[Vorsicht Spoiler der Story]
Vier Jahre sind in Hollywood eine halbe Ewigkeit und so wundert es nicht, dass „The Dark Knight Rises“ pünktlich nach Ablauf dieser Frist, nachdem alle Lobeshymnen und Beileidbekundungen auf Heath Ledger verklungen sind, das „Grand Final“ der Trilogie in diesem Sommer über die Kinoleinwände flackert. Großen Erwartungen musste der Film allein schon wegen dem Erfolg des Vorgängers gerecht werden und so dachte man sich etwas „völlig Neues“ aus: neue Schurken, neue Verbündete und das dann natürlich gemischt mit alten, noch nicht zu Ende gefochtenen Fehden.

Der neue Superschurke trägt den Namen Bane (gespielt von Tom Hardy).

Seine Spezialität: Kräftig draufhauen und Rücken brechen. Daneben hat er in seiner Freizeit natürlich auch einen Faible für explodierende Flugzeuge oder Atombomben, wie sich das halt gehört. Eine Kostprobe bekommt man gleich im Prolog des Films, als Bane einen Flugzeugabsturz inszeniert und dabei den Atomphysiker Dr. Pavel entführt. Da er ihm aber zuvor noch etwas Blut abzapft und es einem der Unglücksopfer injiziert, hält man Pavel erst einmal für tot. Wir haben es hier also weniger mit Chaos als mit gut durchdachtem Terror zu tun.

In Gotham City sind seit dem Tod von Harvey Dent alias Two-Face acht Jahre vergangen und den „Veteranen“ aus „The Dark Knight“ – Commissioner Gordon und Bruce Wayne – sieht man das deutlich an. Ersterer (wieder gespielt von Gary Oldman) muss immer noch die Wahrheit über Harvey der Öffentlichkeit vorenthalten, damit Gotham seinen „Weißen Ritter“ behält und verfolgt nebenbei als Polizeichef die Spur von Batman. Ein hoffnungsloses Unterfangen, das weiß er nur allzu gut, denn Bruce Wayne (Christian Bale)  hat Batman aufgegeben. Die erste Hälfte des Films zeigt ihn als zurückgezogenen „Schlossherren“, der sich mit einem steifen Knie und angegrauten Haaren auf Wayne Manor verkriecht. Die Bewohner in Gotham erzählen sich schon Gruselgeschichten von ihm, die an Dracula erinnern, als eines Tages die Meisterdiebin Selina Kyle (gespielt von Anne Hathaway) in seine Privaträume einbricht und dort von einem Safe Waynes Fingerabdrücke nimmt. Den Eigentümer setzt sie einfach außer Gefecht, in dem sie ihm seinen Gehstock wegtritt – Wayne ist wirklich tief gesunken.

Natürlich kann es so nicht weitergehen, da Batman mittlerweile außer seinem treuen Butler Alfred (gespielt von dem überragenden Michael Caine!!) und dem Frischlings-Polizisten John Blake (Joseph Gordon-Levitt) dem Rest von Gotham ziemlich „wayne“ geworden ist. Catwoman, alias Selina Kyle, ist ein Vorbote der wachsenden Bedrohung in Gotham, einen größeren Einfluss auf die Wiederaufnahme der Batman-Rolle hat aber John Blake, der Wayne eines Tages in dessen Villa besucht und ihm in einem sentimentalen Monolog erzählt, er habe neben Batman auch immer den Mann Bruce Wayne verehrt, der als ehemaliges Waisenkind mit solch einer Entschlossenheit und soliden „Fassade“ sein Leben bestreitet. Diese Bewunderung kommt Bruce Wayne in seiner tiefen Midlife-Crisis sehr gelegen und er schöpft genug Selbstvertrauen, um wieder seine Bat-Höhle aufzusuchen.

An dieser Stelle muss ich kurz einmal innehalten und auf Joseph Gordon-Levitt als John Blake eingehen. Ich weiß, dass dieser Knabe schon als Jugendlicher in „10 Dinge die ich an dir hasse“ als Cameron erste Erfolge feierte und seitdem einige wichtige Rollen in anderen Filmen gespielt hat, trotzdem lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit mit Heath Ledger nicht leugnen. In anderen Filmen wie „Inception“ mag das vielleicht nicht so deutlich oder wichtig sein… aber unmittelbar in der Fortsetzung von „The Dark Knight“, in dem Heath Ledger noch mit unglaublicher Finesse den Joker spielte IST das meiner Meinung nach ein Problem! Da ich mich bemühte, relativ unvoreingenommen in den neuen Batmanfilm zu gehen und deshalb nicht wusste, dass Gordon-Levitt darin mitspielen würde, wäre ich im Kino beinahe vom Stuhl gefallen, weil ich im ersten Moment meinte, einen Geist zu sehen, als er auf der Leinwand erschien. Ich finde, darüber hätte Chrisopher Nolan mal KURZ nachdenken können, als er sich überlegte, es wäre doch ganz lustig, die Hälfte des Inception-Casts wieder in „The Dark Knight Rises“ auftauchen zu lassen …

Aber nun wieder zum Film: Gerade als Bruce Wayne sich aber wieder ins Leben zurückkämpft, erhebt sich auch wieder alles gegen ihn, diesmal nicht nur gegen Batman. Bei einem Börsenüberfall wird mit den Fingerabdrücken, die Selina Kyle vom Safe der Wayne Manor genommen hat, das ganze Vermögen Bruce Wayne’s verzockt, woraufhin er Miranda Tate (Marion Gottillard – man erinnere sich an „Mal“ aus „Inception“) zur neuen Chefin von Wayne Enterprises ernennt. Ihr Interesse gilt vor allem den neuen Fusionreaktor der Firma, welcher die Energiebranche revolutionieren könnte – allerdings auch die der Nuklearwaffen. So wundert es nicht, dass dieser Reaktor wenig später von Bane überfallen und die so gut gedachte neue Energiequelle in eine Atombombe umwandelt.

Zuvor kommt es allerdings zum Kampf, als Batman sich von Catwoman zu Banes Basis in der Kanalisation unter Gotham führen lässt und dort von Bane ziemlich übel zusammengeschlagen wird. Es endet damit, das Bane Batman fast das Rückgrat bricht und ihn in das Wüstengefängnis sperrt, aus dem er selbst einst geflohen ist. Dieses Gefängnis hat vorallem an seelischer Folter einiges zu bieten: Durch einen Steinzylinder, der an einen breiten Brunnenschacht erinnert, könnte man theoretisch in die Freiheit gelangen, rutscht man allerdings an der Felswand ab, stürzt man in den sicheren Tod. So verbringt man seine Gefangenschaft dort immer im Angesicht der möglichen Freiheit. Bane vertritt nämlich die Ansicht “There can be no true despair without hope!“ und hat damit meiner Meinung nach Recht.

Dieses Gefängnis fand ich im Film wirklich genial, es war mein absolutes Highlight! Das Bild von Gefangenschaft im Angesicht der Freiheit und dem Sprechchor „Deshay Basara!“ der dem Hinaufkletternden von den Gefangenen zugerufen wird, entwickelt eine Dynamik, die noch den ganzen Showdown bestimmt.

Zunächst wird Bruce Wayne allerdings erst einmal schwer verletzt im Gefängnis zurück gelassen und soll über einen kleinen Fernseher mitansehen wie Bane Gotham City zugrunde richtet. Das geschieht dann auch nach allen Regeln der (Terror-)Kunst: Mithilfe gezielter Sprengsätze wird einerseits ein Football-Spielfeld eingerissen, die Polizei in der Kanalisation auf der Suche nach Bane lebendig begraben und andererseits die Brücken, die von Gotham City aus zum Festland führen, gesprengt. Danach zeigt Bane den Bewohnern Gothams die Atombombe, die in fünf Monaten explodieren wird, erklärt, er werde den Zünder einer Person aus dem Volk anvertrauen und ruft die Bewohner zur Revolte gegen die Reichen und Mächtigen Gothams auf.

In der Stadt bricht also eine kleine französische Revolution aus; es gibt sogar einen „Sturm auf die Bastille“ – im Film das Black-Gate-Prison – aus dem die durch das Harvey Dent-Gesetz inhaftierten Schwerverbrecher befreit werden. Wayne verfolgt das alles von seiner Pritsche im Gefängnis aus eine Zeit lang und leidet vor sich hin, bis ihm vom Gefängnisarzt der Rücken wieder eingerenkt wird. Von einem anderen Gefangenen erfährt er, dass es nur einem einzigen Gefangenen, einem Kind, jemals gelungen ist, aus dem Gefängnis nach oben zu klettern. Wayne vermutet, dass es sich dabei um seinen Widersacher Bane handelt und versucht es ihm gleich zu tun. Zweimal scheitert er, bis er schließlich erkennt, dass er um zu entkommen sich seiner eigenen Ängste bewusst werden und sie überwinden muss.

Wieder zurück in Gotham schließt er sich dem Widerstand von Commissioner Gorden und John Blake an; der Plan ist, Bane die Atombombe zu entwenden und sie wieder an den Fusionsreaktor anzuschließen um sie zu entschärfen. Dumm nur, dass sie die Bewohner Gothams gegen sich haben, die Gefallen an der neuen Pseudo-Volksregierung finden, die ihnen Bane vorgaukelt.

So kommt es zur letzten Schlacht zwischen Polizei und Zivilbevölkerung, in der auch Bane und Batman wieder aufeinander treffen. Bane zieht diesmal den Kürzeren, da Batman ihm ein paar gezielte Schläge auf die Maske versetzt, die ihn mit Morphium versorgt (warum er erst beim 2. Kampf auf diese Idee kommt, sei mal dahingestellt…). Als Bane gerade zu Boden geht, kommt Miranda Tate angerauscht, eröffnet, dass sie das Kind ist, welches einst aus dem Wüstengefängnis fliehen konnte und gibt sich außerdem als die Tochter von Ra’s al Ghul, dem Widersacher aus Teil 1 zu erkennen. Bane, der im Gefängnis nur Mirandas Helfer war, ist damit nun plötzlich vollkommen uninteressant. Er wird von Catwoman einfach aus dem Weg geschossen und bekommt nicht mal mehr eine Sterbeszene; ein sehr unwürdiges Ende.

Miranda Tate wird dann auch relativ schnell außer Gefecht gesetzt (Marion Gottillard beweist hier: auch Sterben will gelernt sein…) und Batman wirft die Atombombe außerhalb der Stadt über dem Meer ab. Ein paar Minuten wird man in dem Glauben gelassen, dass er dabei selbst ums Leben kommt, in Wahrheit nutzt er das Manöver aber, um mit Selina Kyle unterzutauchen.

Zuletzt gibt es noch einen ziemlichen Vorschlaghammer-Cliffhanger, denn man erfährt, dass John Blakes richtiger Vorname „Robin“ ist. Es wird also demnächst mit Batman und Robin weitergehen – Hurra!

Wie ist nun mein Fazit zum Film?

  1. Gegen den Vorgänger kommt er nicht an, was vor allem an der Wahl des Bösewichts liegt. Stumpfer Hass und bloße Muskelkraft können es meiner Meinung nach nicht mit einem wahnsinnigen, unberechenbaren und dreisten Joker aufnehmen.
  2. Man spürt im Film sehr stark den Generationenwechsel, ähnlich wie beim James Bond „Die another Day“: Batman und Commissioner Cordon scheinen überholt und alt, während alle neu auftauchenden Charaktere mindestens 10 Jahre jünger sind als sie.
  3. Der Film gewinnt den Zuschauer dennoch durch die Gefängnisszene und den Soundtrack von Hans Zimmer, man sollte ihn also auf jeden Fall gesehen haben um mitreden zu können.
  4. Ich finde es schwierig einen Film so stark auf den ersten 1. Teil der Trilogie zu beziehen, der ja schon 7 Jahre zurückliegt. Das kulturelle Gedächtnis ist löchrig wie ein Sieb, vergesslich wie ein Greis und JAHRE kann man hier in Hundejahren rechnen.
  5. Es klingt zwar nebensächlich aber die Homophonie (also die Ähnlichkeit) der Namen „Bane“ und „Wayne“ war für mich ein Problem. Dadurch kam es manchmal zu unbeabsichtigten Missverständnissen.
  6. Catwoman sollte wie eine Katze aussehen und nicht bloß eine kleine Maske über den Augen tragen… meine persönliche Lieblings-Catwoman ist die in „Batman Returns„, gespielt von Michelle Pfeiffer.

Bleibt abzuwarten, was die Zukunft für Batman bringt. Ich sehe dem Ganzen kritisch entgegen, werde mir eine mögliche Fortsetzung aber trotzdem nicht entgehen lassen!