Ein neuer Teil, ein neuer Assassine. Die populäre Reihe, um den ewig währenden Kampf zwischen den Auftragskillern des Assassinenordens und ihren Widersachern, den Templern, geht in die nächste Runde. Das Ende der Welt steht kurz bevor und Desmond und seine Mitstreiter können es nur verhindern indem sie eine geheimnisvolle Tür in einer Höhle öffnen. Dazu müssen wieder einmal die Erinnerungen eines Vorfahrens durchlebt werden. Dieses Mal geht es nach Nordamerika in die damals britischen Kolonien zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges.
Man spielt den Assassinen Conner Kenway, er ist Sohn eines britischen Soldaten und einer mohikanischen Squaw, der versucht unter der Leitung seines Lehrmeisters Achilles die Templer zu stoppen. Sie versuchen die Aufstände der Siedler gegen die britische Krone zu unterbinden und eine geheimnisvolle Kammer der alten Bevölkerung, die bereits aus den vorherigen Teilen bekannt sind, zu finden. Dabei trifft man allerhand geschichtsträchtiger Personen, beispielsweise George Washington, und hat teil an Aktionen wie der bekannten Boston Tea Party.
Als Mann mit indianischen Wurzeln kommen mit dem neuen Hauptcharakter auch neue Gameplay-Elemente in das Spiel. Für viele stagnierten die Vorgänger in diesem Punkt. Es ist nun möglich, ganz im Sinne von Red Dead Redemption, verschiedene Tiere zu jagen und deren Rohstoffe zu verkaufen oder zu verarbeiten. Des Weiteren wurde das Feature des wirtschaftlichen Gebäudeausbaus verändert und erweitert, man renoviert nicht mehr alte verfallene Läden indem man Geld zahlt, stattdessen kann man in speziellen Missionen Leuten helfen und diese siedeln zum Dank in der Gegend des eigenen Unterschlupfs. So rettet man zum Beispiel einen Holzfäller vor dem Ertrinken und dieser stellt euch sein Holz nun zur Verfügung. Mit diesen Ressourcen kann man Handel treiben, indem man Konvois auf die Reise schickt, oder man verarbeitet die Materialien mit Hilfe von Handwerken, denen man ebenfalls helfen kann, zu nützlichen Gegenständen. So baut man sich nach und nach seine eigene kleine Siedlung auf.
Eine weitere interessante Neuerung im Spiel ist die Möglichkeit Seeschlachten zu schlagen und sein eigenes Schiff zu befehligen. In den sogenannte maritimen Missionen ist man der Kapitän des stolzen Schiffes Aquila, was so viel wie „der Adler“ bedeutet, und zeigt den Seeräubern der Ostküste aus welchem Holz man geschnitzt ist. Man hat die volle Kontrolle über das Schiff und kann die Geschwindigkeit und die Richtung des Kahns bestimmen. Dabei ist zu beachten: Je schneller man fährt, desto schwerfälliger lässt es sich durch die oft mit Felsen gespickten Gewässer manövrieren. Den Gegnern auf hoher See heizt man mit zwei Arten von Kanonen ein. Mit den sehr gefährlichen und zerstörerischen Bordkanonen kann eine Salve von Kanonenkugeln abgefeuert werden, dies ist allerdings nur effektiv wenn sich der Widersacher an einer der beiden Flanken des Schiffes befindet. Sollte es einmal anders sein, wählt man die beiden gut steuerbaren Minikanonen, die so ziemlich jeden Winkel abdecken, diese richten allerdings nicht so viel Schaden an wie die dicken Bordkanonen. Sobald man genügend Geld gesammelt hat, kann man sein Stolzes Schlachtschiff auch mit mehr Kanonen aufrüsten oder bestimmte Teile der Bordwand verstärken oder gefährlicher machen, beispielsweise mit einem Rammsporn.
Besonders schön sind auch die leichten und authentischen Bewegungen Connors anzusehen. Bei den Animationen der Fortbewegung haben sich die Entwickler sichtlich Mühe gegeben. In den Vorgängern wurde es schnell langweilig über die Häuserdächer zu laufen und Hindernisse zu überwinden, da immer die gleichen Bewegungsabläufe zu sehen waren, im dritten Teil der Reihe variiert dies nun öfter und es wird nicht immer der gleiche Sprung gezeigt und die Figur wirkt menschlicher. Dazu kommt noch, dass man sich erstmals auf und über Bäume bewegen kann und so schnell und unbemerkt durch die Wälder huschen kann und die neu Umgebung so noch umfassender und intensiver erleben kann. Was sich die Entwickler scheinbar zu Herzen genommen haben, war die Kritik an den zwar schönen aber zu leichten Kämpfen, das Kontersystem wurde überarbeitet, sodass nun mehr als ein Tastendruck von Nöten ist und jeder Kampf wieder eine Herausforderung ist. Die Kampfchoreografie ist allerdings wie in den Vorgängern gekonnt und schön in Szene gesetzt. Wo wir gerade bei der Bewegung sind, ein Minus im Spiel ist wieder einmal die Steuerung, wie schon in den vorangegangenen Teilen ist diese oft ungenau und es hat sich nicht viel verbessert. Man fällt in die Häuserschluchten oder springt ins Leere statt in den Heuhaufen, obwohl man etwas ganz anderes vorhatte.
Zur Optik des Spiels kann nur gesagt werden, dass es durchaus schön anzusehen ist und dass auch viel Arbeit in die Gestaltung des Grenzlandes und der Städte geflossen ist. Es macht Spaß sich die Wildnis anzusehen und durch die schön gemachten Wälder zu streifen und zu jagen, genauso toll ist es aber auch in den belebten Städten umher zu wandern und sich einen Eindruck vom Amerika zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges zu machen. Die Sequenzen in denen man Desmond spielt sind allerdings nicht so schön gestaltet, die Charaktere kommen nicht so gut zur Geltung und wirken, wenn auch besser als in den Teilen davor, lieblos.
Die oft kritisierte Rahmenhandlung um den Hauptcharakter in der Gegenwart, Desmond Miles, ist in diesem Spiel gut umgesetzt und nicht mehr so langweilig und nervtötend wie früher. Wenn man von der Vergangenheit mal wieder ins Jetzt zurückgeholt wird, hat die Gruppe um Desmond selbst Aufträge zu erledigen, nämlich Energiewürfel von den Templern zurückzuholen, um die Höhle, in der sie sich befinden funktionsfähig zu halten. Dazu wird der moderne Assassine auf verschiedene Missionen geschickt um die besagten Steine zu besorgen. Zum Beispiel muss man ein Hochhaus, welches sich zum Teil noch im Bau befindet, erklimmen um die richtige Höhe für einen Sprung mit dem Fallschirm auf das Dach eines Templerstützpunktes zu erreichen. Man hat während der Zeit außerhalb des Animus, der Maschine, mit der Desmond die Erinnerungen seiner Vorfahren durchlebt, die Freiheit die Höhle zu erkunden und Informationen vom Geist von Juno, die eine der Vorfahren der Menschen ist, zu erhalten.
Es gibt natürlich auch wieder einen Mehrspieler-Modus wie in den Teilen Brotherhood und Revelations. Man spielt einen von mehreren Charakteren und muss in verschiedenen Modi sein zugewiesenes Ziel töten ohne vorher selbst das Opfer zu werden. Dabei hat man nur ein Bild seiner Zielperson zur Verfügung und muss diese in der Menge finden. Dabei hilft ein akustisches Signal in Form von Herzschlägen, die zu hören sind, wenn man in der Nähe seiner Opfers ist. In dem Fall, dass der Verfolger in der näheren Umgebung ist, hört man leises Flüstern und muss auf der Hut sein um nicht selbst getötet zu werden.
Neben den vielen positiven Eigenschaften des Spiels gibt es allerdings auch ein paar Störfaktoren. Beispielsweise werden Schatten oft nicht korrekt dargestellt. Das ist zwar für das Spiel nicht weiter schlimm und tut dem Spaß keinen Abbruch aber es fällt trotzdem hin und wieder stark auf, wenn in Connors Gesicht während einer Unterhaltung ein Schatten anfängt wie wild zu flackern und sich wild zu bewegen. Was auch schade ist, sind die fehlenden Nässeeffekte auf der Kleidung des Assassinen, die in den vorherigen Teilen doch schon sehr gut und realistisch aussahen. Diese Effekte wurden durch ein paar einfache Tropfen die von der Kleidung fallen ersetzt und sehen wesentlich unspektakulärer und billiger aus. In den sehr gut gelungenen Kämpfen kommt es, wenn auch nur selten, immer mal wieder zu Situationen in denen die Tötungsszene durch einen schlechten Kamerawinkel verdorben wird. Als letzter Punkt wäre da noch die teilweise sehr schlechte Lippensynchronität zu erwähnen. In bestimmten Sequenzen fehlen die Bewegungen der Lippen sogar ganz und die Figuren unterhalten sich ohne überhaupt den Mund zu bewegen. Dafür sind in so gut wie allen Unterhaltungen während des Spielflusses alle Mundbewegungen animiert.
Zum Schluss kann man nur sagen, dass Assassin’s Creed III ein wunderbares Spiel ist und sehr viel Spaß macht. Es hat schöne und sehr gute Neuerungen im Vergleich zu den Vorgängern und die interessante Story um die Assassinen und Templer wird weitergesponnen in einer spannenden und geschichtsträchtigen Umgebung. Die kleinen Mängel, die auffallen, sind nicht weiter schlimm und schaden dem Spielspaß nicht weiter. Wer die Vorgänger mochte, wird dieses Spiel ebenfalls in sich aufsaugen.
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