Lange mussten wir uns gedulden, bis wir wieder in die fantastische, wenn auch brutale Welt von George R. R. Martin eintauchen durften. Besonders durch den Tod von Jon Snow am Ende der fünften Staffel und durch den Umstand, dass die sechste Staffel den Büchern voraus ist, wurde spekuliert ohne Ende und jede noch so kleine Aussage der Schauspieler überinterpretiert. Zumindest ein paar der Fragen wurden in den beiden neuen Folgen beantwortet, sowie viele weitere, die wir uns womöglich auch gar nicht stellen wollten.

Herrscher sterben wie die Fliegen

Einer der vielleicht schmerzhaftesten Tode für Westeros war der von Fürst Doran Martell. Zwar ist es Geschmackssache, jedoch hätte ich ihn wirklich gerne auf dem Iron Throne gesehen. Im Gegensatz zu vielen anderen war er ein überaus gerechter und weiser Herrscher. Vermutlich wurde ihm, wie zuvor schon Ned Stark, genau dies zum Verhängnis. Ellaria und ihre Sandsnakes befinden sich auf einem Rachezug, der bestimmt schnell auch große Wellen außerhalb von Dorne schlagen und einige mächtige oder höher gestellte Charaktere neben Myrcella “Baratheon” zu Fall bringen wird. Sympathisch macht sie das zwar nicht nach den Attentaten auf die Martells, aber auf jeden Fall bringen sie viel Spannung mit.

Doch nicht nur in Dorne gab es einen Machtwechsel, sondern auch im Norden sowie auf den Iron Islands. Ramsay Bolton erkämpfte sich nicht nur sofort die Krone des meistgehassten Charakters in Game of Thrones, sondern schaffte es mal wieder sich noch unbeliebter zu machen. Alleine für diese Leistung gebührt ihm schon ein großes Stück Anerkennung. Als Roose Bolton sagte, dass, trotz der Geburt eines würdigen und legitimen Thronfolgers für den Norden, weiterhin Bastard Ramsay (und in diesem Fall trifft die Beleidigung „Bastard“ wirklich zu), seine Nachfolge antreten dürfe, überkam mich kurz ein Hauch von Sympathie für ihn. Er wirkte so unglaublich dankbar und stolz, dass er irgendwie … menschlich zu sein schien. Doch genauso schnell wie dieser Hauch aufkam, so entwich er prompt wieder, als er seinen Vater, der vermutlich Einzige in ganz Westeros und darüber hinaus, der ihn jemals aufrichtig geliebt hat und jemals lieben könnte, direkt darauf erstach und seine Stiefmutter mit seinem neugeborenen Halbbruder (!) den Hunden vorwarf. Das ist an Grausamkeit kaum mehr zu überbieten. Zum Glück konnte wenigstens Sansa erfolgreich fliehen und hat jetzt Brienne of Tarth an ihrer Seite.

Achja, Balon Greyjoy, Theon’s Vater, wurde kurzen Prozess durch seinen verschollenen Bruder gemacht. Dieser warf ihn einfach mal von der Brücke. Zumindest er wirkt etwas erträglicher als sein Vorgänger. Hoffentlich schafft es Yara seinen Platz einzunehmen, denn sie würde den Inseln sicherlich zu neuem Ruhm verhelfen. 

Tyrion – How to train a Dragon

In Essos ereignete sich auch einiges. Daenerys ist zwar am Leben, hat aber ein ziemlich großes Problem, denn ihr Leben steht dank der Dothraki auf Messers Schneide. Tyrion hingegen kümmert sich darum, die Mutter der Drachen so gut es geht zu vertreten und erkennt das Problem der Drachenhaltung. Viserion und Rhaegal hungern in ihren Ketten und es wird befürchtet, dass sie dadurch sterben könnten. Mutig nähert er sich den Drachen und überraschenderweise sind diese ihm friedlich gesonnen und er kann sie sogar berühren und somit auch befreien. Wird Tyrion vielleicht zukünftig einen der Drachen reiten?

Melisandre’s zweites Gesicht

Neben den ganzen brutalen Morden und Tyrions neuen Drachenfreundschaften gab es auch noch einen ganz besonderen Augenschmaus für die Zuschauer, denn am Ende der ersten Folge entblößte sich die Priesterin mal wieder. Doch wo wir zuerst ein altbekanntes Bild der schönen Melisandre erblicken konnten, verwandelte sich diese nach dem Ablegen ihrer Kette in eine nicht mehr ganz so schön anzuschauende faltige alte Frau. Gefühlt das ganze Internet ist am darauffolgenden Tag explodiert. Besonders Twitter sorgte sehr für Unterhaltung.

https://twitter.com/barstoolsports/status/724418101647925249

Melisandre zeigte damit aber nicht nur ihre scheinbar wahre Gestalt, sondern offenbarte damit ihre Schwäche und starken Zweifel an sich selbst und vor allem an ihrem Herrn des Lichts. Immer war sie ihm treu und lies sogar die junge Tochter von Stannis opfern, um ihm und Westeros zu dienen. Dagegen scheint er sie zum ersten Mal im Stich zu lassen, denn sie hatte eine Zukunft mit Jon Snow gesehen, welche durch seinen Tod nicht mehr zustande kommen könne.

Doch Melisandre wäre nicht Melisandre, wenn sie nicht wieder zeigen würde, dass jeder andere neben ihr wie der letzte Amateur aussieht. Zwar brauchte es etwas Überzeugungsarbeit von Davos – dem eigentlichen Held der Stunde – bis sie genug Selbstbewusstsein sammeln konnte, um sich an ihre wohl größte Herausforderung ihres vermutlich hunderte Jahre alten Lebens heranzutauen, aber am Ende triumphierte sie. Und mit ihr vielleicht ganz Westeros.

Jon Snow is coming

Die Gerüchteküche brodelte ohne Ende und endlich erlangte die Welt Gewissheit: Jon Snow ist zurück! Ja, Melisandre hat tatsächlich das Wunder vollbracht und den wahren Helden des Nordens zurückgebracht. Zwar waren viele felsenfest der Meinung, dass Jon Snow wiederbelebt werden würde, aber bei Game of Thrones kann man ja nie wissen. Seine Rückkehr wirft allerdings viele Fragen auf. Ist Jon Snow wirklich noch Jon Snow? Was wird nun an der Mauer passieren? Werden die Wildlinge mit Jon Snow gen Süden reiten und gemeinsam Westeros von der Schreckensherrschaft der Boltons befreien und vielleicht noch mehr? Und die interessanteste Frage: ist Jon Snow wirklich der Sohn von Ned Stark oder bewahrheitet sich die beliebteste Fan-Theorie, dass Lyanna Stark und Rhaegar Targaryen seine Eltern sind? Bran wird immerhin nicht ohne Grund die junge Schwester von Ned Stark in einer Vision gesehen haben. Fragen über Fragen, aber Fakt ist: Montag erfahren wir mehr.