Assassin’s Creed. Ein Werk, bei dem nicht nur der Spieler dazu verleitet wird, einen Immersionseffekt zu erleben, sondern auch die Hauptfigur selbst erfährt eine besondere Form der Immersion.

Doch was ist denn eigentlich diese Immersion? Immersion, auch Involvierung genannt, beschreibt den Übergang von der realen in eine virtuelle Welt. Man nennt es auch die „virtuelle Realität“. Sie handelt von einem Bewusstseinszustand, in dem man sich selbst aus der realen Welt zurückzieht und dafür mehr mit dem Charakter oder Avatar aus einem Spiel identifiziert.

Jedoch geht es diesmal nicht um die Immersion einer realen Person, sondern um die, die Desmond erfährt während er im Animus sitzt. Doch wie kann man sich diesen Vorgang bei Desmond eigentlich vorstellen?

Desmond & die wichtigsten Immersionsformen

Der Animus ist das Gerät, das Desmond die fast vollständige Anwesenheit in der virtuellen Welt ermöglicht. Mit dieser „Virtual Reality Machine“ können die genetischen Erinnerung der jeweiligen Testperson gelesen und auf einen externen Bildschirm projiziert werden. Für Desmond findet das alles aktiv im Kopf statt und nicht über einen Monitor. Man könnte es sich folgender Maßen vorstellen: Es ist so, als würde er seine Vorfahren einfach steuern, wie wir ihn im Spiel steuern. Durch diese fast vollständige Anwesenheit Desmonds erfüllt er mehrere Immersionsformen: die Räumliche, die Sensomotorische (Sinnes) und natürlich die Visuelle. Bei der narrativen, emotionalen und temporalen Form werden jedoch viele Fragen aufgeworfen.

Räumliche Immersion:
Sobald die virtuelle Welt nicht mehr nur als Kulisse zum Zecke der Darstellung, sondern als erlebbarer, manipulierbarer Raum gesehen wird.
Sensomotorisch:
Das Beanspruchen aller möglichen Sinnesreize; je höher das Zusammenspiel und je geringer die Ablenkung in der realen Welt, desto stärker wird sie.
Visuell:
Glaubhafte Umgebung.

So empfindet man anfangs, dass Desmond die narrativen Ereignisse im Animus nicht besonders beeinflussen kann, außer vielleicht die Minigames, die man neben den Hauptmissionen spielen kann. Aber vielleicht haben die Vorfahren das sogar selbst erledigt. Also stellt sich die Frage, inwiefern Desmond die Figur beeinflussen kann, wenn sie doch in der Vergangenheit gelebt hat. Gar nicht. Das ist meine persönliche Meinung dazu. Nicht Desmond steuert die Figur, sondern die Figur steuert Desmond. Er ist nur ein stummer Zuschauer des Ganzen, lernt deren Geschichte und eignet sich ihre Fähigkeiten, wie Kampf und Klettern, an. Nicht mehr und nicht weniger. Die emotionale Immersion müsste natürlich stärker sein als bei einem einfachen Spiel am TV. Desmond erlebt alles an „Ort und Stelle“ mit und befindet sich sozusagen in seinem Vorfahren. Doch bekommt Desmond die Emotionen und die Gedanken seiner Vorfahren direkt mit? Wenn wir ihn genauer beobachten, wenn er aus seinem „Schlaf“ erwacht, scheint er sehr gefasst, er zeigt kaum Emotionen für die Dinge, die auf seiner Reise im Animus passieren. Ab Mitte des ersten Teils bzw. Anfang des zweiten Teils verliert Desmond nicht sein Ziel vor Augen und bleibt sachlich. Also können wir nicht abschätzen, wie vorhanden und wie stark die emotionale Involvierung Desmonds ist. Diese Frage bleibt wohl offen, aber Diskussionsstoff liefert dieser Aspekt allemal. Der letzte Punkt ist die temporale Immersion. Wie viel Zeit vergeht während Desmond im Animus liegt, weiß man nicht. Man bekommt kaum Informationen dazu, und man kann selten erkennen, ob es Tag oder Nacht ist. Wir können nur davon ausgehen, dass Desmond durch das Überspringen gewisser Sequenzen nicht die exakt gleiche Zeit im Animus verbringt.

Widersprüche

„Every time you finish a “sequence” (aka a chapter in the plot), the game “re-assembles” the world in the Animus, to remind you that you’re not really there.“ – Babygamer: Assassin’s Creed II and the nature of immersion

Auf der anderen Seite gibt es immer Aspekte, die Desmond von der vollständigen Immersion abhalten, denn wie ich bereits sagte: Die Immersion ist nur FAST vollständig. Zum Beispiel wird durch das Sprechen der Mitstreiter außerhalb des Animus immer wieder daran erinnert, dass diese Welt nicht echt ist, es dient als eine Art Aufwecken. Auch der Ton, den man hört, wenn man ein bestimmtes Zeitlimit für eine Misson hat, reißt einen doch wieder aus dem altertümlichen Ambiente der Vorfahren und somit aus der Immersion heraus. Ob Desmond diesen nun hört, oder der Ton außerhalb der Spielwelt ertönt, ist schwer zu definieren.

Besonderheit: Black Room

In Assassin’s Creed III fällt Desmond in eine Art Koma und ist im Animus zwischen der „realen“ und der virtuellen Welt gefangen – dem sogenannten Black Room. Sein Körper ist zwar in seiner Welt, doch der Bewusstseinszustand befindet sich komplett in der Zwischenwelt. Wenn man noch einmal die Definition betrachtet, könnte es sich um eine vollständige Immersion handeln, da die Zwischenwelt virtuell ist, und somit ebenfalls eine virtuelle Realität darstellt, auch wenn sie sehr abstrakt ist. Hypothetisch gesehen ist dieses Phänomen also die absolute Immersion!

Fazit

Es ist schwer, ein abschließendes Fazit aus all dem zu ziehen, aber zusammenfassend kann man sagen, dass Desmond eine enorm starke Form der Immersion durchlebt und ganz ehrlich, was würde man nicht alles geben, um solch einen Effekt mal am eigenen Leibe bzw. Bewusstsein zu erfahren? Aber hey! Ist ja alles nur ein Spiel, wir verbleiben dann doch mit unserem Real Life.