Vom Sklaven zum Krieger, vom Krieger zum Gott, vom Gott zum Menschen. Einauge (Mads Mikkelsen) spricht nie ein Wort und redet doch. Keinen Kampf hat er verloren, doch Narben durchfurchen seinen Körper. Sein linkes Auge ist blind. Und niemand weiß, wo er herkam.

Regisseur Nicolas Winding Refn (Pusher, Bronson) beweist einmal mehr, zu was der europäische Film fähig ist. Und dass es dazu kein großes Budget braucht. Mit einer fesselnden Sogkraft bindet der Film das Auge an den Bildschirm und manifestiert sich in unbestimmbaren Gefühlen im Körper.

Denn Walhalla Rising tut das, was der moderne Film beinahe vergessen hat: er erzählt durch Bilder. Langsame, faszinierende, starke Bilder, die allesamt für sich sprechen. Erklärungen sind nicht nötig; weder auf Basis der Handlung noch auf Basis der Sprache. Schweigen kann eine Gewalt sein, Undurchschaubarkeit ebenso.

Und in diesem Schweigen spielt der Ton dennoch eine große Rolle. Dezente Musik, dezente Soundeffekte, tosende Umgebungsgeräusche. Geschickt setzt mal das eine, mal das andere aus. Manchmal sogar komplett. Giles Lamb (Sounddesign) und Winding Refn wussten den Ton zu mehr zu nutzen als nur zur Untermahlung und Authenzitätsvermittlung.

Die schottischen Hochebenen der Highlands, Nebel, Farbfilter, gewaltige Weitwinkeleinstellungen und minimalistisches Schauspiel: das alles verschwimmt zu einer Sprache, die wenn dann an Filme Wong Kar-Wais und Sergio Leones erinnern – so seltsam der Vergleich im Vorfeld auch erscheinen mag.

Ob man es als Parabel an Allvater Odin, die Christianisierung und die Apocalypse sieht, als schweigender Ausdruck von düsteren Gefühlen, als Ausbruch eines namenlosen Sklaven, der nach Ort und Zeit seines Todes sucht – wie auch immer man die Reise ins Ungewisse beschreibt – das Gefühl, das übrig bleibt, klammert sich noch nach Filmende ans Gemüt. Es ist einer jener Augenblicke, in denen man sprachlos da sitzt und nicht weiss, ob man das Gesehene nun gut oder schlecht finden soll. Die Frage: was habe ich da eben gesehen?

Denn vom Titel sollte sich niemand beirren lassen, genauso wenig vom Trailer: Walhalla Rising ist weder Historienfilm noch ein „cooles“, actionreiches Wikingerepos, das an bisherige Filme wie Pathfinder oder Beowulf anknüpft  – Walhalla Rising ist ein düster-melancholischer Trip in die Hölle.

Fazit: visuell einzigartiger Film mit mythengetränkter Faszination, in dem Mads Mikkelsen als schweigender Unbekannter alle Blicke auf sich zieht. Wer den Film sehen will, sollte sich jedoch auf eine Erzählweise weit jenseits des Popkorn-Kinos einstellen.

Bildqualität: seht gut. Starke Kontraste und stechende Schärfe.

Ton: berauschend. Gerade das 5.1-Erlebnis hebt sich von den meisten DVDs ab.

Zusatzmaterial: gering. Nur ein Off-Kommentar mit Mikkelsen und Winding Refn und ein paar abgefahrene Trailer.

OT: Valhalla Rising: Großbritannien/ Dänemark 2009; 88 min; Regie: Nicolas Winding Refn; Darsteller: Mads Mikkelsen, Maarten Stevenson, Andrew Flanagan, Gary Lewis, Gordon Brown, Gary McCormack; Bild: 2,35:1 Widescreen (16:9 anamorph); Ton: Deutsch und Englisch in DD 5.1 und Deutsch in DTS 5.1; Als Blu-ray ebenfalls erhältlich.