Im Folgenden erzähle ich euch von meinen Weihnachtseinkäufen. Die Einkäufe waren erfolglos und deshalb ergibt sich daraus auch keine erbauliche Weihnachtsgeschichte. Deshalb habe ich nach einem Zitat zur Auflockerung gesucht, gefunden habe jedoch nur eines von Woody Allen das mir passend erschien:

Alles in allem würde ich Ihnen gerne eine positive Botschaft mit auf den Weg geben – ich habe aber keine. Würden Sie eventuell auch zwei negative nehmen?

Samstag, 3. Advent, 16:30 Uhr: ich stehe irgendwo zwischen Kinderkarussell und Glühweinstand, wo genau kann ich nicht sagen! Der Blick auf die Stände wird mir nämlich von der Masse an Leuten verstellt, zwischen denen ich eingepfercht bin. Ich komme mir fast vor wie auf dem letzten Rockkonzert, das ich besucht habe. Schaue ich mich jedoch um, sehe ich nicht einen Haufen entspannter langhaariger Typen beim Headbangen,sondern eine Menge gehetzter Menschen, die verzweifelt versuchen eine schöne Krawatte für Onkel Heinz oder das Lieblingsparfüm für Mutti zu bekommen.

Während ich im Kopf meine Einkaufsliste durchgehe, fallen mir wieder die Worte meines Mitbewohners ein: „Du solltest nicht am Samstag in die Stadt gehen, da ist sicherlich die Hölle los!“ Er ja hat recht, aber wann soll ich denn sonst meine Besorgungen machen? Nächstes Wochenende steht ein Besuch bei meiner Mutter an. Ich teile nämlich das Schicksal vieler Scheidungskinder. Es wird gleich zweimal Weihnachten gefeiert: einmal an Heiligabend und einmal kurz davor. Als Kind war das toll. Es gab ja zweimal Geschenke. Mittlerweile gibt es hauptsächlich doppelt so viele Kalorien. In der Woche zwischen dem dritten und dem vierten Advent werde ich wohl die meiste Zeit auf irgendwelchen Weihnachtsfeiern verbringen. Wenn ich mich nicht noch irgendwie davor drücken kann.

Im Einkaufszentrum angekommen, blinkt es mir in allen Farben entgegen. Nicht zum ersten mal stell ich mir die Frage, ob die Evangelisten sich das so vorgestellt haben, als sie die Geschehnisse um die Geburt Jesu aufgeschrieben haben.

Ich werde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als mein Handy klingelt. Meine Schwester ist am anderen Ende der Leitung. Sie ist aufgebracht und erzählt mir unsere Großmutter hätte beschlossen, dass es auch dieses Jahr die traditionelle Weihnachtsgans geben soll. Was folgt, ist ein halbstündiger Vortrag darüber, dass man das Fest des Friedens und der Liebe doch nicht begehen könne, indem man eine unschuldige Gans tötet. Um eine Diskussion zu vermeiden, gebe ich ihr in allen Punkten Recht. Gott sei Dank, kann ich sie abwürgen als ich im Buchladen meines Vertrauens auf einen alten Schulfreund treffe. Wir beschließen einen Glühwein trinken zu gehen.

Während wir so am Glühweinstand stehen, wird uns klar, dass die Dauerbeschallung der Weihnachtsmarktbesucher durch die immer gleichen Weihnachtslieder bestimmt gegen eine Lärmschutzrichtlinie, wenn nicht gar gegen die Menschenrechte verstößt. Angeheizt durch den ein oder anderen Glühwein, beschließen wir kurzer Hand ein Bürgerbegehren gegen die Lärmbelästigung durch Weihnachtslieder zu gründen. Wir finden auch sehr schnell Anhänger. Für eine ordentliche Demo fehlt mir jedoch ein Megafon, um meine Parolen lautstark unters Volk zubringen. Kurzerhand greife ich nach dem Mikrofon des Glühweinverkäufers. Dieser hat jedoch nicht allzu viel Verständnis für unsere Bewegung und brüllt mich an, er wolle mich auf dem Weihnachtsmarkt nicht mehr sehen.

Pfeifend verlasse ich den Weihnachtsmarkt und mir wird klar, dass Lokalverbot auf dem Weihnachtsmarkt das beste ist was einem Weihnachtsmuffel passieren kann.

Wieder vor meiner Wohnungstür angekommen habe ich das dringende Bedürfnis, mich entweder bis Neujahr zuhause einzuschließen oder auf die Weihnachtsinsel zu verschwinden. Dort trinke ich dann mit dem Coca-Cola Weihnachtsmann Whiskey-Cola und komme erst wieder zurück, wenn sich der ganze Weihnachtswahnsinn gelegt hat.

Da mein Kontostand eine Weihnachtsflucht nicht zulässt, entschließe ich mich, einfach in mein Bett zu gehen. Auf dem Weg dorthin komme ich an meinem Briefkasten vorbei. Dort ich finde ich eine Karte mit folgender Weisheit: „Wäre Maria hart geblieben, wäre uns Weihnachten erspart geblieben.“

Euer Weihnachtsmuffel