Kein Land in Sicht

„So wirst du nie König der Piraten!“, möchte man fast rausschreien, wenn man One Piece: Pirate Warriors spielt. Beim neuesten Game über Ruffy und seine Freunde hat sich Tecmo Koei in vielerlei Hinsicht nicht gerade mit Ru(h)m bekleckert. Man wünscht sich als Fan schon lange ein Spiel, dass den von Eiichiro Oda erschaffenen Figuren gerecht wird. Die facettenreichen Charaktere und die ausgearbeitete One Piece Mythologie in ein gut durchdachtes und spaßiges Spielsystem umzusetzen ist, das muss auch erwähnt werden, keine allzu leichte Aufgabe, aber sollte dennoch als Herausforderung angenommen werden. Mit dem neuesten Versuch auf dem Markt wird jedoch nur das fast schon tragische Schicksal der One Piece Reihe fortgesetzt.

Das Auge spielt mit

Wer bei dem Spiel auch etwas Positives finden will, muss nicht unbedingt zwanghaft danach suchen. Dabei zu nennen ist vor allem die Grafik, bei der die Anime Helden in ein nett anzusehendes 3D übertragen wurden. Die gelungenen Animationen der Figuren im Kampf und darüberhinaus die komplette Darstellung der Zwischensequenzen schaffen es fast vom relativ tristen Aufbau der Levels und der ermüdenden Kameraführung abzulenken. Zwar immer noch nicht makellos aber dennoch vielversprechend bietet das Game also gerade für One Piece Vertraute etwas Schönes für die Augen und somit einen leider nicht genutzten Ansatz um die Segel erfolgreich in Richtung „Grand Game“ zu setzen. 

Anker lichten und los geht’s! 

Wenn man die komplette Story der Strohhut-Piraten im Schnelldurchlauf nachspielen will, ist man im Haupt-Log des Hauptmenüs richtig aufgehoben. Wer sich darauf freut den Story-Modus mit Ruffy und Co. in der New World Variante kämpfen zu können, der wird schon sehr schnell enttäuscht sein. Man beginnt das Spielen zwar mit den Ereignissen auf dem Sabaody Archipel ab dem Wiedersehen der Crew nach zwei Jahren, doch die Episode dient nur als Flashforward und ist so schnell wieder vorbei wie sie angefangen hat. Wer danach nicht schon von Bord gegangen ist erlebt dann mal wieder die Strohhut Geschichte von Käpt’n Buggy bis zu der Schlacht bei Marineford mit. Dabei schlüpft man ab und an immer wieder auch in die Rollen von anderen Figuren aus dem One Piece Universum. Darüberhinaus kann man im Weiteren Log die bereits besuchten Gegenden nochmal in der Zweispieler-Variante frei kämpfen, Online Kämpfe-sind möglich und in einer Galerie kann man Bilder, Filme, etc. nochmals abrufen, sollte man sich daran noch immer nicht satt gesehen haben. Einen Duell-Modus sucht man im Hauptmenü jedoch leider vergebens. Schade eigentlich, da man so zumindest aus den liebevoll gestalteten Charakteren etwas mehr hätte schöpfen können.

Monoton trotz Teufelskraft

Ein Spiel, bei dem man nicht viel nachdenken muss? –Kommt sofort! One Piece: Pirate Warrios übertrifft seine gegen null gehenden Innovationen nur noch mit seinem Gameplay und seiner Steuerung, welche man glatt mit dem eines Spiels der fünften Konsolen Generation (PlayStation, Nintendo 64, Sega Saturn) verwechseln könnte. Dieselbe Abfolge von Aufgaben und Ereignissen zieht sich durch nahezu jede Episode. Man beginnt ein Level, muss in einem Territorium alle Feinde besiegen und dieses somit befreien, kommt ins nächste und muss das Gleiche dort wieder machen. Wenn man irgendwann im Kampf gegen die Unmengen an leichtzuschlagenden Gegnern genug vom ständigen Viereck und Dreieck drücken hat, benutzt man die Super-Attacke, die man gewählt oder den Spezialangriff, den man aufgeladen hat. Egal wie viele Gegner einem im Weg stehen, zu befürchten hat man eigentlich nie etwas solange man sich mindestens eine Combo merken kann. Noch dazu bestreitet man die Episoden fast nie allein, sondern immer mit anderen Verbündeten, mit denen man auch einen Teamangriff starten kann, der den Aufwand zum Aktivieren aber eigentlich nicht Wert ist. Was gedacht war um neben der ganzen Klopperei Abwechslung ins Spiel zu bringen, sind Ruffy’s Umgebungsinteraktionen. Wie vieles andere werden diese aber schnell als nervend empfunden und stören den Spielfluss mehr, als dass sie ihn fördern. Man schießt sich mit einer Gum Gum Rakete von einer Plattform zu anderen oder hangelt sich vom einen Markpoint zum nächsten. Hört sich vielleicht gar nicht mal so schlecht an, doch bei der ganzen Sache wird man fast nie dazu gebracht mehr als die eine Taste zu drücken, die eingeblendet wird. Die angesetzte Interaktionszeit die einem zur Verfügung steht ist dabei auch noch so lächerlich lang, dass man Lust bekommt nebenher noch das neueste One Piece Kapitel von Eiichiro Oda zu lesen. Von Spielfreiheit kann also keine Rede sein.

Fazit

One Piece: Pirate Warriors wird den Erwartungen nicht gerecht und bietet für die heutige Zeit zu wenig Neues. Das Game fixiert sich so sehr auf die bestehende Spielweise dass man auf kurz oder lang den Spaß daran verliert. Es sind viele brauchbare Ideen wie die Interaktionen mit der Umgebung vorhanden, die theoretisch als gute Ansätze anzusehen sind. Praktisch jedoch lässt die tatsächliche Umsetzung eine Menge Spielraum nach oben offen.