Erinnert sich noch jemand an Curiosity? Die geheimnisvolle App von Entwicklerlegende Peter Molyneux? Das gemeinschaftliche Blöckeklopfen, bei dem es nur einen Sieger geben sollte? Dieser Sieger war Bryan Henderson aus Edinburgh. Der 18-jährige Brite zerklopfte den letzten Stein und wurde dafür befördert… zu einem Gott!

Er darf der neue Obergott in Peter Molyneuxs neustem Spiel Godus sein. Neben dem Recht einen moralischen Kompass für das Spiel festzulegen und mit speziellen Kräften ausgestattet zu sein, wird Henderson zusätzlich an den Gewinnen des sich noch in der Entwicklung befindenden Spiels beteiligt. Das alles ist jetzt genau ein Jahr her. Was hat sich seitdem getan? Hat Bryan schon seinen neuen Posten als Gott bezogen? Und schafft es Molyneux diesmal wenigstens ein paar seiner Versprechen zu halten?

Im Herbst 2013 erschien eine Early Access-Version des Spiels. Und zum ersten Mal konnte jeder, der bereit war etwa 20€ zu zahlen, daran Hand anlegen. Es ist, wie sollte es bei Peter Molyneux anders sein, eine Göttersimulation im Stile von Popolus und Black and White. Ihr übernehmt die Rolle eines Gottes, der ein primitives Volk zu Ruhm und Glanz führen soll. Dabei baut ihr, anders als in anderen Spielen dieser Art, die Gebäude eurer Anhänger nicht selbst, sondern planiert dank eurer göttlichen Macht lediglich die Umgebung, um Platz für neue Bauwerke zu schaffen. Durch eine wachsende Bevölkerung und auf eurer Insel verstreute Kisten bekommt Ihr Zugriff auf bessere Gebäude und mächtige Wunder, mit denen ihr entweder Fruchtbarkeit und Schönheit über euer Volk oder aber Tod und Zerstörung über eure Gegner bringen könnt. Denn Godus ist ein Multiplayerspiel. Jedenfalls soll es das werden. Momentan ist zwar nur der Kampf gegen KI-Gegner möglich, doch im fertigen Spiel sollen Spieler in extra Kampfarenen ihre göttlichen Kräfte messen können. Und auch wenn die Hauptinsel eines anderen Gottes nicht direkt attackiert werden kann, so ist sie doch Teil einer gesamten riesigen Welt, auf der sich alle Spieler befinden sollen. Diese Welt soll dabei direkt auf die Handlungen der Spieler reagieren. Trägt man zum Beispiel einen Berg auf der einen Insel ab, so kann es sein, dass auf der Nachbarinsel plötzlich ein Wald zu wachsen beginnt, weil der Wind nun die Pollen viel weiter tragen kann. Oder das Klima am andern Ende der Welt ändert sich, weil ein anderer Spieler eine Bucht gebaut und somit die Strömung verändert hat…. Das alles gibt es bis jetzt noch nicht!

Die momentane Version ist nur alleine in einem abgegrenzten Gebiet spielbar und auch der große Übergott Bryan hat seine Arbeit noch nicht angetreten. Dennoch sind die Grundmechaniken des Spiels schon eingebunden. Und obwohl es mit der Zeit sehr repetitiv wird, hat das Verändern der Spielwelt einen besonderen Reiz. Veränderte Strömungen und Windrichtungen sind bereits zu erkennen, auch wenn der große Butterflyeffekt momentan eher noch nach einer molyneuxschen Übertreibung klingt. Was dem Spiel jedoch momentan noch fehlt ist die Abwechslung. Die Gebäude sind sich alle zu ähnlich und bis auf das Planieren der Landschaft gibt es nicht wirklich viel zu tun. Euer Volk ist zu eigenständig und es macht zwar Spaß, eurer privaten Armeisenkolonie beim Wachsen zuzusehen, doch etwas mehr Einfluss wäre schön gewesen.

Und genau hier zeigt sich der Vorteil des Earyl Access-Modells. Denn 22Cans, das Studio hinter Godus steht dank Foreneinträgen, beschissen beleuchteten Entwicklervideos und Tweets ständig mit den Spielern in Kontakt. So hat das Spiel erst kürzlich eine Generalüberholung bekommen, bei der ein Großteil der lästigen Klickarbeit beseitigt wurde. Auch neue, von den Fans geforderte Features wurden in das Spiel implantiert und bekannte Bugs so gut es ging gefixt. Und obendrauf kam noch eine Entschuldigung von Großmeister Peter selbst, der versprach solange am Spiel zu schrauben, bis es die Qualität erreicht hat, die es haben soll. Genau so sollte der Comunittyservice bei einem Early Acces-Titel sein!

Wer also wirklich das Gefühl, etwas in der Entwicklung beeinflussen zu können, haben will  und nicht nur eine schnelle Cash-Cow für zwischendurch zu sein, der kann sich hier getrost einkaufen. Aber wie immer gilt auch hier: Das Spiel ist noch nicht mal ansatzweise fertig. Bugs sind also an der Tagesordnung und weiter als bis in die Zeit der alten Griechen könnt ihr eure Zivilisation leider auch noch nicht entwickeln. Doch wer weiß, womöglich hat Molyneux dieses Mal ja nicht ganz so sehr übertrieben. Und wenn auch nur die Hälfte von dem, was er uns verspricht, im fertigen Spiel zu finden ist, dann hat man trotzdem ein Indiegame, dass vermutlich Wellen schlagen wird.