Endlich neigt sich dieses chaotische Jahr dem Ende zu. Für einige fühlt es vielleicht noch nicht mal so an, aber es ist schon wieder Dezember. Und damit erwarten uns am 11. des Monats wieder die alljährlichen Game Awards. Auch diese werden sich aufgrund der Pandemiesituation anders als sonst präsentieren. Eigentlich legt die Preisverleihung immer einen Wert darauf, dass man zusammenkommt, um das Medium der Videospiele gemeinsam zu zelebrieren und die Besten des vergangenen Jahres wertzuschätzen. Wenn es um Events mit großen Menschenansammlungen geht, sieht das dieses Jahr jedoch etwas anders aus. Viele Veranstaltungen wurden abgesagt oder in digitale Onlinepräsentationen umgewandelt. Wie die Game Awards sich dieses Jahr verändern werden, wird sich noch zeigen. Bei anderen Events, wie klassischen Conventions, waren die angebotenen Ersatzmodelle jedoch nicht allzu gelungen.
Einerseits ist es schön, dass viele (sub)kulturelle Veranstaltungen in einer alternativen Form trotzdem stattfinden können, aber andererseits geht natürlich auch vieles verloren. Im Juni findet normalerweise immer die größte Enthüllungsveranstaltung der Gaming-Szene statt. Bei der Electronic Entertainment Expo (kurz: E3) sieht man meist die größten Entwickler, Publisher und deren aufwendig inszenierte Pressekonferenzen mit denen sie ihre neuesten Spiele und noch weit entfernte Titel präsentieren. Dazu kommt natürlich auch der ganze Eventcharakter und die drumherum entstehenden Cringemomente oder Memes, die einige sicher heiß erwarten.
Doch in diesem Sommer war das alles anders. Anstatt E3 gab es das Summer Game Fest, das über mehrere Monate alle möglichen kleinen Onlinepräsentationen umfasste, bei denen man schon eine Anleitung brauchte, um durchzublicken, was wann stattfindet und wo man es ansehen kann. Für mich war das meist eher mühselig und nicht so angenehm, wie die paar Tage geballte E3 Informations- und Unterhaltungsflut, die man auch schön zusammen mit Freunden ansehen konnte.
Auch schon in den letzten Jahren hat sich die E3 immer weiter verändert, da sich schon zwei der Big Three mit Sony und Nintendo mehr oder weniger von der großen Bühne zurückgezogen haben. An sich nichts allzu schlimmes, aber mit diesem Jahr als „Pause“ von der wir nicht genau wissen, ob sie 2021 schon wieder vorbei sein wird, kommen die Publisher vielleicht auf die Idee, dass es auch digital funktionieren kann. Mein First World Problem wäre hierbei, dass diese Streuung an Infos dann nur noch verwirren wird und den ganzen Eventcharakter zusehends verliert. Und das wäre echt schade.
Mit den neuen Konsolen von Microsoft und Sony war das auch so eine Sache. Wahrscheinlich gerade, weil die E3 gefehlt hat, haben beide Seiten beschlossen die Bekanntgabe der Details hinauszuzögern. Mit dem vielleicht kürzesten Zeitraum von Bekanntgabe aller Infos bis Release, war erst ab September alles über die neue Konsolengeneration bekannt. Da haben sich beide wahrscheinlich gegenseitig noch mehr als sonst beobachtet und haben die Gamingcommunity so noch mehr auf die Folter gespannt. Es folgten mehrere Reveal-Streams, die jedoch nie alle Infos herausgaben und dann wurde wieder bis zum nächsten Happening gewartet. Da so, wie bei einer E3, kein fester Zeitpunkt da war, an dem eine oder beide Firmen ihre Konsolen in Gänze präsentierten, sah man anscheinend nicht die Notwendigkeit und streute lieber mehrere Streams von Sommer bis Herbst ein. Klar, haben das sicher einige Fans auch gespannt verfolgt. Persönlich waren es für mich aber nur nervige Info-Häppchen.
Richte ich meinen Blick mehr auf unsere nähere Umgebung mit der Gamescom sind meine Gedanken ähnlich. Ja, die Gamescom fand dieses Jahr auch (digital) statt, aber ich glaube viele werden mir dabei zustimmen, dass sich die weltgrößte Gamingmesse nicht durch ihre Ankündigungen, Reveals und First Looks, sondern durch die Menschen auszeichnet.
Bisher war ich zwei Mal auf der Gamescom. Einmal privat für nur einen Tag und einmal für das Dispositiv über den gesamten Messezeitraum. Unterschiedlicher hätten meine Aufenthalte nicht sein können. Ob man sich durch Menschenmassen drängt und stundenlang für ein vielleicht gar nicht so gutes Spiel ansteht. Oder ob man sich am Fachbesuchertag alles in Seelenruhe ansehen kann und durch den Businessbereich neue Sachen entdeckt: Bei beiden Besuchen hatte ich viel Spaß.
Auch wenn die Gamescom für manche nur eine schwitzige, stickige, stressige Ansammlung an Nerds im Sommer mit etwas Games ist, ist es immer noch unsere schwitzige, stickige, stressige Ansammlung an Nerds im Sommer mit etwas Games. Conventions sind etwas besonderes und wir können uns glücklich schätzen mit der Gamescom die weltweit größte Gamingmesse in Deutschland.
Insgesamt gibt es bei uns einfach nicht allzu viele große bekannte Cons bzw. Messen, die sich eher den nerdigen Themen widmen (jedenfalls, wenn man die Situation mit den U.S.A. vergleicht). Da ist die Gamescom ein wichtiges Aushängeschild.
Was ich mit diesem Artikel also sagen will, ist, dass ich auf ein solches Jahr an Gaming „Events“ gerne verzichten kann und hoffentlich nicht jeder Publisher auf den Gedanken kommt, seine eigene Nintendo Direct zu machen und die Informationen so vereinzelt und oft zu geben, dass die Events immer weiter ihre Bedeutung verlieren. Auch wenn es vielleicht technisch digital funktioniert hat, kann man an meiner Meinung vielleicht merken, dass es für einige Konsumenten bei Weitem nicht funktioniert. Oder jedenfalls nicht so gut, wie mit großen Events, die die Aufmerksamkeit auf einen kleinen Zeitraum lenken. Es fehlte einfach der Spaß am Spektakel, der uns hoffentlich nicht länger verwehrt bleibt oder weiter geschmälert wird.
Aber mal sehen, wie bei den Game Awards mit den erschwerten Bedingungen umgegangen wird und ob die Show unterhält. So oder so bin ich auf den 11. Dezember gespannt und hoffe auf viele große Ankündigungen und frage mich, was uns an Cringe und Memes zur Weihnachtszeit beschert wird.
Titelbild Quelle
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