von Zeitreisen, also dem Ändern der internen Uhrzeit der Konsole, um den Prozess zu beschleunigen, zum Auszug bewegt werden. Das kann gut und gerne mal ein oder zwei Stunden dauern. Ist das Tierchen dann endlich “in boxes”, also hat seine Sachen gepackt und würde am nächsten Tag ausziehen, braucht der Kaufende einen freien Platz auf der eigenen Insel, um den neuen tierischen Bewohner zu sich einladen zu können. Der “Wert” der animalischen Nachbarn hängt von deren Beliebtheit ab und auch die Unberührtheit (hat das Tierchen Geschenke bekommen, die es nach dem Umzug potenziell behält, oder ist alles noch im „Originalzustand“?) spielt bei der Preisfindung eine Rolle. Zugegeben, der Einwohnerhandel erinnert etwas an Menschenhandel und hier besteht auch die größte Gefahr, um große Mengen hart erarbeiteter Meilentickets oder Sternis betrogen zu werden. Gerade bei den teuren und beliebten Tierchen sollte man sich vom Verkaufenden vorher versichern lassen, dass er das Tierchen überhaupt hat und es bereit zum Umzug ist. Bei der Suche nach beliebten Einwohnern ist es ratsam, die Angebote im Blick zu behalten, um einen günstigen Kauf zu tätigen.
Mit dem Besuch von Inseln anderer Spieler*innen geht auch eine gewisse, ungeschriebene Etikette einher.
Beim Tauschen gilt im Allgemeinen: nicht ungefragt auf der Insel umherwandern, immer in der Nähe des Verkäufers oder der Verkäuferin bleiben. Sind bereits andere Spieler*innen für einen Tausch da, gilt es zu warten bis man selbst an der Reihe ist. Verlangt das Spiel ein Fenster zu schließen, weil andere Gäste an- oder abreisen möchten, sollte man dem Folge leisten, um sie nicht unnötig aufzuhalten.
Nach erfolgreichem Tausch sollte die Insel über den Flughafen verlassen werden, um Spielabstürze zu vermeiden. Hat man die Erlaubnis bekommen, sich noch etwas auf der fremden Insel umzusehen, gilt: nichts ungefragt aufheben, keine Blumen zertrampeln und die einzigartigen Items in Nooks Laden erst nach vorherig gegebener Erlaubnis kaufen. Für den Fall, dass man doch einem „schwarzen Schaf“ begegnet besteht die Möglichkeit, die Online Verbindung zu trennen, ihn so von der Insel zu werfen (oder selbst heimzukehren) um potentiellen Schaden abzuwenden, sollte das Spiel vorher nicht automatisch gespeichert haben. Dazu schnell das Home Menü der Switch öffnen und entweder den Flugzeugmodus aktivieren, um die Internetverbindung zu trennen, oder das Spiel direkt zu schließen.
Auch wenn die großen Weiten des Onlinehandels in Animal Crossing New Horizons zunächst einschüchternd wirken können und der durchweg entspannten Grundidee des Spiels nicht immer entsprechen, lohnt es sich durchaus einen Blick zu wagen. Meine persönlichen Erfahrungen mit Nookazon und dem Tauschen online insgesamt waren bisher fast ausschließlich sehr positiv und ich bin wirklich netten Mitspielenden begegnet. Die meisten von ihnen sind unglaublich hilfsbereit, verständnisvoll und bemüht, anderen Spielenden eine gute Erfahrung zu bieten.
Und an Dingen, die gesucht werden können wird so schnell auch nicht mangeln: Die Entwickler*innen planen das Spiel in den nächsten Jahren kontinuierlich mit Updates zu versorgen.
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