Als drittes Werk in unserer Comic-Reihe steht wieder ein Klassiker an: Asterix! Auf die ein oder andere Weise ist sicher jeder von uns früher oder später in seiner Kindheit mit dem Gallier und seinem Zaubertrank in Verbindung gekommen; meine Faszination für ihn entstand bereits im Kindergarten im zarten Alter von 4 Jahren.

Worum es in „Asterix“ geht, ist schon sehr treffend mit dem kurzen Informationstext erklärt, der am Anfang eines jeden Comics zu lesen ist:

„Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt …Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Babaorum, Aquarium, Laudanum und Kleinbonum liegen…“ („Asterix der Gallier“, S.1 .)

Und warum ist es nicht leicht? Wegen des Zaubertranks, den der Druide Miraculix braut.

Dieser verleiht jedem, der ihn trinkt, übermenschliche Kräfte. Asterix‘ bester Freund Obelix, der als kleiner Junge in einen Kessel voll Zaubertrank gefallen ist, hat deshalb einen lebenslangen Vorrat davon. Das hindert ihn aber nicht daran, immer wieder zu versuchen, eine Kelle Zaubertrank abzubekommen. Trotz seiner Stärke ist er aber eher schüchtern (besonders wenn es um Frauen geht) und hat einen sehr weichen Kern; das merkt man auch an seiner Freundschaft zu seinem Hund Idefix.

Chef des Dorfes ist der Häuptling Majestix, der allerdings sehr unter dem Pantoffel seiner Frau Gutemine steht und öfters große Probleme hat, sich bei den Dorfbewohnern Gehör zu verschaffen (das fängt bei seinen eigenen Schildträgern an).

Der Barde Troubadix, der gesanglich etwa die Begabung eines durchschnittlichen „Deutschland-Sucht-den-Superstar“-Bewerbers hat, geht den Dorfbewohnern mit seinen beharrlich schiefen Klängen ziemlich auf die Nerven, vor allem auch dem Schmied Automatix  – wenn der nicht gerade damit beschäftigt ist, sich mit dem Fischhändler Verleihnix darüber zu streiten, ob dessen Fische frisch sind oder nicht. Meistens artet dieser Streit in der sehr beliebten Dorfschlägerei aus – wir haben es hier also mit sehr sanftmütigen, Probleme vermeidenden Menschen zu tun:

Der Wichtigste von ihnen ist natürlich Asterix. Während die meisten Mädchen im Kindergarten vielleicht eher Prinzessin spielten, wollte ich damals immer Asterix sein und ich finde das aus heutiger Sicht immer noch verständlich: Asterix ist klug, stark, mutig und hat viele sehr lustige Freunde – also kein gerade schlechtes Vorbild.

Schöpfer von „Asterix“ sind die beiden Franzosen René Goscinny und Albert Uderzo. Letzterer übernahm bei der Enstehung die Zeichnungen, Goscinny war für die Texte zuständig. Der erste Asterix mit dem Titel „Asterix der Gallier“kam 1961 heraus. In den folgenden Jahrzehnten erschienen insgesamt 34 Hefte, in den 70ern sogar manchmal zwei Bände pro Jahr.

Oft hat man bei Asterix-Comics den Eindruck, dass hier jemand zwar historisch sehr genau Bescheid wusste (Goscinny und Uderzo wälzten zahlreiche Geschichtswerke, um Inspirationen zu sammeln), aber dann doch noch seinen Senf dazu geben wollte. Diese geschichtlichen Anspielungen sind für die Handlung der Comics prinzipiell nicht wichtig, ist man aber mal zufällig im Geschichtsunterricht über den Gallischen Krieg gestolpert, kann man doch darüber schmunzeln. (1) Wichtig zu erwähnen ist auch, dass Goscinny, der Texter von „Asterix“, schon 1977 gestorben ist. Zu den Veränderungen, die sich seitdem ergeben haben, komme ich nachher noch.

Ein Element, das sicher mit zum Ruhm von Asterix beigetragen hat, ist das Spiel mit Klischees. Auf seinen zahllosen Reisen, bei denen er gegen die Römer kämpfen muss, kommt Asterix in nahezu jedes Land im westlichen Europa (und schaut sogar in „Die Große Überfahrt“ nach Amerika hinüber). Hierbei werden sämtliche Vorurteile über das betreffende Land herausgenommen und humoristisch in die Zeit um 50 v. Chr. eingebaut:

Im Laufe der Jahrzehnte hat so jedes Land einmal sein Fett weggekriegt, auch die Franzosen selber in „Asterix und die Tour de France“. Da ist es schon etwas seltsam, dass Asterix auf all seinen Reisen nie nach Germanien gekommen ist!

Bei so viel Internationalität wundert es nicht, dass „Asterix“ in 80 verschiedene Sprachen übersetzt wurde, darunter auch Altgriechisch und Latein. Und als das nicht mehr reichte, kamen einige der Bände auch noch in verschiedenen deutschen Mundarten raus (Ich selber besitze z.b. „Dr Grosse Grabba“, die schwäbische Verison von „Der Große Graben“). Inwieweit solche „Übersetzungen“ nötig sind, ist eine andere aber berechtigte Frage.

Hauptsächlich ist Asterix aber wohl durch die Kloppereien mit den Römern so berühmt geworden. Als Kind fand ich sie sehr lustig, aus heutiger Sicht scheinen sie mir ziemlich unfair – aber immer noch lustig. Dem ach so bedeutenden großen Imperium Romanum wird dabei mit einer Ladung Zaubertrank ganz gehörig in den Arsch getreten.

Natürlich ist „Asterix“ wegen seiner Bekanntheit auch längst nicht mehr nur ein Comic. Ich persönlich habe ihn über die Zeichentrickfilme kennen gelernt. Die berühmtesten davon sind wahrscheinlich „Asterix und Kleopatra“, „Asterix bei den Briten“ und „Asterix erobert Rom“. Letzterer ist besonders interessant, da seine Geschichte nicht auf einem der Comics basiert. Gerade deshalb ist er ziemlich originell. Außerdem wurden Asterix‘ Abenteuer auf Kassette/CD vertont, und es kamen einige PC-Spiele heraus.

In den 2000ern ging es dann mit den Spielfilmen zu Asterix los. Hier gab es meiner Meinung nach in „Asterix und Obelix gegen Caesar“ die beste Cäsar-Besetzung aller Zeiten mit Gottfried John. Auch Gerard Depardieu macht seine Sache als Obelix nicht schlecht, wobei der Film-Asterix, der ja schon zweimal unterschiedlich besetzt wurde, seiner Comic-Vorlage nie ganz gerecht wird. „Asterix & Obelix: Mission Kleopatra“ hielt sich (teilweise auch mit Kamera-Einstellungen) relativ genau an die Comic-Vorlage, neigte aber schon – wie „Asterix bei den Olympischen Spielen“ im Übermaß – zu übertriebenem Einsatz von Computeranimation.

Übertreibung ist ein gutes Stichwort, welches mich zu meinem letzten Punkt bringt: Seit dem Tod von Texter Goscinny hat „Asterix“ eine neue Richtung eingeschlagen. Dies machte sich erstmal nur in seltsamen Titeln wie „Der Sohn des Asterix“ bemerkbar, aber bald nahm auch der Witz und die Originalität ab, bis sich die Comics nur noch selbst zitierten und das auch noch sehr schlecht. „Asterix im Morgenland“ ist für mich der letzte „Asterix“, den es sich zu lesen lohnt. Bis zu diesem Band (Nr. 28) besitze ich auch alle Comics. Was danach kam, grenzt schon fast an Unverschämtheit: ich sage nur „Gallien in Gefahr“

Der verfluchte Hunger nach Geld („Auri sacra fames“ wie schon der alte Pirat in „Streit um Asterix“ sagt) hat Uderzo schließlich soweit getrieben, dass er sogar die Mars-Männchen im gallischen Dorf landen lässt. Eine Umkehr zu der Genialität der 70er ist wohl nicht zu erhoffen…

Aber vielleicht kommt Uderzo ja eines Tages wieder zur Vernunft und erkennt, dass die Franchise „Asterix“ nun genug ausgeschlachtet ist… Damit vor allem Anhänger wie ich Asterix so in Erinnerung behalten dürfen, wie in den alten Comics. Und so wie es dort Sitte war, möchte ich auch diesen Artikel mit dem Bild abschließen, das so ziemlich auf jeder letzten Seite eines „Asterix“ zu finden ist: Das abschließende Festmahl mit gebratenem Wildschwein und Cervisia.