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Northmen – A Viking Saga ist der neue Historien-Film von Claudio Fäh! Was, du kennst Claudio Fäh nicht? Dabei hat dieser doch Sci-Fi Klassiker wie Hollow Man 2 (2006) oder das einschlagende Drama Sniper: Reloaded (2011) gemacht. Immer noch nicht? Vielleicht liegt es auch daran, dass keiner dieser beiden Filme erfolgreich, geschweige denn gut war. Ist also Northmen nun der Durchbruch für Herrn Fäh? Um es gleich vorweg zu nehmen: Es sieht wohl nicht danach aus.

Alles beginnt mit einem dramatischen Schiffsunglück vor dem mittelalterlichen Schottland – Menschen, die uns nichts bedeuten, sterben und Protagonisten werden eingeführt. Zuallererst wäre hier natürlich der Wikinger Asbjörn zu nennen. Er ist der Anführer der Truppe, was auch kein Wunder ist, bedenkt man, dass er aussieht, wie eine billige Kopie von Marvels Thor.

Asbjörn, so erfahren wir später, ist erst vor kurzem nach dem (natürlich!) tragischen Tod seines Vaters Anführer geworden und versucht seitdem mit seiner Gruppe Verstoßener ein neues Leben zu beginnen. Aber was wäre ein stereotypischer, muskelbepackter Anführer ohne einen nicht minder flach gezeichneten Gegenspieler? Hier tritt Jorund (Leo Gregory) ins Rampenlicht und füllt seine Rolle als miesepetriger, alles-was-Asbjorn-gut-findet-Schlechtfinder vollends aus. Nun haben wir ja schon unser dynamisches Duo. Was fehlt uns also noch? – Richtig! Drei bis vier weitere austauschbare Charaktere, von denen einer – Valli – sich haargenau wie Gimli (HdR) verhält. Bisweilen hat man sogar das Gefühl, sie hätten Szenen und Witze aus HdR analysiert und so gut wie möglich übernommen, aber dazu später mehr.

 

Zurück zu den Schiffbrüchigen. Während sie eine Steilwand emporklettern, brechen sie mir nichts, dir nichts das Gesetz der Gravitation. Als Lohn für diese Meisterleistung schlachten sie erst einmal gekonnt gemeinsam ein Heer voller Gegner ab und nehmen sich – so wie sich das gehört – eine holde Jungfer als Geisel – Wikinger-Standard eben.

Hierbei war ich nun tatsächlich überrascht; die Kampfsequenzen sind anfangs wirklich gelungen. Zwar bleibt der Realismus wie auch bei besagter Steilwand auf der Strecke, aber immerhin sieht das hier cool aus, wobei man anmerken muss, dass in späteren Schlachten die Kamera bisweilen nicht weiß, wo sie filmen soll und Schnitte inflationär eingesetzt werden, wodurch das anfänglich spaßige Gemetzel viel der ursprünglichen Faszination verliert.

Da die wackeren Recken nun dummerweise einen Soldaten entkommen lassen, kann dieser König Dunchaid melden, dass die Wikinger seine eigene Tochter (Oh, welch Überraschung!) entführt haben. Dieser schickt daraufhin zwei erfahrene Söldner-Brüder los, um sich darum zu kümmern.

Was nun folgt, ist eine etwa einstündige Montage aus teilweise sehr schönen Landschaftsaufnahmen Südafrikas und der Schweiz (bei denen man sich erneut sehr stark an Herr der Ringe erinnert fühlt) sowie dramatisch überschauspielerte Momente, in denen man sich fragt, ob man nicht gerade Impro-Theater schaut. Teilweise führten diese schauspielerischen Meisterleistungen aber auch zu heftigen Lachanfällen des Kinopublikums.

Zwischenzeitlich fühlte es sich sogar so an, als wollte der gesamte Film nicht als Historie, sondern als Fantasy-Komödie verstanden werden.  So zündet später im Film ein Kung-Fu Mönch (Ryan Kwanten) eine Ölspur in Begleitung von Gitarrenriffs und man fühlt sich unvermittelt an ein Rammstein-Konzert erinnert, gewollt oder nicht – sowas macht einfach Spaß!

Nur zu lange sollte man nicht über die Ölspur nachdenken,Übrigens:  Valli-Schauspieler Johan Hegg  ist Sänger in der Metalband  Amon Amarth denn die hatte der Mönch anscheinend schon im Voraus gelegt, vermutlich Monate, bevor er überhaupt von Verfolgern hätte ahnen können.

Wobei, eventuell ist er genauso wie die Tochter des Königs (Charlie Murphy) unerklärlicherweise magisch begabt und kann lebenswichtige Informationen „spüren“ (wieso fühle ich mich da an Arwen (HdR) erinnert?), beispielsweise so wichtige Informationen wie jene, das die Gruppe – nach bereits zweimaligen Zusammentreffen mit den Söldnern – doch tatsächlich verfolgt wird! Ach, und vergessen wir nicht die unvermeidbare Liebesgeschichte zwischen Thor und der Inghean (die Tochter des Königs), welche sich während des ganzen Filmes anbahnt und man irgendwie schon hundertmal an anderen Stellen deutlich besser gesehen hat.

Wikinger: „Ich glaube es gibt keine Götter“, Inghean: „Vielleicht doch.“

Selbst die letzte Hoffnung für den Film, die Dialoge, wirken nur behelfsmäßig. Als wäre in letzter Minute aufgefallen, dass die Charaktere ja nicht nur da sind, um gut auszusehen, sondern auch, um etwas zu sagen.

So ist das Höchste der Gefühle ein Kritiksatz an der Religion (In etwa: „Ihr Christen predigt mit dem Wort und herrscht mit dem Schwert“) sowie eine Abhandlung über die Frage, welche Götter nun die Wahren sind. Bei solchen philosophischen Ergüssen rollen sich einem im Kino doch die Zehennägel hoch!

Kinostart: Northmen –  A Viking Saga startet heute, am 23. Oktober 2014, in den deutschen Kinos.Abschließend kann ich nur noch eines sagen: Der Film hat mich aufgrund seiner ungewollten Komik und der mäßig inszenierten Kampfszenen zwar gut unterhalten, jedoch kann ich ihn nur empfehlen, wenn man mit Freunden ein Bierchen trinkt und absolut keine Erwartungen stellt. Ich gehe jetzt erstmal Herr der Ringe schauen, denn darauf hat der Film mir auf jeden Fall Lust gemacht.