Stellt Euch vor ihr geht spontan Pizza essen und bestellt ein richtig geiles Teil. Mit Salami, Schinken, extra Käse und allem drum und dran. Dann kommt das Ding, und ist verdammt nochmal ungebacken und völlig roh. Ihr blickt nochmal in die Karte und da steht ganz klein in der Ecke „gebacken: So wie unsere Pizza gegessen werden sollte – Nur für Kunden mit Reservierung oder gegen 5€ extra“. Na wie würdet ihr Euch da fühlen? Hintergangen? Betrogen? Na aber sicher doch!

Und genau so fühle ich mich wenn ich an Metro: Last Light denke.

Gleich mal vorweg. Ich habe den neusten Teil des postapokalyptischen First-Person-Shooters noch nicht gespielt und kann deshalb auch noch keine Aussagen über dessen spielerische und inhaltliche Quallität machen. Doch worüber ich eine Aussage treffen kann, ist die Vertriebsform, die sich Publisher Koch Media ausgedacht hat. Doch vorher ein kleiner geschichtlicher Exkurs. 2010 erschien Metro 2033.

Der postapokalyptische Shooter, der in den U-Bahn Tunneln von Moskau spielt und auf Dmitry Gluchowsky gleichnamigen Bestseller basiert, wurde von dem ukrainischen Entwicklerstudio 4A Games gemacht und von THQ veröffentlicht. Das Spiel wurde zwar nicht zum Riesenerfolg, gilt  unter Shooter Freunden aber als Geheimtipp und konnte vor allem durch seine unterschiedlichen Spielmechanismen und seine dichte Atmosphäre und erwachsene Welt überzeugen.  Klar, dass es da ein Sequel geben wird!
Und so kommt es, dass sich die Jungs und Mädels von 4A Games, noch unter der Führung von THQ an eine Fortsetzung machen. Doch THQ hat wirtschaftliche Probleme und wird Anfang 2013 aufgelöst. Bei einer großen Auktion kommt, neben den anderen Lizenzen von THQ, dann auch Metro unter dem Hammer und wird von Deep Silver, einer Sparte des deutschen Medienunternehmens Koch Media gekauft. Diese entscheiden Metro weiterhin am Leben zu erhalten und auch das Sequel Metro: Last Light weiterhin von 4A Games entwickeln zu lassen. Spielern des Vorgängers räumt man sogar 10% Rabatt beim Kauf von Last Light auf Steam ein.

Alles in allem ja eine durchaus lobenswerte Einstellung. Doch jetzt kommt der Knaller! Neben einer extra Ingame-Waffe und etwas Startkapital zu Beginn des Spieles und einem digitalen Comic gehört auch der Ranger-Modus zu den Boni der Limited-Edition. Dieser Modus ist im Großen und Ganzen einfach ein höherer Schwierigkeitsgrad. Die Gegner halten mehr aus, ihr sterbt schneller und Munition ist noch seltener als ohnehin schon. Und genau dieser Modus wird nun aus dem Spiel genommen und exklusiv für Käufer dieser Edition als DLC angeboten. ALS DLC!!!! Etwas, dass eigentlich schon im Spiel sein sollte, wird am ersten Tag zum DOWNLOAD angeboten. Doch natürlich können auch Kunden, die das Spiel nicht vorbestellt, oder in dieser speziellen Auflage bekommen haben, in den Genuss dieses Modus kommen. Nur müssen diese dann verdammte 5$ zahlen! 5$, also ca. 10% des Kaufpreises, für einen Schwierigkeitsgrad. Das ist doch ein starkes Stück. Doch wartet… es kommt noch besser! In allen Angeboten und auch auf der offiziellen Internetseite des Spiels wird dieser exklusive Ranger-Modus als „the way it was meant tob e played“ oder auf Deutsch „Genau so soll es gespielt werden“ beworben. Man nimmt dem Spieler also die Spielerfahrung, die eigentlich erreicht werden soll und berechnet dafür nochmal 5$?! 5$ für etwas, dass ohnehin schon im Spiel sein sollte?! 5$, selbst dann wenn ich das Spiel einige Wochen später zum selben Preise kaufe wie alle Vorbesteller?!

Ich verstehe ja, dass es zurzeit Gang und Gebe ist Boni für Vorbesteller  anzubieten. Und auch, dass die Unternehmen nach Wegen suchen um den Wiederverkaufswert von Spielen zu mindern. Und ich habe mich auch mit den „Day 1 DLCs“ abgefunden. Doch wenn Spielinhalten, die als „the way it was meant to be played“ betitelt und separat verkauft werden, dann überschreitet das eine Schwelle, die meiner Meinung nach nicht überschritten werden darf. Was kommt als nächstes?! Müssen wir bei Forza extra zahlen um die hochklassigen Boliden fahren zu dürfen? Dürfen wir beim nächsten Mario nur dann gegen Bowser antreten, wenn wir das Spiel vorbestellt haben? Und müssen wir in Zukunft unsere Spiele vielleicht Code für Code und Textur für Textur einzeln kaufen? Oder stellt Euch das bei Eurem Auto vor. Was würdet ihr sagen, wenn das beim Kauf nur 50 fahren könnte und ihr nochmal extra bezahlen müsstet um auch außerhalb der Stadt den Verkehr nicht zu behindern? Das klingt übertrieben, doch genau in diese Richtung geht die Entwicklung.

Auch Tom Senior, von PC Gamer war verdutzt über die Vermarktungsstrategie von Metro: Last Light und frage deshalb bei Koch Media nach. Und deren Antwort war wirklich interessant. Hier heißt es nämlich u.a., dass es vom Einzelhandel verlangt würde spezielle Boni für Vorbesteller anzubieten. Ja, das sehe ich komplett ein, doch diese Boni werden ja angeboten! Was sind denn die extra Waffe, das Startkapital und der Comic, wenn nicht Boni für Vorbesteller? Ich verstehe es einfach nicht! Ich verstehe nicht warum man sein Spiel schlechter macht, das dann auch noch offen zugibt, nur um einen zusätzlichen Bonus für Vorbesteller und die extra 5$ zu haben. Das wirft ein schlechtes Licht auf das Spiel, ein schlechtes Licht auf die Entwickler, die ja eigentlich nichts dafür können und vor allem ein schlechtes Licht auf Koch Media und ihre Geschäftsmodelle.

Eigentlich wäre damit alles gesagt. Doch eine Sache habe ich da noch, und zwar der Umgang der deutschen Presse mit dem Thema. Bei meiner Recherche fiel mir auf, dass das Spieleportal Gamesglobal als einzige größere deutsche Seite über diesen Umstand berichtet hat. Alle anderen schienen sich mit reinen Tests ihrer Vorabversion zu begnügen und verloren kein Wort über die Angelegenheit. Nun stellt sich natürlich die Frage ob die zuständiger Tester es einfach nichts darüber wussten, obwohl hierzu nur ein Blick auf Amazon, Steam oder die offizielle Internetseite des Spiels genügt hätte, oder ob man nur Angst hatte die guten Kontakte zur Koch Media Gruppe zu gefährden. Nun das weiß ich leider auch nicht, doch sollte irgendein Videospieljournalist irgendwann einmal diesen Artikel lesen und merken, dass womöglich letzteres auf ihn zutrifft, dann habe ich folgendes zu sagen: Ihr seid Journalisten verdammt nochmal und keine Werbeleute der Publisher!!! Also sagt Eure Meinung und lasst den deutschen Spielejournalismus nicht zu dem hier verkommen: