Gears of War machts vor, viel zu viele machen es nach. Es geht um Protagonisten mit mehr Muskeln als Hirnzellen, Schultern, die breiter sind als mein Schreibtisch und einen Charakter haben, der ungefähr so tief ist wie der Weiher von nebenan. Das diese Krankheit (ich nenne es den Unreal3-Effekt) vor allem im Shooter Genre vertreten ist, sollte auch kein Geheimnis sein. Dicke Waffen, die dicke Kugeln abfeuern, getragen von Ultramännern und Rüstungen, die so viel Sinn machen wie Lost oder die noch männlichere Variante : Oberkörperfrei aka Kratosstil.

Klar, es ist logisch, dass man muskelbepackt ist, wenn man schon längere Zeit seinen Lebensunterhalt damit verdient, alles was lebt auf möglichst brutale Art und Weiße zu töten, aber das schließt einen interessanten Charakter doch nicht aus. Trotzdem denken viele Entwickler, dass der 0815-Macho die beste Besetzung für ihren Protagonisten ist, siehe Chris Redfield aus Resident Evil 5 oder jeder Protagonist aus jedem Gears of War-Teil. Auszeichen tun sich die Herren mit ihrem unnatürlichen Körperbau und dem oberflächlichen Charakter, der den Wert eines Verbündeten damit misst, wie viele Monster er pro Minute töten kann; Emotionen sind für Frauen und es gibt nichts heterosexuelleres als seinen Freunden Peniswitze zu erzählen (Ja, ich rede mit dir, Bulletstorm).
Dabei gibt es viel bessere Möglichkeiten einen Charakter zu erstellen, der trotz seiner Männlichkeit nicht lächerlich wirkt. Ezio Auditore da Firenze aus Assasins Creed 2, Geralt aus the Witcher 2, Alan Wake aus dem gleichnamigen Spiel. Alle drei Protagonisten schaffen es glaubhaft zu sein und Sympathie zu erzeugen. Der gute Charakter hat Kontrolle über seine Emotionen, er zeigt Zorn, wenn es angebracht ist und sorgt sich um die Menschen, die ihm Nahe sind. Er handelt nachvollziehbar, aber nicht immer richtig und er hat keine Angst auch mal Trauer zu zeigen. Der durchschnittliche Macho dagegen fühlt zwei Arten von Emotionen: Zorn/Hass und Nichts. Wenn Gegner nahe sind, lässt er all seinen Zorn raus und stürzt sich auf diese wie eine 13-Jährige auf Justin Bieber. In der Zwischenzeit führt er niveauvolle Unterhaltungen (Peniswitze und so) solange bis er wieder zum nächsten hirnlosen Kampf zieht.

Aber anscheinend ist es genau das was viele haben wollen. Während Witcher 2 auf der Xbox 360 floppt, sahnt Gears of War eine Auszeichnung nach der anderen ab. Die 16-Jährige Zielgruppe sucht keine interessanten oder nachvollziehbaren Protagonisten; ein bisschen Blut, Gewalt und Fleischsalat, dazu noch einen Multiplayer, einen banalen Einzelspieler und die Community ist zufrieden gestellt. Schade.