Ein neues MMORPG

Es war im Herbst 2012 als Guild Wars 2 die Spiele-Charts der Käufhäuser anführte und wie so viele andere schaffte auch ich es mir zu dieser Zeit an, allerdings ohne Guild Wars 1 gespielt zu haben und so wusste ich eigentlich nichts über das Spiel, außer dem Format MMORPG. Wie ich es normalerweise gewohnt bin, hatte ich mir vorgenommen, das Spiel als Community-Action zu sehen (ähnlich wie in League of Legends, welches ich nie spiele, ohne die meisten Teamkollegen zu kennen), aber es kam dann doch etwas anders – und der Grund dafür war ein kleines flauschiges Etwas.

Hooty Dooty und der Rest von Tyria

Hooty Dooty: Excelsior! Mein Name ist Hooty Dooty! Ich gehöre zum Volk der Asura, die sich wohl mit der Wendung „Klein aber oho!“ am besten beschreiben lassen. Um unsere Körpergröße zu kompensieren, haben wir uns der Wissenschaft zugewandt und unter anderem die Portale erfunden, mit denen man in die verschiedenen Haupstädte Tyrias reisen kann. Im Gegensatz zu den nervigen Waypoints kosten die auch nichts. Die Teleport-Kosten von Waypoint zu Waypoint sind tatsächlich höher als man zunächst denkt. Ich habe einen befreundeten Sylvari, der lange Zeit zu lauffaul war und fröhlich über die ganze Map portete, wodurch er bald das Problem hatte, dass ihm das Geld für wirklich wichtige Sachen fehlte!
Das Interessante an uns Asuras ist unsere Vielgestaltigkeit. Sie reicht von hässlichen kleinen Gnomen über Pygmäen bis zu diesen putzigen flauschigen Etwassen, wie ich eines bin.

Ursula: So putzig Hooty Dooty aber aussieht, so faustdick hat sie es hinter den Ohren, denn sie ist eine Nekromantin.

Was hier cool und ziemlich nach Zombie-Apokalypse aussieht, hat in der virtuellen Realität aber einen Haken. Tatsächlich kommt das sogar in diesem Image-Video bei 2:20 min raus:  Der Totenbeschwörer hat nur leichte Rüstung und wenn man – wie ich – lieber aktiv auf den Gegner einschlägt als passiv Zustandsfelder zu setzten… tut man sich doch etwas schwer, denn Dolch und Axt verlangen von einem ab, extrem nah an den Gegner heranzugehen. Spätestens, wenn man das erste Mal einen Dungeon betritt, wird einem klar, dass es so nicht weitergehen kann, auch wenn der Dolch echt Spaß macht… offensichtlich wurde da nicht genug ans Balancing gedacht… aber zu den Dungeons kommen wir später noch!

Es dauert zu lang alle Rassen in Guild Wars zu beschreiben. Ich habe bis jetzt Asura, Mensch, Sylvari und Norn gespielt. Die Sylvari sind eine Art Baumgeistvolk, irgendwo zwischen den Naví und den Elfen. Norn sind – polemisch gesagt – eigentlich nichts anderes als große Menschen. Die Norn-Männer unterscheiden sich mit ihren extrem breiten Oberkörpern und ihrer Körperbehaarung noch wenigestens ein bisschen vom Menschen, aber die Frauen sind sich wirklich sehr ähnlich… bis auf ein paar Bauchmuskeln.

Daneben gibt es noch 8 Klassen, aus denen man wählen kann: Krieger, Wächter, Dieb, Waldläufer, Ingenieur, Elementarmagier, Mesmer und Nekromant. Da man maximal 5 Charaktere haben kann (wenn man sich nicht für richtiges Geld Plätze dazukauft) dauert es auch eine Weile und bedarf einer gewissen Opferbereitschaft, alle Klassen auszuprobieren.

Hooty Dooty: Wer einem immer im Spiel auffallen wird, sind die Waldläufer, weil sie eine unglaublich unfaire Weichreite haben. Gerade als Krieger kann man daneben manchmal ziemlich alt aussehen, oder als Nekromantin mit Dolchen…

Ursula: Natürlich machen einen MMORPG-Charakter aber nicht nur seine Rasse und seine Klasse aus, sondern seine Persönlichkeit. Hooty Dooty ist das beste Beispiel. Mit ihrem Ego von der Größe eines Altdrachen und ihrer Abgebrühtheit gegenüber Hunderten von Untoten eroberte sie schnell mein Herz. Das ist wohl auch der Grund, warum ich so viele Stunden, in denen ich eigentlich auf Klausuren hätte lernen sollen, damit verbracht habe, querfeldein durch Tyria zu laufen, um ihre persönliche Story durchzuspielen und die Map zu erkunden. Prokrastination auf einem neuen Level.

Welcome to the Dungeon

Leider merkt man spätestens beim 2. Charakter, dass die Storys alles andere als individuell sind. Mentorencharaktere wie Hauptman Thackery scheinen universal alle persönlichen Schicksale in Tyria zu bestimmen und nach einer Weile wiederholen sich auch die Stimmen. Ein schönes Feature ist es, in der Party mit anderen Spielern Gruppenevents oder schwierigere Storyteile zu bestreiten und spätestens ab Stufe 30 kann man sich dann auch in die großen Dungeons wagen.

Hooty Dooty: Hat man bis dahin geglaubt, eine starke unbesiegbare Asura zu sein – mit coolen Attacken, die auch mal einstecken kann… wird man hier eines besseren belehrt. Ich habe hier ein ganz neues Maß von gegnerischem Schaden einstecken müssen und alle schienen sie immer sofort auf mich – die mit den wenigsten Leben – loszugehen!

Ursula: So begegnet man also einem der größten Problemen von Guild Wars 2: das nicht vorhandene Aggro-System. In anderen Spielen, wie WoW, gibt es Spieler-Fähigkeiten, welche die Aufmerksamkeit des Gegners vom eigenen Spielcharakter ablenken (als Demage-Dealer ganz praktisch) oder auf ihn lenken (nützlich für den Tank). In Guild Wars scheinen die Gegner sich ihr Opfer völlig willkürlich auszusuchen.

Hooty Dooty: Sich hinter seinen Untoten-Dienern zu halten, bringt z.B. nicht viel, wenn die Gegner einfach an ihnen vorbeilaufen…

Ursula: Hier in den Dungeons kommen erstmals die Gilden ins Spiel, denn wenn man ein festes Team hat, macht es dort richtig Spaß! Die besonderen Items, die man nur dort erhalten kann, sind ein zusätzlicher Grund, sich in die Tiefe zu wagen. Allerdings betritt man hier einen Bereich des Spiels, an dem der normale Spielspaß dem bitteren Ernst von Eid und Verpflichtung weicht. Als ich während einer Hausarbeitsphase dann doch mal mehrere Wochen keine Zeit hatte, Guild Wars zu spielen, wurde ich eiskalt aus meiner damaligen Gilde gekickt, was ich immer noch sehr kindisch finde.

Fighting the Dragon

Glücklicherweise kann man sich ja für das entscheiden, was einem im Spiel am meisten Spaß macht. Für die einen sind es die Dungeons oder der PvP-Modus, für die anderen ist es die Immersion mit einer bunten schöngestalteten Spielwelt. Man kann noch so viel erkunden und entdeckt doch jedesmal wieder etwas Neues oder Überraschendes!

Hooty Dooty: Letztendlich geht es ja eigentlich darum, den Drachen Zhaitan zu besiegen, der mit seinen Horden von Untoten Tyria zerstören will. Das ist natürlich etwas, das ich auf gar keinen Fall zulassen kann! Deshalb beschwöre ich meine Knochen-Diener, erhebe meinen Nekromanten-Stab uuund…. oh, ein neues Event in meiner Nähe! Ähm, einen Moment, Drache! Ich bin gleich wieder zurück, das brauch ich noch für meine Daily!…

Ursula: Und so gehen die Stunden dahin. Aber Spaß macht es!