In den Erinnerungen eines anderen Menschen umherwandern. Was zuerst klingt wie der Film „Inception“, ist durch den chinesischen Studenten Alan Kwan teilweise in Form eines Kunstspieles möglich gemacht worden. Ein Jahr hat Kwan eine Mini-Kamera an seiner Brille getragen und damit seine täglichen Erfahrungen aufgezeichnet und die Interessantesten dann mit speziellerer Virtual Reality Software in sein Spiel „Bad Trip – Navigate my Mind“ integriert.

Einerseits hat er die aufgenommenen Daten verwendet und mit seiner kreativen Ader sowie (Alp-)Träumen vermengt, um daraus die sehr farblose und von starken Kontrasten geprägte Spielwelt zu erschaffen, die aus der Ich-Perspektive erforscht wird. Wenn man die bisher gezeigten Bilder betrachtet, bekommt man auch annähernd das Gefühl, in einem Abbild der Gedanken des Künstlers umherwandern zu können.

Andererseits hat er die entstandenen Videos auch direkt in das Spiel eingefügt und sie in verschiedenen in der Spielwelt verteilten Häusern eingebaut. Im Demo-Video sieht man wie der Spieler ein solches Haus findet und dort auf erste Erinnerungsfetzen von Kwan stößt. Diese sind aber nicht klar und deutlich zu sehen, sondern liegen in Form von Würfeln, die verschiedene, farbige Videos abspielen, ineinander. Tritt man in einen solchen Haufen ein, so wird man von einer Menge an Informationen überwältigt. Mehrere Stimmen überlagern sich und reden auf Kwan ein, die Bilder sind alle in Bewegung, gehen fließend ineinander über und sind manchmal sehr klar zu sehen und dann wieder verzerrt und undeutlich. Also eine mehr als stimmige Übertragung vieler Dinge, die Erinnerungen ausmachen.

Und auch die privaten und schlechten Erinnerungen wurden passend in das Spiel integriert. Denn sie sind in schwer erreichbaren Häusern weggesperrt und man muss lange und umständliche Wege auf sich nehmen, um Zugang dazu zu haben, bekommt damit aber auch tiefe Einblicke des Lebens eines anderen Menschen zu sehen. Manche Erinnerungen sollen aber auch unerreichbar bleiben und sind dann nur aus weiter Entfernung zu sehen, so dass man nicht mehr als ein leises Flüstern und Schemen wahrnehmen kann. Kwan hatte vor einem Jahr bereits ein ähnliches Projekt vorgestellt, in dem die Nutzer ihre aufgenommenen Videos mit der selben Methode in einer digitalen Landschaft platzieren konnten. „Bad Trip“ ist also eine weiterentwickelte, persönliche Variante.

Am besten schaut man sich einfach einmal das Demo-Video selbst an

Bisher ist das Spiel leider noch nicht für die breite Öffentlichkeit zugänglich, sondern nur in einer festen Installation anspielbar. Man darf hoffen, dass Kwan das Spiel bald auch in digitaler Form herausgeben wird. Auf eine Lokalisierung wird man dabei dann aber aus nachvollziehbaren Gründen verzichten müssen, die Bilder allein sollten aber auch schon genügend Aussagekraft besitzen. Bereits jetzt hat der Künstler einen Nachfolger mit einer noch ein bisschen abgefahreneren Idee im Auge. In diesem sollen Menschen Erinnerungen direkt und wahrscheinlich anonym austauschen dürfen. Das dürfte dann selbst für einige kuriose und sowohl im positiven als auch negativen Sinne unvergessliche Momente sorgen.