Endlich ist es soweit: Der Spotttölpel hat nun auch unsere heimischen Kinos erreicht. Wer jetzt jedoch auf einen actionreichen und CGI-überladenen Endkampf, wie wir es von Marvel und Co. kennen, hofft, den muss ich an dieser Stelle gleich enttäuschen. Tribute von Panem ist anders.

In Mockingjay 2 wird Kantniss Everdeen weiterhin für Propagandavideos missbraucht und nach Distrikt 2 geschickt, um dort eine Rede zu halten. Jedoch läuft dies nicht wie geplant und sie wird angeschossen. In Distrikt 13 soll sich Katniss eigentlich von den Verletzungen erholen, schleicht sich aber trotzdem nach kurzer Zeit erneut nach Distrikt 2, von welchem aus die Rebellen nun direkt das Kapitol attackieren. Rebellenanführerin Coin ist nicht begeistert, als sie darüber in Kenntnis gesetzt wird, aber nutzt die Situation für ihre eigenen Zwecke aus. Katniss kann nicht, wie sie es sich wünscht, direkt auf Snow losgehen, sondern wird mit ihrem Einsatztrupp, bestehend aus dem Kamerateam, Peeta, Gale und Finnick, in die Außenbezirke des Kapitols verbannt, um weitere Filme zu drehen. Als sie dann doch in eine Falle tappen und einige Mitglieder ihrer Crew verlieren, erlangt Katniss die Befehlsgewalt. Da Snow durch Videoaufnahmen alle für tot hält und die Stadt das reinste Minenfeld ist, begeben sie sich in den Untergrund, um von dort aus zu Snow vorzudringen. Doch auch dort lauern allerlei Gefahren.

Statt einer großen Schlacht wird in diesem Teil viel Wert auf politische Kriegstaktiken gelegt. Man weiß, dass ein Kampf stattfindet, konfrontiert wird man damit jedoch fast nicht, es sei denn, Katniss befindet sich in diesen. Dadurch reflektiert der Zuschauer die Situation anders, als er es gewohnt ist, denn es werden auch die schlechten Seiten der Rebellen gezeigt. Die Frage, ob die Revolution die vielen Opfer wert sei, bleibt den ganzen Film über erhalten.

Mockingjay ist der zweite Teil des dritten Teils der Tribute von Panem-Trilogie. Mit Harry Potter wurde es ja zur Normalität, bei Buchverfilmungen das Finale zu splitten, auch wenn die eigentliche Vorlage nicht mehr Stoff vorgibt als die vorangegangenen Bücher. Hier in Mockingjay 2 merkt man das leider an einigen Stellen, die den Film unnötig in die Länge zu ziehen scheinen. Das nimmt etwas die Spannung aus der ersten Hälfte des Films. Den Filmemachern ist das Geld wohl wichtiger als ein tolles Endprodukt. Schade eigentlich. Dadurch ist das Finale nur noch überdurchschnittlich gut, nicht grandios wie erhofft.

Ladies und Gentleman, willkommen zu den 76. Hungerspielen!

Im Finale wird erneut der Gedanke der Hungerspiele aufgegriffen. Zwar finden diese nicht mehr in einer Arena statt, wie es in den vorherigen Filmen der Fall war, jedoch ähnelt dieses Mal das Kapitol einer solchen. Die Stadt ist übersäht mit Minen, Friedenswächtern und anderen tödlichen Fallen, welchen Katniss und ihrem Gefolge das Leben schwer macht. Die Gefahr ist allgegenwärtig. Mockingjay 2 erzeugt somit ein sehr ungemütliches Gefühl, das schon fast eine horrorfilmartige Bedrohlichkeit mitbringt.

Sehr kritisch ist die Screentime der einzelnen Schauspieler zu betrachten. So wird im Trailer mit Gwendoline Christie (bekannt aus Game of Thrones als Brienne von Tarth) als Commander Lyme geworben, bekommt aber tatsächlich nicht mehr als wenige Sätze im eigentlichen Film. Und auch wichtige Charakter wie Primrose, Ceasar Flickerman oder auch Plutarch Heavensbee kommen viel zu kurz (wobei letzterer vermutlich eher durch den Tod Donald Sutherlands verschuldet ist).  Für Unverständnis sorgt auch der Umstand, dass sämtliche Führungsrollen der Rebellen aus Frauen bestehen. Aber ein bisschen übertriebener Feminismus kann dem männerdominierten Kinoprogramm auch mal nicht schaden.

Jennifer Lawrence schafft es erstaunlich gut, den zerrütteten Zustand von Katniss darzustellen. Sie ist nicht einer dieser Helden, der die Welt retten will. Nein, sie wird vielmehr in die Rolle gepresst und versucht ihren Schmerz auf Snow zu kanalisieren. Von ihrer Überzeugung getrieben, Snows Treiben ein Ende zu setzen, schiebt sie auch die Wahl zwischen Gale und Peeta hinaus, mit der Hoffnung, dass mit seinem Tod ihr Gefühlschaos ein Ende findet. (Spoiler!) Als Prim und Snow sterben, befällt sie das Gefühl der Hilflosigkeit, dass ihr kompletter Kampf sinnlos gewesen sei. Immerhin war ihre Grundintention, Prim vor den Hungerspielen zu retten. Vermutlich wurde deswegen die Endszene mit Katniss und Peeta und ihren Kindern noch gezeigt (Ja, sie hat sich für Peeta entschieden!). Denn dort scheint unsere Protagonistin sich einigermaßen von den Vorfällen erholt zu haben. Unnötig und nervig ist diese Szene dennoch. Man sollte sie genauso ignorieren wie das Finale von How I Met Your Mother. (Spoiler Ende!)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich ein Kinobesuch lohnt. Man darf nur nicht mit falschen Erwartungen reingehen.