Pfarrerssohn und Geschmacksimperialist, immer auf der Suche nach der göttlichen Einfachheit mit einer lebenslangen Lungenverkrüppelung. Als selbsternannter Fernsehchefredakteur und tatsächliche Schreibhure, kotzt er alle paar Tage mal einen Artikel über TV-Serien oder Joss Whedon aus und überlässt die Überreste den Korrektoren. Er hat noch nie einen Artikel selber korrigiert oder editiert. Verfluchte Bohemiens! Meistens versucht er dabei die Oppression der Kleidung zu brechen oder den Philistern der Welt Geschmack bei zu bringen. Also lest seine Artikel und bildet euch weiter, oder bleibt dumm und blind, wie ihr seid.

Einen Jahresrückblick wollt ihr? Wir hatten Betrug, Verrat, Revolten und Hass. Soziale Netzwerke machen jetzt Revolutionen! Blutiger Krieg auf den Straßen! Aber davon will man hier nichts hören, was? Die süße Zuflucht der Fiktion, wollt ihr haben? Philister, beweist, dass ihr wenigstens keine Banausen seid, und wisst das zu schätzen, was ich euch biete.

Bücher! Hunderttausend Bücher!

Bücher? Da seid ihr an den richtigen geraten. Kein „Um ehrlich zu sein, les ich gar nicht so viel. Eigentlich kein einziges Buch in dem jahr. Und dem davor.“ mehr. Aber ich muss zugeben, dass ich etwas nachgelassen habe, und vielleicht lächerliche zwölfoderwas Bücher in diesem jahr gelesen habe. Das ist wirklich nicht viel, wenn man den Serienkonsum daneben legt. Dieses Jahr hat der weitgehend unbekannte, aber großartig grandiose Bestseller Autor der Staaten, Christopher F. Moore (das F. steht für frakking), seinen dreizehnten Roman Sacré Bleu. In dem Buch widmet er sich der Geschichte van Goghs (der Maler…), seinem sagenumwobenen Dahinscheiden und der panischen Angst vor der Farbe Blau. Voll mein Fall. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, gebt mir 15 Euro, damit ich das Buch kaufen kann. (Wirklich.)
Aber nachdem das nun kaum ein Bild von Moore macht, noch sonderlich viel Eindruck auf Leute macht, die ihre Schulzeit nicht onanierend in irgendwelchen Museen verbracht haben, ein kurzer, unkommentierter (Ha! You wish…) Überblick über einige seiner ausgewählten Werke. Alle davon sind sehr klug und gründlich durchdacht und vor allem eins: Das, das dich nachts wach hält, weil du vor Lachen nicht mehr an schlafen denken kannst. Meistens wegen Fäkalhumor und Sexwitzen.

Die Trilogie A Love Story besteht aus Bloodsucking Fiends, You Suck, und Bite me. Es dreht sich dabei um Jody, eine rothaarige Vampirin, Mord, Verrat und offensichtlich um eine Liebesgeschichte. Das ganze fing 1995 an. Ein gutes Stück vor einem gewissen Hype und sogar bevor Joss Whedon den Vampir saloonfähig gemacht hat.
Lamb, The Gospel according to Biff, Christ’s Childhood Pal, berichtet von der Zeit in der ein gewisser Jesus H. Christ lernte wie man ein Messias ist, indem er mit seinem Sandkastenfreund Biff zu den heiligen drei Königen reist, und da Lao Tse, Buddha und natürlich Kung-Fu studiert. Biff bekommt dabei die Sonderrolle ihn zu beschützen und seine Opferlammweste rein zu halten. Biff ist ein Arschloch. Darum macht Jesus auch bei ihm die Ausnahme, wenn es um das Gebot der Nächstenliebe geht.
A dirty Job geht um das Beta-Männchen Charlie Asher, der erwählt wird ein „death merchant“ zu sein. Also muss er die Seelen von Sterbenden holen und weitergeben, damit sie nicht in die Fänge der Unterwelt geraten (oder so ähnlich). Das Buch endet mit den schönen Worten:

„You look great“
„No I don’t I’m only fourteen inches tall.“
„Yeah, but I gave you a ten inch Schlong.“
He opened his robe and looked down. „Wow. Would you look at that? Nice!“

Fluke, or, I know why the winged whale sings ist wohl so etwas wie ein Tierhorrorbuch. Aber obwohl alle Komponenten dazu da wären, ist es kein bisschen Horror, sondern genauso witzig, komisch, raffiniert wie all anderen Bücher (die ich bis jetzt gelesen habe). Es erinnert sehr an Franz Schätzings Der Schwarm, das ein Jahr später deutscher Bestseller wurde. Außerdem hat das Buch Amy, die blauste Blume, der Literaturgeschichte. Das passiert zum einen, weil sie eine wandelnde Pointe ist, und zum anderen, weil Moore keine Gelegenheit auslässt zu betonen wie heiß sie ist. Just check her out.

Film!

Okay. Ich hab mal die Rückblicke der anderen durchgelesen. Jemand hat bereits darauf aufmerksam gemacht, dass Hollywood endlich Joss Whedon als seinen Erlöser anerkannt hat. (@Matthias H. Damn straight I’m not! You cannot stop the signal!). Wirklich, Menschen. Es gibt eine Whedon Studies Asscociation. Wieviele lebendige Künstler haben das?

Aber jetzt muss ich mir was anderes ausdenken. Hobbit, blabla, Twilight ist endlich vorbei. Gibt es sonst nichts interessantes? 50 Jahre James Bond, uhu. Ein Spiderman Reboot, meine Güte! Endlich Men in Black 3. Sucht euch einfach was aus, werft ein bisschen Vulgärsprache, Geschmacksimperialismus und Wahrnehmungsaufruf dazu. Filme sind doch eh doof. Schaut Serien, ihr Arschlöcher! (Gute Serien. Nicht den ganzen comedynetworkshit)

Musik!

Ja, gabs auch. Anna Calvi geinnt den European Border Breakers Awards United Kingdom, dafür, dass sie den Sprung von der Insel in Internationales Gewässer geschafft hat. Whatever that means. Ich glaube alle coolen Alben kamen 2011 raus. Außer natürlich Konstantin Groppers Soloprojekt Get well soon, das mit The Scarlet Beast O‘ Seven Heads, jetzt drei Alben stark ist. Das lohnt sich auch wirklich. Das „Musikvideo“, wenn man das noch so nennen will, zu Roland I feel you ist auch ein kleines Meisterwerk. Auch Get Set Go hat im Februar wieder eine neue EP rausgeworfen, die auf den schönen Namen Wicked Hands hört. (Vermutlich hört sie nicht. Und wenn dann ist sie unheilig.) Ein gutes Jahr für die Get’s dieser Welt.

Spiele!

Berufenere Schreiber können und werden sich hier hoffentlich auslassen. Was gesagt werden muss: Dieses Jahr erschien die Baldurs Gate Enhanced Edition. Gott weiß, dass gute Rollenspiele da ihre Inspiration hernehmen. Star Wars: The Old Republic, hat als einziger WoW-Konkurrent versagt. Das MMO/TV-Serien Projekt Defiance wurde auf April 2013 verschoben, aber die Produktion ist durch. Vielleicht.

Das sind so die Dinge, an die man sich zum Ende des Jahres erinnert. Was geht wohl alles irgendwann zwischen unseren Erinnerungen an die Woche und den Ereignissen von letztes Jahr im Marienbad verloren?

So say we all.

Leila

(Auf die Anfrage, ob ich auch noch einen kurzen Text bekommen könnte, der unsere werte Redakteurin beschreibt):

och, reicht das? 🙂

Weil die Kollegen (immer) viel zu viel reden, hier das Jahr einmal kurz, knackig und vollkommen informationsfrei zusammengefasst.

Kino: endlich wieder gut

Lange Zeit lief wenig bis gar nix Sehenswertes und mit einem Schlag kommen innerhalb von einem Monat Top-Filme wie Der Hobbit, Anna Karenina, James Bond und Cloud Atlas. Cool! Teuer auf Dauer, aber cool.

Musik: dank Kraftklub Zu viele Scheißbands, zu viel Hype? Casper bringt es auf den Punk, bei Kraftklub ist der Hype aber durchaus berechtigt. Erst ein bisschen als Caspers Vorband mit rumgetourt, jetzt stehen sie selber auf der Bühne mit Rap und Rockmusik, vollkommen verdient.

Serien > Film Filme mögen vielleicht aufwendiger werden, dafür werden Serien immer komplexer, mit so viel Zeit für Charaktere und Handlungen, dass kein ausgetüfteltes 9-Stunden Trilogien Epos mithalten kann. Game of Thrones, Breaking Bad, Lost, American Horror Story, alles ist von der ersten bis zur letzten Folge miteinander verbunden und erhöht das Suchtpotential/ verringert soziale Interaktionen ins Unendliche.

Games: Tetris Ja. Das war´s.