„Oh Ja – meine Lieblingsserie wird verfilmt“, dachte ich, als “Sex and the City” im Kino anlief. Eine Woche nach dem Kinostart fiel es mir noch immer schwer den SATC-Schock zu überwinden. Konnte ich es bei der ersten Kinoverfilmung noch kaum erwarten binnen kürzester Zeit erneut ins Kino zu rennen, um abermals diese wunderschönen Brautkleider, das übertriebene Styling und die völlig überdrehten Stars der Serie auf der riesigen Leinwand zu bewundern, so konnte mich nun auch keine Käse-Nacho Packung for free dazu bringen diesen Schund noch mal zu sehen. Was haben sich die Produzenten (Eric M. Cyphers, Michael Patrick King, John P. Melfi, Sarah Jessica Parker, Darren Star), Drehbuchautoren (Michael Patrick King, Darren Star) und der Regisseur (Michael Patrick King) nur dabei gedacht?

Seit 1998 sucht Carry Bradshaw ihren Mr. Right und schien ihn auch zum Serienende gefunden zu haben. Im Kinofilm „Sex and the City“ heiratet sie ihn dann sogar. Klingt nach einem Happy End. Doch dann wird ein zweiter Film gedreht und in der einschlägigen Klatschpresse ist wochenlang nichts anderes zu lesen. Dieser Propaganda ist wohl auch der Erfolg des Kinofilmes zu verdanken. Immerhin erzielte „SATC 2“mit 595.000 Zuschauern das bis dato jahresbeste Ergebnis am Startwochenende (27.Mai 2010).

Die Presse verriet, dass die vier Mädels nach Abu Dhabi reisen, wo Carry auf Aiden trifft. Und Mr. Big flirtet mit Penelope Cruz. Was hat das nur alles zu bedeuten? Die Nation hält den Atem an und ist mehr als gespannt auf das, was nun kommen mag. Das Kino war bis auf den letzten Platz ausverkauft und ein leises Raunen machte die Runde, als sich Carrys und Aidens Lippen treffen.

Carrys einstige Affäre mit dem verheirateten Mr Big war prickelnd, heiß und anrüchig. Der gehauchte, unspektakuläre und wenig ordinöre Kuss zwischen der verheirateten Carry und dem verheirateten Eiden konnte da nicht mithalten.

Chris North beschreibt im „Spiegel“ den Film wie folgt: „Der Film ist schon romantisiert aber er spiegelt in Sachen Beziehung auch die Realität wieder.“ Was für eine Realität und seit wann ist „SATC“ etwas Realistisches? Als ob wir wirklich noch am Morgen die Tomaten anschreiben lassen müssten, um dann am Nachmittag durch Manhattan zu schlendern, um dann mal eben die neuen Malonos zu kaufen! Und apropos: wo um Himmels Willen sind die Manolos hin? Carry kauft statt der edlen Designerstilethos ein paar Treter vom Stand?

Wie lautete noch gleich der Titel des Films? „Sex and the City“ ohne Sex und die City.

Nein, selbst auf Samantha konnte man sich nicht verlassen. An Stelle eines heißen Comebacks mit dem unverschämt gutaussehenden Smith mussten wir uns eine beinahe zu aufdringliche Samantha geben, deren Affäre obendrein auch noch im Hotel Rauswurf endete. Von den beiden Müttern Charlotte und Miranda mal ganz zu schweigen. Denn von den beiden lernten wir nun vielmehr, dass es Mütter nicht immer leicht haben. Aha!

Und was bitte ist aus der wunderbaren Stadt New York geworden? Ist New York, die heilige Stadt des Sex and Glamour, nicht mehr New York? Was ist passiert, dass die Handlung nach Abu Dhabi verlegt werden musste? Ein Werbedeal mit der Tourismus Branche? Wohl kaum. Abu Dhabi verweigerte die Drehgenehmigung.

Was bleibt noch? Die vier Hauptdarstellerinnen. Doch selbst die sind in die Jahre gekommen. Passt sich der Film an? Immerhin sind die New Yorkerinnen erwachsen geworden, ebenso wie die Zuschauerinnen. Und doch hab ich auf einen weiteren Skandal gehofft, auf ein kleines Drama, dass für Carry die Welt bedeuten kann. Wie geschockt waren wir noch im ersten Kinofilm, als wir erfuhren, dass Steve Miranda betrogen hat. Und wie empört und enttäuscht waren wir von Miranda, die Carry ungewollt in den Rücken gefallen war. Von solchen Dramen konnten wir im zweiten Film nur träumen. Alles löste sich ziemlich rasch in Wohlgefallen auf. Der Film ist nicht mehr als eine Zusammenstückelung vieler kleiner Problemchen, die nichts mit dem einstigen Drama zu tun haben, dass sich um Sex und die Suche nach Mr. Right drehte und die Serie „ Sex and the City” so spannend machte.

Während der erste Film ein gelungener und versöhnlicher Abschluss der Erfolgsserie war, schien der zweite Film einfach nur überflüssig. Was sollte diese übertriebene Hochzeit von Stanford? Vielleicht sind die Themen der Serie auch nicht mehr den Darstellerinnen angemessen. Sie sind ja ganz offensichtlich keine Mittzwanziger und auch keine Mittdreißiger mehr. Umso mehr freue ich mich nun, dass „Friends“ und auch „Gilmore Girls“ nie verfilmt wurden.

Und doch muss ich resümieren, dass Serienverfilmungen im Kino funktionieren können. Das zeigen Verfilmungen wie „3 Engel für Charly“ und „Die Simpsons- der Film“. Das Geheimrezept: Jede Folge erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte. Die Figuren sind zeitlos. Die Simpsons sind gezeichnet und altern nicht; die drei Engel für Charly austauschbar und bleiben so stets die drei gleichen Charaktere. Zudem passen die Drehbuchautoren die Serien dem Zeitgeschehen an: brisante Themen werden aufgegriffen, einflussreiche Figuren treten auf und die Problematiken sind auch aktuell.

Der Protagonist kann nicht enttäuscht werden, da die Serien ganz selbstverständlich mit dem Wandel der Zeit gehen. Doch der Blickwinkel der Figuren ändert sich nicht. So sieht man in Maggy Simpsons Verhalten immer kindische Motivation. Das Setting, die Inszenierung und die Komplexität der Serie unterliegt einem Wandel. Auf der Leinwand ist die Serie der Spielfilmlänge angepasst, wodurch die Handlung umfangreicher und die Charaktere tiefgründiger gestaltet werden.

Jede Folge einer solchen Serien endet mit einem Happy End. Dasselbe erwartet der Zuschauer vom Kinofilm. Und bekommt dies auch geboten. „Sex and the City“ lebte jedoch vom Cliffhanger, was grundsätzlich schwer ist dramaturgisch auch in einem Film durchzusetzen. Im ersten Film mochte das noch gelingen. So waren die tragenden Elemente das Cover Shooting für die Vogue, das bereits Carry als wunderschöne extravagante Braut im Designer Fummel zeigte, der Hochzeitstrubel und die Planung inklusive euphorischer Freundinnen, die geplatzte Hochzeit, die Flitterwochen, die Zeit in Trauer, das neue Leben als Single, der Streit mit Miranda und die Versönung – mit Miranda und Mr. Big. Im zweiten Film sehe ich eine solch umfangreiche stringente Handlung leider nicht. Scheint fast so, als wäre den Drehbuchautoren die Puste auf halber Strecke ausgegangen.

Entspannt lehne ich mich zurück und schaue mir weiterhin die Serien im Fernsehen an. Denn Gott sei Dank wird „Sex and the City“ noch immer regelmäßig auf diversen Sendern wiederholt.

Erquickendes Großstadtleben und eine gehörige Portion Love, Labels und Luxus.